Torben ballte die Hände zu Fäusten, schlug damit auf den kalten Boden und schrie seinen Frust aus seinem Inneren hinaus. Bebend und voller Wut auf sich selbst. Er kniete am Boden, als er seinen Mund sperrangelweit aufriss und sein Leid zum Ausdruck brachte. Ein Schrei, der einen bis ins Mark erschütterte. Solche Laute gab er meist nur von sich, wenn er sich mitten in einem Kampf befand und sein Gegner nicht gerade einfach zu bewältigen war.
"Was ist passiert?", stürmte Levente ins Zimmer und blickte Torben vollkommen bestürzt an.
"Wo ist Sherin?"
Er hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Wo war sie hin? Wo könnte er nach ihr suchen?
"Sie ist weg."
Levente schien überhaupt nicht zu verstehen, wovon er redete.
"Wie, sie ist weg?"
Torben trommelte wild auf den Boden ein, es machte ihn rasend, wenn er jetzt auch noch alles Levente erzählen musste. Immer wieder schlug er auf den Boden und kurz darauf knallte ein Bilderrahmen hinunter. Kein Bild war darin zu erkennen. Es war durch und durch schwarz. Erschrocken blickte Torben nach oben und stellte fest, dass es genau das Bild gewesen war, welches Sherin bis vor ein paar Minuten angefasst hatte.
"Torben! Hey! Torben!"
Er spürte, wie Levente unsanft seine Schulter gepackt hielt und ihn rüttelte. Doch er wollte jetzt nicht mit ihm reden. Viel zu sehr machte er sich Vorwürfe, dass er nun die zweite Frau, die ihm etwas bedeutete, fortgeschickt hatte. Und für was? Damit er seine erste Frau wieder zurückgewinnen konnte. Dabei brauchte er eigentlich nur sie. Sie war es, die ihm schon seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf ging. Er wachte mit dem Gedanken an sie auf und ging mit dem Gedanken an sie wieder schlafen. Sie war überall und ihr Geruch, ihr betörend blumiger Duft, haftete überall an ihm. Seitdem er sie genommen hatte, bekam er diesen unglaublichen Geruch nicht mehr von sich los. Doch jetzt, genau jetzt, konnte er nichts mehr von ihrem Aroma wahrnehmen. Als wäre sie weit, weit weg von ihm. Das machte ihn schier verrückt. Der harte Schlag in sein Gesicht ließ ihn wieder zu Besinnung kommen.
"Verdammt Torben! Jetzt reiß dich zusammen und erzähl mir was passiert ist!"
In Leventes so eiskalten Augen, konnte er regelrechte Besorgnis erkennen. Er fand seinen Mut wieder und tastete sich langsam an das Gespräch heran. Bei Levente konnte er sich nicht sicher sein, ob er nicht gleich in der nächsten Himmelskrankenstation erwachen würde, immerhin verhielt er sich gerade so, als wäre Sherin seine kleine Tochter, die er niemals hatte aufwachsen sehen können. Und jetzt hatte man sie ihm weggenommen...
"Erinnerst du dich, als Sherin uns davon erzählt hat, sie wäre in einem Bild von Lisa und mir hineingezogen worden?"
Levente musste wohl nicht lange überlegen, denn er nickte auf Anhieb.
"An diesem Tag hat sie mir das auch mit deiner Feder erzählt und wo uns das Malheur mit meiner Feder hingeführt hat, wissen wir ja beide."
Torben nickte.
"Und weiter?"
"Nun, sie hat es wieder bei einem anderen Bild versucht..."
"Wieso sollte Sherin das tun? Sie wollte die Sache doch erst mit Sole klären."
"Das hat sie auch getan, aber Sole hat noch keine Antwort von unserem Allerheiligen erhalten."
"Ein Grund mehr, wieso sie so etwas nie getan hätte."
Levente zögerte und betrachtete Torben eindringlich.
"Es sei denn..."
Torben wurde nervös und wich Leventes Blick aus.
"Ja, sie hat es für mich getan, damit..."
"...damit du deine Lisa wieder in deine Arme schließen kannst", beendete Levente Torbens Satz.
"Und? War es das wert?"
Torben reagierte nicht auf Leventes Anspielung. Er wusste, er wollte ihn provozieren. Er spürte Leventes Wut, die langsam nach oben brodelte.
"Jetzt hast du keine von Beiden."
Von jetzt auf gleich hatte Torben Leventes scharfes Messer an der Kehle.
"Ich bete für dich, dass sie noch am Leben ist. Ansonsten seh ich schwarz für dich", flüsterte ihm Levente ins Ohr.
"Hey, hey, hey, sachte, sachte Levente."
Delian näherte sich vorsichtig und zum ersten Mal war er froh darüber Delian zu sehen.
"Willst du jetzt auch noch zum Engelskiller werden? Nein, mein lieber, überlass Torben lieber den Status. Außerdem fallen mir genügend Gründe dafür ein, wieso ich derjenige sein sollte, um den lieben Torbie ans Messer zu liefern. Also leg mal bitte schön dein Messerlein beiseite."
Mit einem Knurren warf Levente das Messer zu Boden.
"Sehr gut gemacht, Levente", lobte Delian ihn und ihm kam es gerade so vor, als würde Delian mit einem Kleinkind reden.
Leventes mürrisches Gemurmel, ließ Torben erahnen, dass er mit der Entscheidung nicht im Geringsten einverstanden war. Delian half Torben wieder auf die Beine und Torben rutschte dabei tatsächlich ein verlegenes "Danke" heraus.
"Damit eins klar steht. Ich habe das nur getan, um dich später persönlich zu erledigen, klar?", versuchte Delian sich zu verteidigen.
Torben schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter.
"Schon klar."
Sole stand so plötzlich im Zimmer, dass keiner sie bemerkt hatte.
"Dann ist es also wahr. Sherin wurde verschluckt."
Torben sah zu Sole.
"Sie ist im Bild verschwunden."
"Nein. Sieh genau hin."
Sole zeigte zum Bild am Boden und Torbens Augen weiteten sich.
"Aber... das ist unmöglich! Wie kommt sie dahin?"
"Nun, Sherin ist es, die außergewöhnlich ist. Genau aus diesem Grund, möchte sie die Unterwelt haben. Ihr kurzer Aufenthalt bei ihr, verschafft uns etwas Zeit, also macht euch kampfbereit. Wir treffen uns im Hauptsaal."
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Sorry für die lange Wartezeit, aber im Augenblick ist es ziemlich hektisch. Kommentare bzw. Anmerkungen sind gerne willkommen. Ein angenehmes Lesevergnügen ; )
Wenn der Ein- oder Andere eine Alternative für das Wort "bestürzt" hat, immer her damit.
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BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)
FantasySherins Leben gerät innerhalb weniger Stunden aus dem Gleichgewicht, als sie an dem Geburtstagsabend ihres Bruders Alan eine Feder findet. Eine äußerst eigenartige Feder, die sie als Ornithologin dringend untersuchen möchte. Doch die Ereignisse über...