#Kapitel 39

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„Inspektor Milan.“, meldete sich irgendwann eine Stimme und ich erschrak. Der Inspektor klang müde und erschöpft. „Hallo? Wer ist da?“, fragte er erneut und ich schüttelte den Kopf. „Inspektor…ich bin es…Sophie Skye“, sagte ich unsicher. Bei ihm im Hintergrund hörte ich etwas umfallen und runzelte besorgt die Stirn. „Inspektor Milan? Ist alles in Ordnung bei ihnen?“, fragte ich besorgt und wich einem Fußgänger mit Hund aus. Der Hund schien Asha zu wittern, denn er bellte laut und zerrte an der Leine. Augenverdrehend fuhr ich weiter und schaute kurz nach Asha, aber die schlief entspannt. „Ja, alles gut. Ich bin nur noch etwas überrascht. Wir dachten alle sie seien tot, das war auf dem Video deutlich zu erkennen. Haben sie schon Herr Villin angerufen? Er war am Boden zerstört und ist weggezogen“, meinte der Inspektor aufgeregt. „Nein, ich habe Levi noch nicht angerufen und werde es nicht tun. Bitte rufen sie ihn auch nicht an, das wäre das schlimmste, was sie jetzt tun könnten“, erwiderte ich ruhig. „Nein…sagen sie nicht, dass…“ „Doch, Levi hat sie alle getötet und mich entführt. Levi ist der verrückte Mörder und scheinbar irgendwie von mir besessen.“ Daraufhin schwieg der Inspektor erstmal und ich hob das Handy von meinem Ohr um nachzusehen, ob die Verbindung nicht vielleicht abgebrochen war. Dabei sah ich eine Nachricht. Von Levi. Panik durchflutete mich und zögerlich öffnete ich die Nachricht.

Levi: Kluger Schachzug von dir, Sophie. Aber keine Sorge. Ich finde dich und dann wird Asha dafür leiden müssen. Du gehörst mir und niemandem sonst!

Schnell hob ich das Handy wieder an mein Ohr. Levi würde seine Drohung wahr machen, das wusste ich. „Bitte, Inspektor, sie müssen mir helfen. Wenn Levi mich findet wird er mir und einer kleinen Katze sehr wehtun. Ich flehe sie an, nochmal kann ich das nicht mitmachen“, flehte ich verzweifelt und mit meiner rechten Hand, also der, die noch am Lenker war, umgriff ich diesen so fest, dass meine Knöchel weiß hervortraten. „Okay, beruhigen sie sich, Miss Skye. Wir werde ihnen helfen, es wird ihnen nicht noch einmal etwas zustoßen“, beruhigte er mich und ich wollte ihm so gerne glauben, aber ich wusste einfach, wozu Levi in der Lage war. „Wo sind sie gerade, Miss Skye?“, fragte Inspektor Milan mich. „Keine Ahnung, irgendwo in Dänemark“, antwortete ich unsicher. Im Hintergrund hörte ich eine Autotür knallen und einen Motor starten. „Okay, bleiben sie einfach dran. Ich fahre zu Scotland Yard und dann orten wir ihr Handy. Reden sie einfach mit mir, lenken sie sich ab“, erklärte er und ich atmete tief durch.

„Ich wollte nicht, dass das passiert, sie haben sich die Schuld gegeben, aber ich denke, es wäre auch passiert, wenn ich den Fall nicht angenommen hätte. Levi war schon länger von mir besessen und hat es einfach genutzt, dass ich nur durch Zufall herausgefunden habe, dass er der Mörder ist“, erzählte ich ihm. „Sie müssen nicht versuchen mich aufzumuntern“, meinte er und ich seufzte. „Ich wollte ihnen das nur sagen…weil ich nicht weiß…ob ich nochmal die Gelegenheit dazu bekomme…“, gestand ich ihm. „Hören sie auf so zu denken! Sie schaffen das!“, widersprach er mir und ich lächelte traurig. „Sie unterschätzen Levi. Er wird nichts unversucht lassen…“, flüsterte ich traurig. „Hey, seien sie unbesorgt. Wir werden ihnen helfen, das sind wir ihnen schuldig. Wir haben nicht einmal überhaupt in Betracht gezogen, dass Levi dazu in der Lage wäre“, erwiderte er und ich seufzte. „Ich werde alle verfügbaren Kollegen zusammentrommeln und dann werden wir sie finden“, versprach er mir und ich hoffte es so sehr. Würde Levi Asha etwas antun, könnte ich mir das nicht verzeihen.

An einem kleinen Rastplatz hielt ich an, stieg ab, legte das Handy auf den Tisch, der dort stand und stellte es auf Laut. Das Fahrrad lehnte ich den Tisch und Asha sprang aus dem Korb. Ihre zwei Näpfe stellte ich vor sie und befüllte sie. Dann nahm ich mir selbst etwas zu essen und zu trinken und wartete, dass der Inspektor wieder etwas sagte. „Gute Nachrichten Miss Skye, wir haben ihren Standort. Solange ihr Handy an ist, können wir jederzeit sehen wo sie sind. Momentan bucht einer einen Flug nach Dänemark, damit wir sie holen können. Die dänische Polizei ist informiert und fandet nach Herr Villin. Da wir im ständigen Kontakt stehen, dürfte auch sehr bald Hilfe da sein, sollte er sie erwischen“, erklärte der Inspektor mir und ich atmete erleichtert auf. Vielleicht würde jetzt endlich alles gut werden. „Danke…“, wisperte ich und wischte die Tränen weg, die mir vor Erleichterung übers Gesicht liefen. Da Asha und ich beiden gegessen und getrunken hatten packte ich alles ein und fuhr weiter. Diesmal schaute Asha neugierig aus dem Korb und ich achtete darauf, dass sie nicht rausfiel. „Soll ich irgendwohin fahren?“, fragte ich den Inspektor, denn solange ich nicht in Sicherheit war, wollte ich nicht länger als nötig, an einem Ort bleiben.

Plötzlich raste ein Auto an mir vorbei und vor Schreck kam ich aus dem Gleichgewicht. Hart kam ich auf dem Asphalt auf und schlug mir den Kopf an. Der Wagen bremste mit quietschenden Reifen und ein älterer Mann stieg aus. Voller Entsetzen sah ich in das Gesicht von Benedikt Villin. „Sieh mal einer an. Wir kennen uns doch. Hat mein Sohn etwa nicht gut genug aufgepasst?“, fragte er und ängstlich setzte ich mich auf. Mir tat alles weh und ich spürte Blut meine Schläfe entlanglaufen. „Inspektor! Helfen sie mir!“, schrie ich verzweifelt, stand auf, packte Asha und mein Handy und rannte. Leider machte mein rechter Fuß nicht ganz so mit, aber ich wollte nicht aufgeben. Ich hielt mir das Handy ans Ohr und keuchte. „Inspektor…Bitte…Levis Vater ist hinter mir her…er wird Levi Bescheid geben und dann hat er mich…“, schluchzte ich und presste Asha an mich. „Beruhigen sie sich, Miss Skye. Wir informieren die Polizei und dann wird ihnen geholfen“, versuchte er mich zu beruhigen. Ich stolperte und fiel hin. Diesmal schaffte ich es nicht, wieder auf die Beine zu kommen. Verzweifelt schluchzte ich und Asha miaute ängstlich.

„Ich gebe nicht auf…“, wisperte ich, packte mein Handy aus meiner klappbaren Hülle und legte diese auf den Boden, so als würde dort tatsächlich mein Handy liegen. Dann stellte ich mein Handy auf stumm und steckte es in meinen BH, damit es niemand sehen würde. Asha presste ich wieder an mich und versuchte dann doch nochmal, aufzustehen, ohne Erfolg. Lachend trat Benedikt neben mich und hielt sich sein eigenes Handy ans Ohr. „Sohn, rate mal, wen ich gerade rein zufällig gefunden habe. Sophie, deine Frau“, sagte er und ich wimmerte. „Oh doch, sie schaute mich gerade sogar sehr ängstlich an“, erwiderte er auf das, was Levi gesagt hatte, ich aber nicht hören konnte. Nun stellte Benedikt sein Handy auf laut und ich presste Asha schützend an mich.

„Sophie! Wenn du wieder bei mir bist wirst du es büßen! Ich habe genug Drogen um dich gefügig zu machen!“, schrie Levi und ich schluchzte. „Vergiss es! Inspektor Milan weiß Bescheid! Es suchen alle nach mir!“, schrie ich zurück und ich hörte Levi wütend knurren. „Vater, nimm Sophie mit und fahr mir entgegen! Und lass bloß ihr Handy zurück, damit sie nicht geortet werden kann!“, knurrte Levi und sein Vater nickte. „Und was soll ich mit dem Katzenvieh machen?“, fragte er. „Nimm sie auch mit, dann kann Sophie zusehen, wie ich es töte“, antwortete Levi kühl und ich erstarrte. Nein, dass durfte ich nicht zulassen. „In Ordnung, wir sehen uns dann“, sagte Benedikt und legte auf. Unsanft zerrte er mich auf die Beine und zerrte mich zu seinem Auto. Er schien wirklich zu denken, dass dort auf dem Boden mein Handy und nicht nur meine Handyhülle lag. Asha suchte Schutz bei mir und ich schwor mir, sie zu beschützen, egal was passierte. „Steig ein und mach keinen Blödsinn!“, befahl er grob und ich tat es. Ich schnallte mich an und streichelte Asha beruhigend. Meinen Rucksack warf er auf die Rückbank und stieg dann auf der Fahrerseite ein. „Es war dumm von dir abzuhauen, aber das wirst du noch merken“, meinte er und fuhr los.

„Wie können sie zulassen, dass ihr Sohn so etwas grausames tut?“, fragte ich leise. „Wieso nicht? Männer haben das Recht, sich die Frau zu nehmen die sie wollen, wenn nötig mit Gewalt“, erwiderte er ruhig und ich erstarrte. Wie konnte man nur so denken? Kein Wunder, dass Levi so war, wie er war. Wir fuhren einige Zeit, bis er irgendwann auf einen abgelegenen Parkplatz abfuhr und parkte. „Levi müsste auch bald das sein und dann wird er dir Manieren beibringen“, meinte er und ich kniff die Augen zusammen. Wann hatte dieser Albtraum endlich ein Ende?

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