#Kapitel 21

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Sophie POV:
Langsam wachte ich wieder auf und runzelte die Stirn. Meine Arme taten ziemlich weh, aber ich konnte sie auch nicht bewegen. Erschrocken riss ich die Augen auf und sah mich panisch um. Ich war noch im Keller, soviel konnte ich sofort sagen und ich hing gefesselt von der Decke. „Levi?“, fragte ich panisch und entdeckte ihn in einer Ecke, er lehnte an der Wand. Sein Blick war dunkel und zeigte nichts als Kälte. Apropos Kälte, mir war ziemlich kalt und ein Blick an mir herab machte mir klar, wieso. Ich trug nichts außer meiner Unterhose und meinem BH. Panisch sah ich zu Levi, welcher sich nun von der Wand abstieß und ein paar Schritte auf mich zumachte.

„Mach mich los Levi! Bitte! Ich hab Angst!“, flehte ich und versuchte verzweifelt irgendwie loszukommen, aber ich erreichte nicht einmal mit meinen Füßen den Boden. Das kühle Metall, mit dem meine Hände gefesselt waren, schnitt in meine Haut und auch die Wirkung der Schmerztablette ließ langsam nach, sodass meine Unterleibsschmerzen zurückkehrten. „Du bleibst so, wie du gerade bist, Sophie, solange ich das möchte“, sagte Levi kühl und ich schüttelte verzweifelt den Kopf, auch wenn dadurch mein Kopf höllisch wehtat. „Was soll das, Levi? Wieso tust du das?“, fragte ich schluchzend und sah ihn an. Er antwortete nicht, sondern verschränkte seine Arme hinter dem Rücken und beobachtete mich schlicht.

Plötzlich trat er ganz dicht vor mich, legte eine Hand auf meinen Hinterkopf und küsste mich brutal. Erschrocken wollte ich den Kopf wegdrehen, aber er hielt mich fest und auch zurückweichen ging auf keine Weise, da er seinen freien Arm um mich legte und an sich drückte. Grob zwang er meinen Mund auf und als er mit seiner Zunge in meinen Mund wollte biss ich zu. Ich schmeckte Blut und fluchend wich Levi zurück. Er ohrfeigte mich und voller Entsetzen sah ich ihn an. Wütend wischte er sich das Blut von der Lippe und ballte dann die Hände zu Fäusten. „Worauf wartest du noch? Wenn du mich vergewaltigen willst dann tu es doch! Ich kann dir doch eh nicht entkommen!“, schrie ich völlig verzweifelt und ließ den Kopf hängen. Ich hatte ihm vertraut…Gefühle für ihn entwickelt, aber scheinbar hat er seine Meinung doch geändert und wollte mich loswerden.

„Wir können das auf die harte oder auf die sanfte Tour machen, deine Entscheidung“, sagte er kühl und ich hob den Kopf etwas. „Ich weiß doch noch nicht einmal, was du von mir willst…“, wisperte ich monoton und ließ den Kopf wieder hängen. Traurig schloss ich die Augen und wünschte mir, dass er es wenigstens schnell zu Ende bringen würde. Kühles Metall legte sich an mein Kinn und ich wurde gezwungen den Kopf zu heben, wobei ich sah, dass es ein Messer war. Ich zuckte zusammen, als ich seine Hand an meiner Unterhose spürte. Angespannt sah ich ihn an und wurde erst etwas lockerer, als er seine Hand wieder wegnahm. Diese hob er mir nun vors Gesicht, wobei sie mit Blut bedeckt war. „Jeder der dich so sieht, wird denken ich hätte dich wirklich vergewaltigt“, hauchte er und legte die Hand um meine Kehle. Panisch sah ich ihn an und mir entwich ein ängstliches Wimmern.

Erst jetzt fiel mir auf, dass er ziemlich stark nach Alkohol roch, das war mir vorhin entgangen, als er mich geküsst hatte. „Hast du getrunken, Levi?“, fragte ich, wobei meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern war. „Vielleicht ein klein wenig“, antwortete er lachend und zwang mir erneut einen Kuss auf. Diesmal ließ ich es über mich ergehen, das Messer in seiner einen Hand die Hand an meiner Kehle machten mich nervös, außerdem wollte ich nicht nochmal von ihm geschlagen werden. „Geht doch, so gefällt es mir besser, wenn du mich nicht beißt“, schnurrte er und nahm endlich seine Hand weg. Auch das Messer nahm er weg und legte es auf einen kleinen Tisch. Stattdessen nahm er die Kamera in die Hand und fotografierte mich. „Deine Angst kommt richtig zur Geltung, wunderbar“, meinte Levi erfreut und ich schloss traurig die Augen. Egal was er jetzt noch mit mir vorhatte, ich konnte mich nicht mehr wehren, dafür hatte ich keine Kraft mehr. „Wir sehen uns später, kleines. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen“, meinte er amüsiert und verließ den Keller.

Mir lief eine Träne übers Gesicht. Levi hatte mein Vertrauen missbraucht, dabei war er seit Jahren meine einzige Vertrauensperson. Ein Druck baute sich in mir auf, er wurde immer größer, bis er sich schlagartig löste. Ich schrie meinen inneren Schmerz raus und warf den Kopf in den Nacken. Kein Mensch konnte unendlich viel ertragen, das ging einfach nicht und ich war jetzt an einem Punkt, an dem ich wirklich nur noch sterben wollte. „Los doch! Bring es endlich zu Ende, Levi! Tu es einfach!“, schrie ich voller Verzweiflung und schluchzte. „Komm sofort wieder runter, du Feigling! Bring es zu Ende!“ Ich wusste selbst, wie irre ich klang, aber ich konnte nicht anders. Mein inneres war verwüstet, zerstört, gebrochen. Levi hatte mich mit dieser Aktion über meine innere Klippe gestoßen, nun war ich an einem Punkt, von dem es kein zurück mehr gab. Ich wusste ja nicht mal, ob Levi mir gerade überhaupt zusah, aber irgendwie tat es gut, ihn anzuschreien, auch wenn es natürlich nicht gegen meine Situation gerade half. „Du verdammter Lügner! Du hast versprochen mir nicht wehzutun! Mich zu beschützen! Du hast keine Ahnung, was du da angerichtet hast!“

Mein Hals tat schon weh, durch das Schreien, aber ich ignorierte es, wenn ich tot war brauchte ich meine Stimme ja nicht mehr. Inzwischen waren meine Kopfschmerzen richtig schlimm, aber das hielt mich wach und meine Wut aufrecht, ohne den Schmerz würde ich mich sicherlich schon tot fühlen. Bei meinen Versuchen mich zu befreien hatten die Handschellen ziemlich in meine Haut geschnitten und ich spürte, wie Blut meine Arme entlanglief. Vielleicht schaffte ich es ja mich noch mehr zu verletzen, damit ich verbluten würde, dann müsste ich Levi wenigstens nicht mehr sehen. Die Wand war leider zu weit entfernt, sonst hätte ich meinen Kopf immer wieder dagegen geschlagen, aber so musste ich einen anderen Weg finden.

Plötzlich hörte ich die Kellertüre und sah dorthin. Levi stand dort, mit der Kamera in der Hand. Sofort kehrte die Angst zurück und er lachte. „Wo ist denn deine große Klappe hin, kleines?“, fragte er mich amüsiert und machte erneut Fotos von mir. Dann legte er die Kamera weg und fing an mich zu umrunden. „Weist du, Sophie. Du bist wirklich naiv. Dachtest du wirklich ich halte meine Versprechen?“, fragte er mich amüsiert und ich konnte das Schluchzen nicht unterdrücken. „Sei endlich still!“, fuhr er mich an und ich biss mir auf die Zunge, damit ich nicht erneut schluchzen musste. Er ging zum Schrank und nahm dort eine Spritze raus. „Schlaf gut, Sophie“, raunte er mir ins Ohr und stach mir die Spritze in den Hals. Schon kurze Zeit später wurde ich unfassbar müde. Ich bildete mir ein, dass Levi die Handschellen öffnete und mich auf etwas weichem ablegte, aber das war unmöglich, es war lediglich reines Wunschdenken von mir. Die Dunkelheit kam und mit ihr ging der Schmerz, körperlich sowie seelisch.

Als ich wieder zu mir kam, kehrte der Schmerz mit voller Wucht zurück und Tränen stiegen mir in die Augen. Da ich immer noch hing, vermutete ich, dass das gestern wirklich nur Wunschdenken von mir war. Als ich mich im Raum umsah bemerkte ich, dass Liliane nicht mehr da war, dafür war sehr viel Blut auf dem Boden zu sehen. Levi hatte sie sicherlich getötet und brachte sie gerade weg. Wann er mich wohl ‘entsorgen‘ würde? Und wo? Es war mir egal, ob er mich erneut schlagen würde, ich konnte nicht still sein. Ich schluchzte und schrie immer wieder, auch wenn ich inzwischen wirklich heißer war und Halsschmerzen hatte.

Irgendwann öffnete sich die Türe und Levi kam rein. Kühl sah er mich an und schien sogar etwas amüsiert über meinen Zustand zu sein. „Liliane ist weg, aber das dachtest du dir sicherlich schon. Übrigens habe ich ein paar der Fotos, die ich von dir gemacht habe ausgedruckt und zu ihrer Leiche gelegt. Die Polizei soll doch wissen, wie wunderbar es dir bei mir geht“, erklärte er lachend und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Er ließ mich leiden und amüsierte sich dann auch noch? Wie hatte ich mich nur so in ihm täuschen können? „Fick dich doch, Levi! Ich hätte dir nie vertrauen dürfen! Du bist eben doch ein Psychopath! Mich erst einwickeln um mich dann doch zu töten!“, schrie ich ihn und er zuckte mit den Schultern. „Es war wirklich naiv von dir, schließlich hast du selbst gesehen, wozu ich imstande bin zu tun und dennoch hast du dich freiwillig an mich gekuschelt, hast sogar Schutz bei mir gesucht“, lachte er und auch wenn ich dachte, er könnte mir nicht noch mehr wehtun, so brachen seine Worte mir mein Herz noch stärker.

„Sei still und bring es endlich zu Ende! Was willst du überhaupt noch von so einem wertlosen Stück Dreck, wie mir?“, fragte ich ihn laut und sackte dann einfach zusammen. Mein Blick war einfach auf den Boden gerichtet, ich schaute nicht einmal auf, als ich die Kellertüre hörte, vermutlich war Levi gegangen. Also war ich wieder alleine. Alleine mit meinen Gedanken, die so unglaublich laut waren, sodass ich sie unmöglich ignorieren konnte. Ich hatte Flashbacks von früher, als ich gemobbt wurde und es war unerträglich. Es tat weh, nicht nur körperlich, sondern vielmehr seelisch. Das alles wurde mir zu viel, ich schrie auf und dann wurde alles schwarz.

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