Mit Delian hatten sie vermutlich tatsächlich eine Chance darauf, dieses Schlachtfeld lebend wieder zu verlassen. Torben war froh darüber, dass ihn seine Freunde so tatkräftig unterstützten, obwohl er als gefallener Engel nicht mehr wirklich zu ihnen gehörte.
Nevia und Delian stellten sich vor ihn, und Sherin, in Kampfstellung. Sherin. Dass sie die Situation so gut verkraftete, hatte er nicht erwartet. Vermutlich nutzt sie den Kampf, um zu vergessen, wie auch er es allzu oft getan hatte.
"Vergiss es. Mach das du hier wegkommst, ich regel das."
Torben wurde wieder gedanklich in das Hier und Jetzt befördert. Delian stand Nevia feindselig gegenüber, als Nevia zurück konterte:
"Kommt gar nicht infrage. Wir kämpfen immer zusammen als Team, schon vergessen? Genau deshalb bleibe ich hier und ..."
Schockiert beobachtete Torben das Szenario. Delian ließ Nevia nicht weiter zu Wort kommen. Stürmisch drückte er seine Lippen auf Ihre und beraubte sie eines leidenschaftlichen Kusses, bevor er sich wieder von ihr löste und schmerzhaft zu Boden sackte. Nevia stand einfach nur da. In ihren hübschen Augen, in die er allzu oft hineinsehen durfte, spiegelte sich eine vollkommene Fassungslosigkeit wieder.
"Ich will nicht, dass du verletzt wirst, hörst du."
Torben konnte heraushören, dass ihm das Atmen immer schwerer fiel.
"Wenn ich mich verwandele, kann ich für nichts garantieren. Ich weiß nicht, ob ich dich erkenne. Du weißt, ich bin dann jemand anders. Außerdem kann es mich in diesem Zustand nicht mit der Säge töten."
Das stimmte, Delian hatte recht. Nach seiner Verwandlung in dieses grüne, eklige Insekt, waren seine Flügel bisher immer verschwunden gewesen. Die besten Chancen hatte daher Delian, diesen monströsen Kopponen zu erledigen.
"Stirb mir ja nicht weg! Ich habe noch eine Rechnung mit dir offen!"
Sie zwinkerte ihm zu, als Delian endlich wieder auf beiden Beinen stand und sich über sein gesamtes Gesicht ein breites Grinsen bemerkbar machte.
"Jetzt, wo ich endlich das habe, was ich will, ganz bestimmt nicht."
Dem Kopponen wurde diese Warterei eindeutig zu lange und er startete seinen ersten Angriff, den Torben direkt bemerkte. Er stürzte sich mit seinen beiden Schwertern auf den Kopponen. Ein Schlag von Ileijaeil genügte, um seine Schwerter in Einzelteile zu zertrümmern.
"Was machst du denn da? Du bist kein Gegner gegen die Säge und das Ungetüm!", hörte Torben hinter sich Delian wütend und zugleich ziemlich außer Atem schreien.
"Das weiß ich! Ich verschaffe dir Zeit! Mach, dass du dich verwandelst!"
Torbens Kraft war schneller dem Ende geweiht, als ihm lieb war. Der Koppone drückte ihn immer weiter hinunter auf die Knie. Auch die letzten Reste der Schwerter, vernichtete das Monster. Glücklicherweise war Sherin auch noch da. Sie startete einen Angriff mit ihrem Rankenhieb. Lautlos schlängelte sich das Geäst hinauf. Der Koppone bemerkte erst etwas von der Anwesenheit dieses Gestrüpps, als es sich langsam versuchte der Säge zu nähern. Doch es hielt es nicht auf. Als würde der Koppone wissen, dass die Verästelungen keine Chance gegen die Säge hatten. Wie aus dem Nichts entfachte sich ein Feuer, welches sich in einem rasanten Tempo über die Verästelungen ausbreitete. Sherin war geschockt über den Anblick. Vermutlich ging ihr der Tod ihrer Familie noch ziemlich nahe. Torben reagierte schnell und riss mit aller Gewalt die Äste auseinander, bevor das Feuer Sherin erreichte. Sie schenkte ihm einen dankbaren Blick.
Obwohl die Attacke dem Kopponen nicht geschadet hatte, so war er durch diesen Versuch ziemlich sauer geworden. Hinter ihnen ertönte die Amphibie, die sich nun endlich aus Delians Körper hinaus entpuppt hatte. Normalerweise mied Torben den Blick zu diesem riesigen Insekt, doch jetzt in dieser brenzligen Situation, war er froh darüber, dem Ungetier gegenüberzustehen. Er drehte sich um und konnte sich gerade noch vor einem ziemlich triefenden Speichelfluss des Insektes retten. Feindselig betrachtete es mit seinen dunkelroten Glubschaugen Torben, der schleunigst einen Schritt beiseitetrat. Sherin zerrte er regelrecht hinter sich her. Es schien, als befände sie sich derzeit in einem Schockzustand. Schnurstracks ging das grüne Insekt mit seinen klappernden Schaufelhänden und seinen dünnen, dennoch robusten Storchbeinen auf den Kopponen zu. Zwei ebenbürtige Gegner standen sich gegenüber, wobei die Säge die Trumpfkarte des Kopponen bildete. Gerade als er Ileijaeil benutzen wollte, schien sein Werkzeug nicht gehorchen zu wollen. Der Koppone hielt es in die Höhe und wollte zuschlagen, doch die Säge zeigte keine Reaktion. Erst jetzt registrierte Torben die feinen Verästelungen, die sich langsam um das Unikat wickelten. Kaum wurde es von den Ästen berührt, entfachte sich eine enorme Druckwelle, die selbst den Kopponen, als auch das grüne Ungeziefer, alias Delian, auf den Boden schmetterte. Die Säge schnellte aus der Hand hinüber zu einer einzigen Person, Sherin. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit, öffnete sie die Hand, sodass die filigrane Säge ihren Platz darin fand. Noch immer pulsierte sie und leuchtete heller denn je. Auch Sherin begann wie ein strahlender Engel zu leuchten. Ihre feuerroten Haare stellten sich zu Berge. Es war, als hätte sie gerade das gefunden, wonach sie die ganze Zeit über gesucht hatte. Liam beobachtete das Geschehen.
"Oh nein. Du wirst mir nicht meinen Plan kaputt machen, dafür sorge ich."
Liam versuchte mit aller Gewalt an die Säge zu gelangen, die nun in Sherins Besitz war, doch Sole ließ sich nicht so leicht abwimmeln. Torben war erstaunt darüber, wieviel Macht Sole nun besaß, Remmes Macht. Der Trauerkloß in ihm kam schneller wieder zum Vorschein, als es ihm lieb war, und wurde von ihm in pure Wut umgewandelt. Abgrundtiefer Hass sprudelte an seine Oberfläche. Gerade in diesem Moment, als Sherin Ileijaeil schwang, erschien neben Liam ein anderer ihm unbekannter, muskulöser Kerl.
"Ahhh, du kommst wie gerufen."
Ein fröhlicher Unterton lag in Liams Äußerung, was Torben so gar nicht gefiel. Im Augenwinkel nahm Torben wahr, dass der mächtige Koppone seinen Kampf mit Delian wieder aufgenommen hatte.
"Darf ich euch vorstellen, euer Maulwurf", präsentierte Liam den Neuankömmling.
Doch Torben wusste nicht, was das sollte, oder besser gesagt, wer diese Person sein sollte. Dort vor ihm stand ein grimmiger Kraftprotz mit dunklem, schwarzem Pagenschnitt. Er kannte keinen, der ....
"Wie? Kennt ihr ihn etwa nicht mehr? Euren schwächlichen, kleinen..."
"Bodhir", lösten sich Torbens Worte aus seinem Mund, die ähnlich einem Knurren glichen, und diesen, für ihn Fremden, feindselig anstarrte.
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Ein paar Tage verspätet ... aber trotzdem hoffe ich, ihr freut euch. Viel Spaß beim Lesen ; )
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BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)
FantasySherins Leben gerät innerhalb weniger Stunden aus dem Gleichgewicht, als sie an dem Geburtstagsabend ihres Bruders Alan eine Feder findet. Eine äußerst eigenartige Feder, die sie als Ornithologin dringend untersuchen möchte. Doch die Ereignisse über...