Er wusste, dass er nicht einmal annähernd eine Chance gegen den Henker der Hölle hatte, dennoch musste er sich Luft verschaffen. Dieser gewaltige Zorn, der wie ein wildgewordener Tornado in ihm tobte, musste freigelassen werden. Sein Freund, sein bester Freund war brutal ermordet worden, vermutlich derselbe Mörder, der einst seine Lisa auf dem Gewissen hatte. Hasserfüllt blickte er Liam, dem Richter der Hölle, entgegen, der noch nicht einmal Anstalten machte, vom Esszimmertisch aufzustehen.
Er spürte Sherin hinter sich stehen und hörte, wie sie zusammensackte. Ihre Familie hatte keine Chance gehabt. Allein dieser Gedanke trug dazu bei, dass er sich schreiend und ohne großartig über seine Taktik nachzudenken, auf ihn stürzte. Liam war so schnell von seinem Platz verschwunden, dass Torben mitten in seiner Bewegung innehielt und sich fragte, ob er tatsächlich so langsam geworden war. Unsanft stieß Jemand in sein Hinterteil und beförderte ihn somit direkt auf den Boden.
"Torben, Torben. Denkst du wirklich, du könntest es in diesem Zustand mit mir aufnehmen?"
Sofort stand er wieder auf den Beinen.
"Nein, aber das spielt keine Rolle. Ich will, dass du dafür bezahlst. Auch wenn ich dir nur einen Kratzer zufüge!"
"Wenn du denkst, ich hätte deinen Freund hier so zugerichtet, dann muss ich dich leider enttäuschen. Mein Werk kannst du in diesem Zimmer bewundern."
Er deutete auf Sherins Familie, die wie versteinert auf ihren Plätzen verweilten.
"Wo ist er?", waren die tierischen Laute, die aus seinem Munde herauskamen.
"Du wirst ihn noch früh genug sehen, euren ..., wie habt ihr ihn noch gleich genannt?"
"Maulwurf", brachte Torben zähneknirschend hervor.
"Ja genau, euren Maulwurf. Eine sehr einfallsreiche, amüsante und passende Bezeichnung."
Torbens Geduld war dahin.
"Ich verstehe nicht viel von diesen bekloppten Sitzungen, die ihr andauernd halten musstet, darum hat sich Remmes gekümmert, aber eines steht fest. Du hast definitiv gegen den Pakt verstoßen! Gott wird das nicht so einfach gutheißen!"
Torben wollte gerade einen erneuten Angriff starten, als Liam auffällig seine Hand hochhielt.
"Diese Sitzungen waren mir schon immer ein Dorn im Auge. Nun, wir haben den Mittelmann zwischen Gott und Engel vernichtet, ich sehe keinen Grund, weshalb GOTT nicht sauer auf mich wäre, aber er hat sich noch nie richtig gezeigt, also denke ich, wird er sich auch in diesem Fall verkriechen und andere seine Drecksarbeit erledigen lassen."
"Wie kannst du es wagen ..."
Sein Zorn nahm unendliche Ausmaße an.
"Du wirst sehen, ich habe recht. Außerdem gibt es keinen Grund, uns an den Pakt zu halten. Wir haben ihn eigenhändig zerstört. Wer braucht schon Frieden. Frieden ist langweilig. Die Leute möchten Unterhaltung, Action und den können sie gerne von mir bekommen. Wir haben bereits die Ileijaeil-Säge, es fehlt nicht mehr viel um die Sache zu vervollständigen."
Liams Blicke stahlen sich an ihm vorbei und ruhten nun eindeutig viel zu intensiv auf Sherin.
"Oh nein! Du wirst sie in Ruhe lassen!"
Erneut raste er auf ihn zu, obwohl ihm durchaus bewusst war, dass es nichts brachte, aber er musste seinen gewaltigen Zorn loswerden, in welcher Hinsicht auch immer. In einem rasanten Tempo kam er Liam näher, der wieder einmal nur dastand und äußerst unbeeindruckt dreinblickte.
"So langsam fängst du mich an zu nerven, Torben. Bist du es nicht leid, immer zu verlieren?"
Liam versuchte seine Wut auf den Gipfel zu treiben. Torben lächelte allerdings nur sarkastisch.
"Ich werde niemals meinen Kampfgeist verlieren, niemals! Auch wenn es vielleicht noch so aussichtslos aussehen mag!"
Kurz bevor Torben ihn erreichte, wich Liam ihm seitlich aus, sodass Torben ins Leere rannte, stolperte und unbeholfen zu Boden fiel. In voller Rage sprang er wieder auf, zog seine beiden Schwerter aus der Scheide und schrie dem Henker der Hölle entgegen:
"Los! Stell dich mir endlich und lauf nicht immer weg wie ein feiger Hund!"
Ein amüsiertes Grinsen huschte über Liams Gesicht. Für einen kurzen Moment schien es, als ob er verschwunden wäre, doch innerhalb weniger Sekunden, tauchte er direkt vor ihm auf.
"Dir ist klar, dass ich dich auf der Stelle töten kann?"
"Dann tu es, wenn du denkst, dass du es kannst."
Erneut grinste ihn Liam gehässig an.
"Damit du wieder zu deiner Geliebten kannst? Das hättest du wohl gerne. Ich lasse dich am Leben, weil das hier ..."
Liam drehte sich um seine eigene Achse und hielt die Hände hoch.
"... die Hölle für dich sein wird. Nicht nur weil du ohne deine Lisa auskommen musst, sondern weil jetzt auch noch Remmes dran glauben musste."
Torbens Raserei nahm unerreichbare Grade an. Als Liam schließlich anfing ihn auszulachen, konnte ihn nichts mehr halten. Schreiend schlug er mit seinen Schwertern zu. Auch wenn er nichts weiter traf, als verbrauchte Luft, er musste seiner Wut Platz verschaffen.
Liams fieses Lachen verpestete die Atmosphäre, während seine Stimme von überall her hallte.
"Ich liebe es, zu spielen. Genau deshalb habe ich mir etwas ganz Besonderes ausgedacht. Eine tote, kämpfende Hülle, meine eigene Kreation. Sie hört nur auf mich und stürzt euch tief ins Verderben. Ich bin sehr gespannt darauf, wer überlebt. Mein Spieler ist ja bereits tot."
Wieder ertönte sein hünenhaftes Lachen.
"Diesen Spaß lasse ich mir natürlich nicht entgehen."
Liam erschien in der ersten Etage oben auf der Empore. Von dort aus hatte er einen hervorragenden Überblick auf das untere Stockwerk.
"Möge das Spiel beginnen."
Liam klatschte in seine Hände und die ausgeweidete Leiche erhob sich vom Tisch.
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Na? Wer wird wohl der Gegner sein? Bis zum nächsten Kapitel, schweige ich, wie ein Grab, aber ich lese mir trotzdem gerne eure Vermutungen durch ; )
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BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)
FantasySherins Leben gerät innerhalb weniger Stunden aus dem Gleichgewicht, als sie an dem Geburtstagsabend ihres Bruders Alan eine Feder findet. Eine äußerst eigenartige Feder, die sie als Ornithologin dringend untersuchen möchte. Doch die Ereignisse über...