#Kapitel 38

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In Levis Büro stellte sie sich neben den Teppich und versuchte ihn beiseite zu schieben, was ihr natürlich nicht gelang, also schob ich den Teppich weg. Darunter kam ein Brett zum Vorschein, welches ich hochheben konnte und darunter befanden sich meine Wertsachen, also mein Handy und mein Geldbeutel mit meinem Ausweis und meiner Bankkarte. Erleichtert nahm ich die Sachen an mich, schob das Brett und den Teppich zurück und hob Asha hoch. „Du bist so ein kluges Kätzchen. Dank dir haben wir wirklich eine Chance zu entkommen", flüsterte ich und sie schnurrte. „Jetzt müssen wir nur noch Levi irgendwie außer Gefecht setzen", murmelte ich nachdenklich und Asha miaute wieder ganz aufgeregt, also ließ ich sie wieder runter. Diesmal führte sie mich zum Schlafzimmer und zögerlich öffnete sie die Türe. Schnell huschten wir Beide ins Bad und sie kratzte am Verbandskasten. Verwirrt öffnete ich diesen und sah nichts als Verbände, Wundsalben, Pflaster und Desinfektionsmittel. Allerdings interessierte Asha sich dafür nicht, sondern sie schubste alles mit ihren Pfoten raus. Ganz unten entdeckte ich eine flache Schachtel und öffnete sie. Darin waren die Betäubungsspritzen. Ungläubig sah ich Asha an. Wie hatte sie das herausgefunden? „Du bist so unfassbar klug, Asha", wisperte ich und kraulte sie. Schnurrend rieb sie ihren Kopf an mir und ich nahm die Schachtel mit den Spritzen raus, bevor ich aufstand. Asha folgte mir ins Schlafzimmer, blieb aber auf Abstand.

Vorsichtig setzte ich mich neben Levi und spritzte ihm das Betäubungsmittel in den Arm. Allerdings wachte er dabei auf und erfasste die Situation recht schnell. Er packte mich und schaffte es mein linkes Handgelenk in die Handschelle, die er seit ein paar Tagen immer am Bettgestell hatte, zu bekommen. Das kühle Metall schloss sich um mein Handgelenk und er lächelte zufrieden. „Du...entkommst mir niemals...", wisperte er und schlief ein. Verzweifelt riss ich an der Handschelle, aber ohne Erfolg. Niedergeschlagen schaute ich zu Asha, die gerade etwas aus Levis Hose, die am Boden lag, zog. Die Schlüssel! Ich verrenkte mich, um an die Schlüssel zu kommen, denn Asha schaffte es nicht, auf das Bett zu springen. Es dauerte, aber irgendwann erwischte ich die Schlüssel und schloss die Handschelle auf. Sicherheitshalber machte ich sie um Levis Hand, damit er mir nicht so einfach würde folgen können. Schnell schnappte ich mir ein paar Sachen aus dem Kleiderschrank, zog diese an und packte in einen Rucksack meine Wertsachen, Futter für Asha, ein paar Flaschen Wasser und etwas zu Essen für mich.

Levis Auto konnte ich leider nicht nehmen, da ich keine Ahnung hatte, wie man damit fuhr. Mir fiel jedoch ein, dass im Schuppen noch ein Fahrrad stehen müsste, sogar mit einem Korb am Lenker. Hastig schlüpfte ich in ein paar Stiefel, schnappte mir noch einen Schal, bevor ich samt Rucksack und Asha das Haus verließ. Tatsächlich stand im Schuppen ein Fahrrad und ich überprüfte den Reifendruck, welcher auch noch gut war. In den Korb am Lenker tat ich zuerst den Schal und dann setzte ich Asha rein, welche ich auch noch gut mit dem Schal zudeckte, damit sie nicht allzu sehr fror. Den Rucksack setzte ich auf, denn so schwer war er nicht. Angespannt schob ich das Fahrrad aus dem Schuppen, stieg auf und fuhr los. Mein Handy, welches ich in der Tasche des Pullis hatte, tat leider nicht, vermutlich war der Akku leer, aber da Levi ein anderes Kabel hatte, konnte ich seines nicht benutzen. Naja, irgendwo würde sich ein Geschäft finden, welches Handys aufladen konnte, vielleicht sogar am Bahnhof, nur musste ich dafür erstmal dorthin kommen und mit dem Fahrrad würde das etwas dauern. Allerdings war ich einfach nur froh, dass ich entkommen konnte, dass ich mir nicht allzu viele Gedanken machte. Asha lag ruhig im Korb und schien zu schlafen. Für sie musste es auch anstrengend gewesen sein, deshalb gönnte ich ihr das. „Keine Sorge, wir sind bald in Sicherheit...", wisperte ich und fuhr aufmerksam weiter.

Da ich keine Uhr hatte, wusste ich nicht wie lange ich fuhr, bis ich eine erste Pause machte, in der ich etwas aß und trank. Asha gab ich ebenfalls etwas zu essen und zu trinken und während sie ihre Näpfe leerte, streckte ich mich etwas. Als sie fertig war packte ich alles wieder ein und fuhr weiter. Nach kurzer Zeit entdeckte ich ein kleines Dorf und fuhr zielstrebig dorthin. Viel gab es hier nicht. Ein paar Häuser, eine kleine Kirche und einen kleinen Laden. Vielleicht könnte mir dort jemand mit meinem Handy helfen. Hoffnungsvoll stieg ich von meinem Rad ab und schloss es sicherheitshalber ab, das Schloss hatte ich im Schuppen gefunden und mitgenommen. „Du musst leider hierbleiben, Asha. Warte einfach auf mich, lange sollte ich nicht brauchen", erklärte ich ihr und sie miaute leiser. Für uns Beide war es sehr ungewohnt nun unterwegs zu sein, aber ich glaube Asha würde sich bald schon wohlfühlen. Unsicher betrat ich das kleine Geschäft und trat an die Kassen, an der eine junge Frau mich freundlich anlächelte. Sie begrüßte mich freundlich, aber leider verstand ich kein Wort, weil sie dänisch sprach.

„Tut mir leid, ich verstehe sie nicht", meinte ich unsicher, aber sie lächelte immer noch. „Kein Problem, glücklicherweise spreche ich auch Englisch", erwiderte sie und ich amtete erleichtert auf. „Wie kann ich dir helfen?", fragte sie mich und ich zog mein Handy aus der Tasche. „Mein Handy ist leer und leider habe ich mein Ladekabel verlegt. Können sie es hier aufladen?", fragte ich sie. „Zeig mal her. Hm, ja, tatsächlich hab ich die Möglichkeit. Es dauert nur leider etwas", antwortete sie. „Das ist schon okay. Wie viel kostet das denn?", wollte ich wissen und wollte schon meinen Geldbeutel aus dem Rucksack kramen, aber sie winkte ab. „Ach ist schon gut. Das kostet nichts. Aber du solltest mal die kleine Katze reinlassen, sie sieht ziemlich verängstigt aus", meinte sie und deutete nach draußen. Asha saß auf einer kleinen Bank, vor dem Schaufenster und sah mich an. „Ist das denn wirklich in Ordnung?" „Natürlich, hol sie rein. Das arme Ding friert doch sicher." Dankbar lächelte ich und holte Asha rein. Sie schmiegte sich an mich und schnurrte. Die junge Frau bot mir einen Stuhl an und ich setzte mich. „Ich bin übrigens Lara-Marie. Darf ich auch fragen wie ihr beide heißt?" „Natürlich. Ich bin Sophie und das ist Asha." „Interessanter Name, weißt du wofür er steht?" „Nein, ich habe sie wegen ihrem Fell so genannt, weil es mich an Asche erinnert." „Asha bedeutet Hoffnung." Überrascht sah ich sie an und sie zuckte nur lächelnd mit den Schultern. „Ich interessiere mich für solche Dinge", meinte sie nur und ich sah Asha an. Diese miaute und rollte sich auf meinem Schoß zusammen.

Nachdenklich streichelte ich sie. Ob Levi schon wieder bei Bewusstsein war? Und wenn ja, wie wütend war er? Ein Schauer überlief mich, wenn ich nur daran dachte, was er mit mir tun würde, wenn er mich wieder eingefangen hatte. Ich schüttelte mich und begegnete Lara-Maries fragendem Blick. „Ich hab nur an etwas unschönes gedacht", murmelte ich und holte eine Flasche Wasser aus dem Rucksack. „Du hast Angst vor jemandem", sagte sie plötzlich. „Ist das so offensichtlich?", fragte ich sie überrascht. „Naja, du schaust immer wieder nach draußen, auch wenn du das vielleicht eher unbewusst tust und dabei wirkst du ziemlich unsicher", erklärte sie und ich seufzte. „Leider hast du Recht, aber es ist besser, wenn du es nicht weißt", erwiderte ich und sie lächelte. „Aber wenn du reden magst, kannst du das gerne tun." Dankbar lächelte ich und sie reichte mir mein Handy. Dass die Zeit so schnell vergangen war, hatte ich gar nicht mitbekommen. „Danke, wirklich, damit hast du mir sehr geholfen", bedankte ich mich und sie schüttelte den Kopf. „Das habe ich gerne gemacht. Viel Glück noch bei dem was auch immer du vorhast", meinte sie und ich verließ das kleine Geschäft.

Asha kuschelte sich wieder in den Schal und ich schaltete mein Handy an. Glücklicherweise kannte ich meinen Pin noch und entsperrte es. Kurz nachdem ich das Dorf auf dem Fahrrad verlassen hatte öffnete ich meine Kontaktliste. Levi war klug gewesen, aber nicht so klug, dass er all meine Daten gelöscht hatte. Natürlich sollte man nicht während dem Fahrradfahren telefonieren, aber ich wollte nicht länger als nötig irgendwo bleiben, deshalb scrollte ich durch meine Kontaktliste und wählte entschlossen eine Nummer. Ich hielt das Handy an mein Ohr und es piepte.

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