Kapitel 21.2

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Bereits von Weitem konnte ich das Gepolter, Gerangel und Geschreie hören.

Wollten sie sich nicht unterhalten? Was war denn jetzt schon wieder los?

Als ich den Eingang des gemütlich eingerichteten Besprechungszimmers, mit dem knisterndem Kaminfeuer, der Bar, an der wie üblich Artis auf dem Barhocker verweilte, und den massiven Akazienschreibtisch, der in der Mitte des Raumes stand, betrat, ahnte ich bereits, was mich erwartete. Torben und Delian waren in eine Rangelei vertieft, die alles andere, als nach Spaß aussah. Nevia versuchte die Beiden auseinanderzubringen, was ihr nur teilweise gelang. 

"Schluss jetzt!", herrschte Sole die Zwei in ihrer energischen Stimmlage an.

Sofort lösten sich Delian und Torben voneinander und Delians Blick fiel auf meine Wenigkeit. Noch immer stand ich am Eingang des Zimmers und wagte mich nicht einen Schritt hineinzugehen.

"Ahhh. Da ist ja deine Butterblume", schwang Delian seine melodiöse Stimme und schaute dabei grinsend in meine Richtung.

Irritiert blickte ich über meine Schulter, bis ich schließlich realisierte, dass er mich damit meinte. 

"Willst du sie nicht begrüßen gehen, deine neue Freundin."

Delian betonte das Wort Freundin überaus intensiv. Ich wusste nicht, ob ich Delians Attacke auf Torben gut oder schlecht heißen sollte. Zumindest konnte mir nun Torben nicht mehr davonlaufen. Jetzt wurde er direkt damit konfrontiert. Doch nach Torbens Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war ihm das überhaupt nicht geheuer. 

"Das ist nichts Festes", gab er schulterzuckend von sich und mein Herz, eben noch am rechten Fleck, sackte mir in die Hose.

"Würdet ihr euch jetzt bitte auf eure Plätze begeben. Ich möchte anfangen."

Delian nahm nun neben Nevia auf dem blutroten Sofa neben Levente Platz, während Nevia etwas besorgt seine geschwollene Lippe betrachtete. Artis saß noch immer an der Bar und nippte an seinem Flachmann, und Torben ging zum Kamin hinüber. Er drehte mir absichtlich den Rücken zu, was mich nur noch wütender machte. 

"Sherin, du bitte auch", ermahnte mich Sole. 

"Danke, aber ich stehe hier sehr gut. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich im Moment nicht sehr willkommen bin."

Sole blickte von mir zu Torben. 

"Keine Ahnung, was da derzeit zwischen euch läuft, aber klärt das bitte nach dem Gespräch."

 Sole ging an Boston vorbei und positionierte sich in der Mitte des Raumes, während Boston ihr mit Adleraugen hinterherblickte.

"Wie ihr alle wisst, ist Sherins Waffe beim Besuch ihrer Freundin von dem Späher gestohlen worden. Ich habe keine Ahnung, was Liams Taktik sein könnte, aber wir müssen vorsichtig sein und auf alles vorbereitet sein, Sherin."

Sole drehte sich zu mir und blickte mir streng entgegen. 

"Da du gegen die Regeln verstoßen hast, verbringst du hier oben deine Zeit damit, mit Levente zu trainieren. Er wird dir alles Wichtige beibringen"

"Warte! Muss das sein?" 

"Ja." Ihre herrische Tonlage duldete kein "Nein". 

"Du bist noch nicht annähernd in Höchstform. Sollten die Dämonen eintreffen, dann hast du vorbereitet zu sein." Ich nickte knapp. 

"Den Rest der Zeit, also schlafen, essen, etc., verbringst du in einer Zelle, weit unter dem Himmelreich, und du darfst an Remmes Beerdigung nicht teilnehmen."

Ich wusste, dass es nichts brachte, Widerworte zu geben, doch Sole sah es an meinem  Gesichtsausdruck, dass ich mit ihrer Entscheidung ganz und gar nicht einverstanden war. 

"Das hast du dir selbst eingebrockt. Ich hatte dich gewarnt, aber du wolltest ja nicht hören." 

Ich wandte den Blick ab und beobachtete Torben, der noch immer mit dem Rücken zu mir gewandt stand, und auf dem Kaminsims an irgendeiner Statue herumspielte. Seine Art, wie er mit mir umging, gefiel mir nicht und ich konnte es kaum erwarten bis die Gesprächsrunde zu Ende war und ich ihn endlich damit konfrontieren konnte. Das, was er jetzt mit ihr abzog, war wirklich unterste Schublade. 

"Die Beerdigung wird morgen stattfinden. Remmes Körper ist bereit, auf Wanderschaft zu gehen", hörte ich Soles Worten nur teilweise zu, was auch immer das zu bedeuten hatte. 

"Gut. Das wäre dann alles", beendete sie die Versammlung. 

"Ist es mir wenigstens gestattet, der Beerdigung von Weitem zu folgen?", fragte ich Sole. Ihre Miene ließ keinerlei Emotionen zu. 

"Ich denke das ist machbar. Alex wird dir beiseite stehen, nicht wahr?"

Sie wandte sich an Boston, der in seinem Armee Outfit zwar gefährlich, aber dennoch lustig aussah, weil er ein gutes Stück kleiner war, als Sole. 

"Natürlich mein Früchtchen."

Boston zwinkerte Sole zu und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Dass Boston ihr ausgerechnet solch einen Spitznamen verpassen musste. Er passte so überhaupt nicht zu der knallharten Sole, aber anscheinend hatte sie nichts dagegen.

"Dann sehen wir uns morgen", schloss Sole nun endlich die Gesprächsrunde ab.

Torben hatte es ziemlich eilig und ich musste wirklich zusehen, dass ich mich sputete, wenn ich ihn nicht verpassen wollte, wäre da nicht Sole gewesen, die mich an meinem Vorhaben hinderte. 

"Sherin! Auf ein Wort!"

Ich atmete hörbar aus und hoffte inständig darauf, dass es nicht allzu lange dauern würde. Ihre dunklen Augen ruhten auf mir und sie sah mir an, dass irgendetwas nicht stimmte. 

"Dein Training beginnt jetzt gleich im Trainingsraum bei Levente." Auch das noch. 

"Doch vorher, klär bitte deine Angelegenheit mit Torben, sonst bist du mit dem Kopf nicht bei der Sache." 

"Danke Sole", war alles was ich ihr hinterherrief, bevor ich nach draußen in den Flur hastete.

Natürlich hatten sich bereits alle in den von ihnen gewünschten Ort befördert. Wie konnte ich nur so dumm sein und darauf hoffen, er wäre noch da und würde auf mich warten?

Langsam ging ich den Korridor mit den überaus beeindruckenden Statuen entlang, hinab zu meinem Zimmer. Von weitem konnte ich sehen, dass Jemand an meinem Zimmer auf mich wartete. Mein Pulsschlag verdreifachte sich und augenblicklich schoss mir die Röte ins Gesicht. Torben schien nervös zu sein und sein Duft, sein männlicher schwerer dunkler Geruch, ließ mich beinah zusammensacken. Meine Knie wurden wackelig wie Pudding und ich hatte das Gefühl, mein pochender Herzschlag würde mich verraten. Ich versuchte ihm so kühl wie möglich gegenüberzutreten, doch als ich ihm schließlich gegenüberstand, kam nur ein leiser Hauch, der einem Stöhnen glich, über meine Lippen: 

"Hey". Mehr nicht.

Echt jetzt? Habe ich es tatsächlich wieder nötig?

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Und hier kommt ein neues Kapitel ; ) 

Sorry, es waren einige Formfehler enthalten. Das passiert eben, wenn man spät in der Nacht ein Kapitel veröffentlicht ...

BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt