Höllenschlund

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Die kleinen Grubenwägen liefen ungewöhnlich langsam in das Innere hinein. Dann erinnerte er sich jedoch daran, dass die Insassen, die hier transportiert wurden, bereits tot waren. Von daher war eine sichere Fahrt vermutlich die Beste, um den Körper sicher an sein Ziel zu bringen.

Die Fahrt ins Dunkle nahm ihm nun sein komplettes Sichtfeld. Er sah rein gar nichts mehr. Glücklicherweise funktionierten seine anderen Sinne noch einwandfrei. Das Rattern des Wagens brachte ihn beinah um den Verstand und er fragte sich, wann sie nun endlich ankommen würden. Doch statt seinem Ziel näher zu kommen, hielt die Bahn an und sie saßen mitten im Dunkeln fest.

"Was ist los? Wieso geht's nicht weiter?", fragte er ungeduldig in die Runde.

"Schhh. Oder willst du etwa, dass sie uns erwischen."

Sole hatte recht. Sein lauter tiefer Bariton trug nicht gerade dazu bei, um sich unauffällig zu verhalten. Er musste zusehen, dass er sich im Zaum hielt. Zum Wohle von Sherin.

Irgendetwas schien ihn von oben packen zu wollen. Er wollte sich gerade gegen die obige Attacke wehren, als Sole's ermahnende Worte in seinem Ohr widerhallten. Er ließ von seinem Vorhaben ab und zwei Greifarme packten ihn unsanft an den Schultern und hoben ihn aus dem Wagen. Er kam sich vor, wie ein Stück Stoff, welches auf einer Wäscheleine hing. So wurde er über eine Art Seil dorthin transportiert, wo scheinbar das Massentreffen der Toten stattfand. Er klatschte auf etwas Kaltes und Glitschiges und er wusste sofort, ohne dass sich das Licht von Sole entzündete, auf was er gelandet war. Schleunigst richtete er sich auf, rutschte jedoch im selben Moment wieder aus und landete erneut im kalten Nassen. Der Geruch von Verwesung lag in der Luft. Stickig und drückend. Dann benutzte Sole ihre Brille und ein leichter Lichtstrahl traf die Höhle. Torben sah das Ausmaß des Todes. Er lag auf einem Berg voller Leichen. Durch seinen Ausrutscher auf der glitschigen Masse, die sich als eine Mischung aus Exkrementen und Blut herausstellte, war er nun direkt mit einem Kopf ohne Augen konfrontiert, aus deren Nasenlöcher sich gerade eine dicke eklige Spinne herausstahl. Reflexartig richtete er sich auf und war erschrocken von dem riesigen Leichenberg, auf dem sie alle standen.

"Och Torben, ich dachte du würdest dem toten Jason noch einen Kuss geben. Immerhin war er dir doch so nahe gewesen."

"Fick dich, Delian."

"Dafür habe ich Nevia", grinste er ihn an und er wusste, wenn Delian noch ein Wort verlieren würde, hätte er nicht mehr die Courage sich zurückzuhalten.

Unten, am Anfang des Leichenberges, bewegte sich eine Art Maschine, die im Akkord die Leichen auf ein Band schmiss. Das Band führte zu einem riesigen Ofen oder Sauger. Zumindest geschah dort etwas mit den Leichen.

"Sie bekommen ihre Seelen wieder zurück", kam es von Sole erschrocken und gleichzeitig spürte man ihre Angst in ihrer Stimme. Irgendetwas beschäftige Sole, aber Torben blieb leider keine Zeit nach dem Grund zu fragen, denn kurze Zeit später hatte sie sich wieder gefangen und gab die Anweisung, auf die jeder der Krieger gewartet hatte.

"Wir sollten schleunigst verschwinden, bevor hier eine Armee von Untoten auftaucht."

Alle breiteten sie ihre Federn aus und flogen vorsichtig nach unten. Torben hatte Probleme damit, seine schwarzen Federn sofort zum Vorschein zu bringen, da sie jedes Mal, wenn er die Flügel dazu zwang sich auszubreiten, unheimlich schmerzten. Tja, das war nun einmal die Strafe für die schwarzen Federn, die er nun zu tragen hatte, weil er einen unschuldigen Engel auf dem Gewissen hatte. Somit war er der Letzte, der unten neben ihnen landete. Die Maschine merkte zum Glück nichts von ihrer Anwesenheit.

Sole legte sich den Zeigefinger auf die Lippen und deutete damit an, dass wir leise sein sollten. Sie zeigte in die Richtung des Tunnels, der keineswegs einladend aussah. Sole hatte noch immer ihre moderne Brille auf, die an den Seiten leuchtete und uns den Weg durch den Tunnel führte. 

"Seid vorsichtig und verhaltet euch bitte unauffällig, bevor sie uns erwischen."

Kaum entgingen Sole diese Worte, machte sie Boston mit einem lauten Scheppern und einem "Scheiße", zunichte.

"Sorry Leute, aber wir Menschen haben das nicht so drauf mit dem übersinnlichen Krempel."

 Augenblicklich wurde der Gang mit schwebenden Fackeln beleuchtet und Boston erntete von Sole einen überaus unfreundlichen Gesichtsausdruck, der ihm mehr sagte als tausend Worte. Bevor sich noch ein Zweiter darüber auslassen konnte, forderte Sole nochmals alle auf, die Ruhe zu bewahren. Doch es war zu spät. Durch die Stille konnte man eindeutig heraushören, dass sich Etwas in Bewegung gesetzt hatte und er vermutete, dass es nichts Gutes verhieß. Von Weitem konnte er bereits die Flügelschläge hören, doch es waren wohl eher kleine und viele Schläge. 

"Geht in Deckung, wir bekommen gleich Besuch", warnte Nevia und spannte ihren Bogen.

Delian trat an ihre Seite, bereit sie bei ihrem Kampf zu unterstützen. Auch Artis trat mit seinem Morgenstern hinter die Beiden und Torben gesellte sich nun auch zu ihm. Levente trat mit seinen scharfkantigen Messern an die Spitze und Sole sah durch ihre Brille hindurch, um uns auszurichten, welchen Gegner wir zu erwarten hatten. 

"Wir werden gleich von einer Massenherde an Feuerkäfern überrannt."

Boston gab ihr Deckung. Das war allerdings seiner Meinung nach, vollkommen nutzlos, da Sole ein Profi war, in dem Umgang mit ihren Schusswaffen. Levente reagierte schnell und schmiss seine scharfkantigen Wiegemesser nach vorne.

"Ich nehme dir schon einmal etwas ab, Nevia!"

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Leventes Messer wieder zu ihm zurückkehrten. Mit seinen flinken Bewegungen hatte er sie schnell wieder aufgefangen.

"Wenn meine Messer schon so lange brauchen, bis sie sich ihren Weg freigeschlagen haben, will ich nicht wissen, wie viele uns erwarten werden."

Kaum hatte er diesen Satz von sich gegeben, waren die Flügelschläge mittlerweile ganz nah bei ihnen. Er zog seine Schwerter aus seiner Halterung am Rücken und stellte sich in Kampfposition. 

"Haltet euch bereit", gab Sole in einem Flüsterton von sich.

Ein Schwarm von kleinen schwarzen, fliegenden Käfern raste auf uns zu. Der obere Teil ihrer Panzer oben strahlte in einem grellen rot. Und sobald sie sich nur annähernd in ihrer Reichweite befanden, schoss das Feuer aus ihren Panzern hervor. Torben handelte schnell und stürzte sich schreiend auf die Käfer nach vorne. Es kam ihm vor, als würde er durch einen Strudel von Fledermäusen hindurchlaufen. Er konnte kaum sehen, wo er hinschlug. Artis gesellte sich mit seiner Keule von Morgenstern zu ihm und hatte mit einem Schlag gute 20 Käfer beseitigt. Nevia schoss einen Pfeil nach dem Anderen, bis sie später schließlich mit der Peitsche dort stand und deutlich bessere Ergebnisse mit der Dezimierung der Käfer erzielte, als vorher. Obwohl jeder sein Bestes gab, wurden diese Mistviecher nicht weniger. Schüsse ertönten und augenblicklich schossen Remmes ehemalige Ringe durch die Luft.

"Wie war das mit leise?"

Ein flüchtiges Grinsen huschte über Soles blasses Gesicht.

"Es weiß doch eh schon jeder, dass wir hier sind, jetzt ist es wenigstens offiziell."

Die Feuerkäfer waren mit einem Schlag verschwunden. Nur die toten brennenden Käfer am Boden waren noch übrig. Torben wurde es mit einem Mal ganz anders, denn jetzt wurde es ernst.

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BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt