Ich war erstaunt darüber, dass ich mich tatsächlich dazu imstande fühlte, es mit meinem Bruder aufzunehmen. Moment mal, dieses Etwas war definitiv nicht mein Bruder.
Ich blickte noch einmal zu Torben, der mit seinen verletzten Flügeln beinah einen Sturzflug hinlegte, bevor ich meine Aufmerksamkeit wieder zu dem toten Kadaver vor mir richtete. Im Endeffekt ging es mir mit Adam fast genauso, wie es mit Torben und seiner geliebten Lisa, dessen Haut nun dieser gefürchtete Koppone trug. Der einzige Unterschied hierbei war, die Gefühle zu dem jeweils anderen. Verloren haben wir jedoch beide viel.
Noch einmal wagte ich einen Blick zu José und Victoria. Auch wenn der Schmerz in meinem Herzen kaum auszuhalten war und ich am liebsten aus Leibeskräften geschrien hätte, so durfte ich nun nicht den Verstand verlieren, sonst würde es mir genauso ergehen, wie ihnen.
Adam sorgte dafür, meine Gedanken zu unterbrechen, indem er mir einen festen Schlag in den Magen verpasste und in der anderen Hand gekonnt sein Messer schwang, was mir einen tiefen Schnitt in die linke Taille trieb. Entschlossen stemmte ich meinen Schlangenarm auf den Boden. Ich wusste, die Schlange würde mir gehorchen und genau das tun, was ich von ihr wollte, obwohl meine Adern wieder einmal wie Feuer brannten. Von Weitem sah ich, dass der riesige Koppone vor Torben landete, mit irgendeiner riesigen Waffe in der Hand. So wie es aussah, standen Torbens Aussichten auf einen Gewinn, nicht gerade gut, und Artis und Levente waren mit den anderen Kopponen beschäftigt. Sole und Boston kümmerten sich um Liam. Ich musste also zusehen, dass ich diesem Kampf schleunigst ein Ende bereitete, damit ich Torben in seiner misslichen Lage helfen konnte.
Adam ist bereits tot. Das hier ist nur seine Hülle, redete ich mir immer und immer wieder ein. Torben ist noch am Leben und er braucht meine Hilfe.
Verästelungen suchten sich von der Schlange aus ihren Weg zu Adams Hülle. Viel zu schnell schlangen sich die Wurzeln um den leblosen Körper. Seine Abwehrreaktion mit dem Messer funktionierte zu Beginn sehr gut. Er war unglaublich schnell darin, die Äste klein zu schneiden. Doch ich hatte auch noch nicht die gesamte Kraft der Schlange zum Einsatz gebracht. Auch wenn es bedeuten würde, dass meine dunkle Seite die Führung übernehmen würde, ich musste Torben helfen, und das um jeden Preis. Ich beschleunigte die Geschwindigkeit und ehe ich mich versah, lag vor mir ein zuckender Kokon. Adams Leiche wollte noch immer nicht zur Ruhe kommen.
Boston war es, der aus dem Nichts angesprungen kam und den Kokon in mehrere Teile zerlegte. Auch wenn er nur ein Mensch war, so war ihm der Begrifft Angst ein Fremdwort. Ein regelrechter Krieger, der perfekt ins Team passte. Ich nickte ihm dankbar zu, da ich zu solch einem Schritt wohl nicht imstande gewesen wäre. Geschockt betrachtete ich die Einzelteile von Adam und war kurz davor meinen Wutausbruch als Schrei loszulassen.
"Was ist jetzt Mädel. Komm in die Hufe, oder willst du etwa, dass dein Freund da drüben den Löffel abgibt?"
Wie in Zeitlupe drehte sich mein Kopf zu Boston. Ich schüttelte langsam den Kopf und hatte dabei noch immer meinen Mund sperrangelweit zu einem Schrei geöffnet.
Mein kleiner Bruder ist tot. Gut, er ist bereits vor einigen Stunden gestorben. Aber das beruhigte meinen Gemütszustand überhaupt nicht. Dennoch rief ich mir wieder in Erinnerung, dass Torben noch lebte und ich machte mich schleunigst daran, ihn im Kampf zu unterstützen.
Torben stand noch immer, wie angewurzelt auf der Stelle, entweder, weil er wieder einmal in das entstellte abartige Gesicht des Kopponen blickte, welches Lisas Haut schändete und trug, oder aber wegen des Schwertes. Ganz sicher war ich mir da nicht. Es dauerte einen Augenblick, bis er mich registrierte.
"Solltest du nicht gegen deinen Bruder kämpfen?"
"Ist schon geschehen", versuchte ich so gleichgültig zu klingen, als wäre es eine Selbstverständlichkeit.
"Du hast ihn erledigt?"
Die Fassungslosigkeit in Torbens Stimme war kaum zu überhören.
"Boston hat mir etwas unter die Arme gegriffen. Ich kann dich doch nicht hier alleine gegen dieses Vieh kämpfen lassen."
Der Koppone stellte seine Schraubstockbeine tief in den Boden, während es mit seinen Armen die .... Moment mal, es war gar kein Schwert. Es war eine Säge, die es nun auf den Untergrund stampfte.
"Auch wenn du es nur gutgemeint hast Sherin, aber gegen dieses Monstrum, das noch dazu Ileijaeil besitzt, haben wir kaum eine Chance."
Das war also die geheime Waffe, die einen Engel endgültig vernichten konnte. Die auch damals Lisa getötet hatte.
"Ihr vielleicht nicht, aber ich definitiv!", ertönte es lauthals hinter mir und Torben.
Delian landete mit einem lauten Knall vor uns und ich betrachtete entsetzt seinen Rücken, aus deren Öffnung grüne Flüssigkeit hinauslief.
"Es wird langsam mal wieder Zeit, dass ich mit meinem Haustier Gassi gehe", lachte er selbstsicher in die Nacht hinein.
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So, heute gibt es mal ein kurzes Kapitel. Aber wie sagt man so schön:
In der Kürze liegt die Würze ; )
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BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)
FantastikSherins Leben gerät innerhalb weniger Stunden aus dem Gleichgewicht, als sie an dem Geburtstagsabend ihres Bruders Alan eine Feder findet. Eine äußerst eigenartige Feder, die sie als Ornithologin dringend untersuchen möchte. Doch die Ereignisse über...