#Kapitel 1

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Sophie POV
Mein durch Albträume geplagter Schlaf wurde durch mein klingelndes Handy unterbrochen und ich war demjenigen, der mich so früh anrief sogar fast dankbar. Noch im Halbschlaf nahm ich den Anruf entgegen, ohne nachzusehen, wer mich da anrief. „Guten Morgen, Miss Skye, habe ich sie geweckt?“, fragte Inspektor Milan mich und meine Müdigkeit war auf einen Schlag verflogen, denn wenn er mich persönlich anrief, musste es sehr wichtig sein. „Ja, haben sie, aber das ist schon okay. Warum rufen sie denn an?“, wollte ich wissen und setzte mich in meinem Bett auf. „Es gibt momentan einen Fall, bei dem wir ihre Hilfe gebrauchen könnten“, gab er zu und ich stand auf. „Okay, worum geht´s?“, fragte ich ihn sofort. „Um eine Mordserie, genaues erkläre ich ihnen vor Ort. Kommen sie bitte zum Hyde Park, ein Kollege von mir wird sie dort zum genauen Tatort bringen“, bat er mich. „Gut ich mache mich sofort auf den Weg“, versprach ich und wir legten auf.

Eilig zog ich mich aus, warf meine Sachen dabei irgendwohin und zog mich schnell um. Mein Outfit bestand aus einer einfachen, dunkelblauen Jeans, einem hellblauen Oberteil, einer Jeansjacke und meinen schwarzen Stoffschuhen. Im Bad ging ich noch kurz aufs Klo, kämmte danach meine Haare, welche ich zu einem Zopf flocht, damit mir die Haare später nicht in den Weg kommen würden. Mit meiner Tasche, in der mein Handy, ein Fotoapparat, mein Geldbeutel samt Ausweis, mein Schlüssel und Notizbuch mit Stift waren ging ich in die Küche. Dort machte ich mir schnell ein Sandwich und trank dazu ein Glas Milch. Mit leerem Magen konnte ich nicht gut denken und wurde meistens auch schnell genervt, das wollte ich niemandem zumuten, deshalb nahm ich mir die paar Minuten. Mein benutztes Geschirr ließ ich erstmal stehen, da ich jetzt wirklich losmusste. Während ich in den Flur ging hängte ich mir meine Tasche um. Mein Fahrrad, welches ich sicherheitshalber immer in den Flur stellte, nahm ich mit raus und schloss die Türe hinter mir ab. Ich stieg auf mein Fahrrad und fuhr schnell zum Hyde Park, glücklicherweise hatte ich es nicht so weit. Als ich ankam sah ich bereits einen Polizisten und ich stieg ab, nachdem ich vor ihm gehalten hatte.

Wortlos ging er vor und ich folgte ihm, mein Fahrrad schob ich. Nach einem kurzen Fußmarsch kamen wir an ein Absperrband und ich schloss mein Fahrrad an einen Baum an. Der Polizist führte mich weiter und Inspektor Milan kam uns entgegen. „Miss Skye, danke, dass sie so kurzfristig kommen konnten“, begrüßte er mich und gab mir kurz die Hand. „Also, wie kann ich ihnen helfen? Um was geht es denn genau?“, fragte ich und zückte meinen Notizblock samt Stift. „Wie ich bereits sagt, es geht um eine Mordserie. In den letzten 2 Wochen wurden 3 junge Erwachsene zuerst entführt und dann wenige Tage später Tot aufgefunden. Das letzte Opfer wurde vor wenigen Stunden von einem Spaziergänger hier in der Nähe gefunden. Leider gibt es bisher keine Spur auf den Täter oder die Täterin“, fasste der Inspektor zusammen und ich notierte mir alles. „Gibt es einen Zusammenhang, irgendeine Gemeinsamkeit zwischen den Opfern?“, fragte ich ihn, denn jede noch so kleine Information, konnte hilfreich sein. „Bisher wissen wir nur, dass alle Opfer ungefähr gleich alt waren und die gleiche Schule besucht hatten, aber mehr haben wir noch nicht in Erfahrung bringen können“, erklärte er mir. „Wie alt waren sie und welche Schule haben sie besucht?“ „Die Opfer waren zwischen 18 und 19 Jahren und besuchten die gleiche Schule wie sie, Miss Skye.“ Ich verkrampfte mich kaum merklich und schluckte einmal. „Ich kann ihnen nicht sagen, ob dies der Zusammenhang ist, den wir suchen, aber bitte passen sie auf, nicht, dass sie ebenfalls noch entführt werden“, bat der Inspektor mich und ich nickte. „Ich passe auf mich auf, versprochen.“ „Gut, jetzt da das geklärt ist. Möchten sie das Opfer sehen?“, fragte er mich und ich stimmte zu.

Mir machte der Anblick von Leichen, egal in welchem Zustand sie waren, nichts mehr aus, nicht nachdem ich meine Mutter mit 12 Jahren, verstümmelt vor meiner Haustüre gefunden hatte. Mich hatte man nach dem Tod meiner Mutter ins Heim gesteckt, da mein Vater unbekannt war und ich noch nicht mal annähernd volljährig. Als ich 18 wurde, durfte ich aus dem Heim ausziehen und wohnte nun alleine in dem Haus meiner Mutter und mir. Viele mochten nicht verstehen, wie ich weiterhin in dem Haus leben konnte, denn schließlich hatte meine Mutter tot vor der Türe gelegen, aber ich verband vielmehr schöne Erinnerungen an das Haus als schlechte, weshalb ich dennoch weiterhin hier wohnen wollte. „Miss Skye? Möchten sie die Leiche jetzt sehen?“, riss der Inspektor mich aus meinen Gedanken und ich gab mir innerlich eine Ohrfeige, dass ich so abgedriftet war. „Ja, natürlich, vielleicht lassen sich doch noch irgendwelche Hinweise finden“, antwortete ich und folgte ihm zu einem weißen Zelt. Er hob die Plane zur Seite und ich trat ein. Auf einer Liege lag das Opfer und ich erstarrte, als ich die Person erkannte, es war Alec Moore.

Er war ein Klassenkamerad von mir gewesen und hatte mich früher ziemlich stark gemobbt. Schnell fing ich mich wieder und trat etwas näher an die Leiche heran. Es konnte nur ein Zufall sein, dass er eines der drei bekannten Opfer war, ein doofer Zufall, mehr nicht, aber ein kleiner Teil in mir sagte, dass es kein Zufall war, doch ich ignorierte es. Ich betrachtete Alec genau, damit mir kein Hinweis entging. Er war wirklich übel zugerichtet worden, das musste ich zugeben. Seine Haare waren ihm abrasiert worden, er hatte sehr viele offene Schnittwunden, sein linkes Bein war unnatürlich verdreht und er besaß keine Fußnägel mehr. Außerdem fehlte seine rechte Hand, die, mit der er mich sooft geschlagen hatte. Ich schluckte und verdrängte die Erinnerung, die konnte ich im Moment nämlich so gar nicht gebrauchen. „Er wurde genauso schlimm zugerichtet wie die beiden Opfer davor, beides Mädchen“, teilte der Inspektor mir mit und ich machte mir Notizen. „Haben sie Fotos für mich, wie der Tatort aussah, als die Leiche gefunden wurde?“, fragte ich. „Natürlich. Wenn sie mit aufs Revier kommen kann ich sie ihnen zeigen, ebenso wie die Akten der ersten beiden Opfer“, antwortete er mir und ich nickte. Wir verließen das Zelt wieder und vereinbarten, dass wir uns am Revier trafen. Mein Fahrrad passte nämlich nicht in seinen Wagen, aber ich musste später ja noch irgendwie nach Hause kommen.

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