Lächelnd kam Torben auf mich zu. Ich war beeindruckt. Er hatte wohl von seinen Freunden zwei neue Schwerter angefertigt bekommen, mit denen er freudestrahlend vor mir hin und her fuchtelte, und genau das war der Startschuss unseres kleinen Smalltalks.
"Wie ich sehe, hast du endlich neue Waffen erhalten."
"Ja. Sie sind zwar noch lange nicht so gut wie die Alten, aber sie erfüllen ihren Zweck."
Der Startpfiff erklang, und los ging der Kampf.
"Levente meinte, wir sollten richtig und mit allen vorhandenen Mitteln gegen dich kämpfen."
"Und? Tust du es?"
"Was denkst du denn?"
Ich schüttelte den Kopf und versuchte ihn somit aus der Reserve zu locken. Vielleicht sprang er ja auf meine Taktik an und ich konnte mir noch einen Sieg ergattern.
Sein Schwerthieb kam unerwartet und ich wich ihm in letzter Minute aus.
"Du denkst wohl ich bin zu weich, was?"
"Wie bitte? Nein, das würde ich niemals denken, aber du hast eben auch deine Schwächen und ich wäre töricht, wenn ich sie mir nicht zunutze machen würde."
Ich blinzelte ihm spielerisch zu und ein erneutes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
"Willst du mich etwa mit deinem Charme umgarnen? Ich muss dir ein Kompliment machen. Du bist mittlerweile richtig gut darin", sprang Torben auf meinen Flirt auf.
"Ich weiß."
Ich wich einem weiteren Schwerthieb gekonnt aus, während Torben in einer rasanten Bewegung auf mich zusteuerte, die Schwerter wie eine Schere übereinandergelegt. Mein Hals war nun zwischen seinen Schwertern gefangen und ich wagte mich nicht einen Schritt zu machen, da die Klingen so unglaublich scharf aussahen. Er ließ die Schwerter noch weiter an meinen Hals wandern und gleichzeitig war er mir so verdammt nahe, dass sich mein Puls wieder bemerkbar machte. Sofort wurde mir heiß im Gesicht, als seine raue unheimlich anziehende Stimme erklang:
"Was ist, wenn ich nicht mehr warten kann?"
Flirtet er gerade wirklich mit mir?
Die Situation war so aussichtslos. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen, doch er liebte Lisa und das wollte und konnte ich nicht akzeptieren.
Er drängte mich an die Seite des Ringes, was bedeutete, wenn ich noch einen einzigen Schritt nach hinten wagen würde, hätte Torben gewonnen. Er beugte seinen Oberkörper zu mir hinüber und ließ dabei keine Sekunde meine Augen aus dem Visier. Unter normalen Umständen wäre ich ihm ausgewichen, doch er hatte mich in eine Zwickmühle gebracht. Also blieb ich stehen und sah, wie er mir mit seinen Lippen immer näher kam, seine Schwerter jedoch ruhten weiterhin, wie eine Schneide an meiner Kehle.
"Meine Güte! Nehmt euch ein Zimmer! Wir sind hier, um zu kämpfen und nicht um Streicheleinheiten und andere Aktivitäten auszutauschen!", kam es genervt von Delian.
Torben stoppte kurz vor meinen Lippen ab und sah mir eindringlich mit seinen stahlgrauen Augen in Meine hinein. Seine dunkle Stimme vibrierte überall auf meiner Haut.
"Hast du eigentlich eine Ahnung, wie es mir geht? Du ignorierst mich, weichst meinen Blicken aus, wenn wir uns in einem Raum befinden... ich kann an nichts anderes mehr denken, als an dich. Wie es dir geht, was du machst und dann die Sache mit uns..."
Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde jeden Moment aus meiner Brust heraus in seine Hände springen, so sehr wollte ich bei ihm sein. Ich wusste allerdings auch, dass das hier alles nur Show war, damit er das bekam, was er wollte. Ich schloss die Augen und versuchte meinen Puls wieder etwas zu stabilisieren, dann rief ich Levente zu:
"Bekomme ich vielleicht auch die Möglichkeit mit einer Waffe zu kämpfen oder findet ihr das hier...", ich zeigte auf Torbens Schwerter, die immer noch an meinem Hals ruhten; "vielleicht fair!"
Kommentarlos warf Levente mir ein Schwert entgegen.
"Danke!"
Ich stach mit der Schneide von unten zwischen Torbens Scherengriff und eines der beiden Schwerter flog im hohen Bogen aus seiner Hand hinab auf den Rasen.
"Mehr hast du dazu nicht zu sagen!", rief mir Torben entgegen und seine Enttäuschung war deutlich herauszuhören.
"Du liebst Lisa, das hast du mir klar und deutlich mitgeteilt!"
Seine Kiefer malmten aufeinander wie ein Wiederkäuer. Er war mit meiner Antwort nicht zufrieden.
"Du kannst nicht uns beide haben!"
"Hey Levente, jetzt sag doch auch mal was dazu! Wir sind nicht hier, um den Beziehungskram zwischen den Beiden mit anzuhören!"
Levente nickte Delian zu und es kam ein energisches:
"Kämpft endlich!", aus seiner Kehle.
Torben war noch immer um Welten besser, als ich, obwohl er jetzt nur noch mit einem Schwert kämpfte. Ich wusste, dass er nicht seine gesamte Kraft zum Einsatz brachte. Einerseits war ich dankbar dafür, andererseits wollte ich gerne wissen, inwieweit ich ihm unterlegen war. Grinsend kam er auf mich zu und sein Schwert krachte klirrend auf das Meine und ließ mich einige Zentimeter in die Knie gehen. Es war schwierig meinen Stand aufrecht zu halten. Mit voller Kraft hielt er das Schwert mit beiden Händen fest, doch lange würde ich nicht mehr aushalten können. Schweißperlen rannen mir über die Stirn.
"Du bist einfach zu langsam", ein weiteres Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, dass ich viel zu gerne eingefroren hätte.
"Und du bist Feige!"
"Feige?"
"Du läufst vor deinen Gefühlen davon."
Sein Gesicht wurde mit einem Mal sehr ernst.
"Ich laufe nicht davon, ich stehe vor dir, genau jetzt."
Ein Hitzeschlag durchfuhr meinen Körper und genau in diesem Augenblick konnte ich die Worte meines Vaters hören.
Dein Weg führt dich nach unten.
"Ich mach es", kam es wie aus der Pistole geschossen, aus meinem Mund.
"Was?", fragte Torben irritiert.
"Ich werde nochmals mit Lisa in Verbindung treten."
Er starrte mich an, als hätte ich einen schlechten Scherz gemacht. Genau diese Situation nutzte ich aus. Mit voller Wucht trat ich ihm zwischen Bauch und Leiste und beförderte ihn somit aus dem Ring.
"Sherin hat gewonnen!", ertönte Leventes Stimme fröhlich.
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Ich weiß, das Kapitel ist etwas kürzer wie sonst, dafür gibt es beim nächsten Mal wieder ein Längeres ; )
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BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)
FantasySherins Leben gerät innerhalb weniger Stunden aus dem Gleichgewicht, als sie an dem Geburtstagsabend ihres Bruders Alan eine Feder findet. Eine äußerst eigenartige Feder, die sie als Ornithologin dringend untersuchen möchte. Doch die Ereignisse über...