Torben hatte bereits auf sie gewartet. Um ehrlich zu sein, musste er sich eingestehen, dass er sich irgendwie ein wenig freute, sie wieder zu sehen. Nicht nur, weil er wusste, dass sie dieses Geschöpf direkt zu ihm führen würde, da war noch etwas anderes in ihm, das diesen Augenblick herbeigesehnt hatte. Seine erste Begegnung mit ihr war für seinen Geschmack zwar etwas kurz gewesen, dennoch hatte es ausgereicht, ihr perfektes Bild in seinen Kopf zu prägen.
Entzückt sah er mit an, wie diese attraktive rothaarige Frau in der Kneipe vor dem Eingang auf den Boden knallte. Es war offensichtlich, dass sie sich verletzt hatte. Ihre großen überaus eindrucksvollen grünen Augen erkundeten panisch das Innere des Pubs.
Er war gerade dabei, sich eine Zigarette zu drehen. Seitdem Torben auf der Erde herumwanderte, hatte er tatsächlich diese Sucht der Menschen angenommen. Das Gespür des kalten ungesunden Rauches, der durch seine reinen Lungen zog, verursachte in ihm ein wohliges Gefühl das er derzeit nicht imstande dazu war, aufzugeben. Immerhin war er bereits seit einigen tausend Jahren tot.
Neugierig betrachtete er sie, als ihre Blicke sich schließlich trafen.
Sie war eine charmante junge Dame, in, nach seiner Beurteilung her, viel zu gewöhnlichen Klamotten. Wenn die Umstände anders aussähen, hätte er sie vermutlich verführt, doch in seinem jetzigen Zorn war kein Platz für solch eine Ablenkung.
Torben spürte ihre Angst, die immer mehr Besitz von ihr nahm, und folgte ihren Blicken zum Fenster. Ein Glück. Das missgestaltete Etwas hatte ihn bisher nicht bemerkt.
"Perfekt. Das wird ja leichter, als ich dachte."
Er nahm sich noch etwas Zeit, das Fräulein eingehend zu betrachten. Dennoch konnte er sich nicht erklären, wieso sie gerade hinter ihr her waren. Erneut fiel ihr Blick zu ihm zurück, während sie sich weiter mit dem Barmann unterhielt.
Sein Grinsen wurde breiter im Gesicht, als er aufstand und sich nach draußen stahl.
Wie nicht anders zu erwarten, hatte sich die Kreatur in ein dunkles Eck verzogen. Er versuchte die Fährte anhand des Geruchs ausfindig zu machen, und merkte, dass seine Sinne etwas eingerostet waren.
"Na gut. Dann warten wir eben, bis der Köder kommt."
Es dauerte doch länger, als er vermutet hatte. Endlich ließ sich die junge graziöse Dame am Hintereingang in einer Gasse blicken. Scheinbar hatte sie jemanden im Schlepptau, denn der Geräuschpegel, den sie verursachten, war enorm.
Er schüttelte verständnislos den Kopf und wartete, bis ihre Schritte ganz in seiner Nähe waren. Kaum hatte die Dame die dunkle Gasse verlassen, sah er, wie die Kreatur langsam aus ihrem Versteck kam, die rabenschwarzen Augen nur auf sie geheftet. Es sprang von einem Blumenbeet, in das es sich verkrochen hatte, auf den Bürgersteig, und raste in einer unheimlich schnellen Geschwindigkeit auf sie zu. Torben überlegte nicht lange, als sie sich umdrehte und beinah gegen ihn gerannt wäre.
Geschockt sah sie ihm mit ihren hellgrünen Augen entgegen.
"Lauf! Lauf, so schnell du kannst! Ich halte es so lange auf!"
Glücklicherweise gehorchte sie ihm aufs Wort, und ehe er sich versah, griff ihn die Kreatur an. Mit vollem Körpereinsatz lag sie auf ihm und versuchte kreischend, die Oberhand zu gewinnen.
"Ein Späher also. Ein seltsamer Zufall."
Mit nur einem Hieb hatte er den Späher von sich geschleudert. Wie ein nasser Sack landete er mit dem Arsch auf der Straße. Doch wie er es vermutet hatte, stand dieses Scheusal wieder auf den Beinen. Seine äußere Hülle schien nach dem Sturz etwas angeknackst zu sein, doch das machte der Kreatur im Inneren nichts aus.
Selbstsicher ging Torben auf das Geschöpf zu, und zog gleichzeitig seine beiden Schwerter aus den Halftern am Rücken. Sein breites Lachen war kaum zu übersehen. Er lachte herzhaft, als er sich fröhlich in den Kampf mit dem Ungetüm stürzte.
"Endlich mal wieder etwas zu tun!"
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Ich danke the_world_in_books für ihre netten und ausführlichen Kommentare, daher widme ich ihr dieses Kapitel. Ich hoffe, dass du mir als Leserin erhalten bleibst. So etwas baut einen sehr auf, wenn man manchmal keine Geduld hat, und alles hinschmeißen möchte.Nochmals danke : )
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BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)
FantasySherins Leben gerät innerhalb weniger Stunden aus dem Gleichgewicht, als sie an dem Geburtstagsabend ihres Bruders Alan eine Feder findet. Eine äußerst eigenartige Feder, die sie als Ornithologin dringend untersuchen möchte. Doch die Ereignisse über...