Kapitel 5.2

1.2K 91 19
                                    

Im Augenblick brachte mich nicht mehr allzu viel aus der Fassung, außer, dass ich vor wenigen Minuten wie ein HB-Männchen eine dermaßen starke Energie erzeugt hatte, die mich daran zweifeln ließ, dass ich diese Kraft überhaupt kontrollieren konnte.

Normalerweise hätte ich kurz gezögert, bevor mich meine Füße auf dieses hell elektrisierende Etwas antrieben. Da die Umstände jedoch etwas anders waren, sprang ich auf, und hielt mich umständlich an Torbens enormen Oberarmen fest, was sich gerade mal als nicht so einfach herausstellte. Durch seinen enormen Blutverlust war es für mich schwierig, an ihm festen Halt zu finden. Denn wohin ich auch griff, meine Hand landete immer wieder auf der glitschigen schmierigen Flüssigkeit, die sich mittlerweile auf seinem gesamten Körper verteilt hatte. Wohin ich auch blickte, sah ich frisches Blut, das aus seinen Wunden quoll.

Es sind eindeutig zu viele Verletzungen.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis er das Gleichgewicht verlor und in sich zusammensackte. Das Geknister, das der Blitz von sich gab, ließ mich ein wenig zurückschrecken. Ich hoffte inständig darauf, lebend oben anzukommen, denn diese Geräusche hörten sich ganz danach an, als würde der Blitz jeden Moment seine geballte Energieladung abfeuern.

Der Schall war ohrenbetäubend laut. Doch kaum löste sich die Energie, schossen wir auf der beinah feurigen Aktivität in einer mir undefinierbar raschen Geschwindigkeit hinauf zum Himmel. Der kurze, aber dennoch einprägsame Ritt auf dem Blitz hatte ganze zwei Minuten in Anspruch genommen. Unser Beförderungsmittel löste sich ganz von alleine auf und ich stolperte mit Torben gemeinsam in ein graues, viel zu dichtes Nebelgewand hinein, aus dem ich vage eine Person auf uns zukommen sah. Ein dunkelhäutiger Kerl, gekleidet in einer altertümlich zerlumpten Erscheinung, näherte sich uns zielstrebig. Seine perlweißen Zähne blitzten erfreut auf, als Torben seinen Blick traf. Er knackste mit seinen Fingern, die allesamt mit sehr alten unförmig, dicken Ringen verziert waren.

"Torben, was für eine erfreuliche Überraschung."

Mühsam richtete sich Torben auf und spuckte eine geballte Ladung Blut aus seinem Rachen heraus. Sein Atem ging schwer.

"Ich hasse Verbannungen."

Obwohl es ihm miserabel gehen musste, grinste er über beide Ohren. Der dunkelhäutige Glatzkopf fuhr sich amüsiert über seinen Dreitagebart, als sein Lächeln ebenfalls breiter wurde.

"Komm her, Bruder."

Sie lieferten sich eine herzhafte Umarmung, bis der vollpigmentierte seine schmierige Hand beäugte.

"Du hast ziemlich viel Blut verloren."

"Bis zum heutigen Tage wusste ich nicht mal mehr, wie es ist, solche Schmerzen zu haben."

Torben zuckte mit den Schultern.

"Diesen Nachteil hatte ich wohl vergessen zu erwähnen. Gefallene Engel sind, obwohl sie längeres Durchhaltevermögen beweisen, verwundbar wie Sterbliche, da sie das Göttliche verloren haben."

"Danke, aber das hättest du dir jetzt auch sparen können. Wie du siehst, bin ich mittlerweile bestens darüber informiert, Remmes."

Remmes Blick richtete sich neugierig auf mich. Er inspizierte mich wie ein neuartiges Produkt, das gerade auf den Markt gekommen war.

"Du wirst vermutlich sehr viele Fragen haben, die wir dir mit Sicherheit nach und nach beantworten können. Im Moment hat es jedoch höchste Priorität, dass wir uns auf die Suche nach Red Hunter begeben."

"Moment mal. Du bist nicht sauer, dass ich einen Menschen mit raufgeschleppt habe", mischte sich Torben in das Gespräch, das Remmes gerade versucht hatte, mit mir aufzubauen.

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt