Levente schoss zusammen mit Sole und Boston im Schlepptau, hinüber zu Liam. Obwohl er wusste, dass er mit seinen bloßen Händen und Waffen nichts bewirken konnte, war es trotzdem allemal besser, als zuzusehen, wie Liam Sherin begann zu verunstalten. Liam weitete die Barriere um sich und Sherin aus, schwebte mit ihr über die Lavamasse, legte erneut ihre Arme in Ketten und schnitt ihre beiden Handgelenke auf.
"Was hat er vor?"
Levente war außer sich und gleichzeitig so vollkommen hilflos.
"Er lässt sie ausbluten. Der Herr der Unterwelt braucht ihr Blut und das so schnell wie möglich, sonst löst sich bald die Kraft aus ihrem Körper", erklärte ihm Sole.
"Den Kerl sollte sich mal jemand vornehme, Mann ey."
Boston schlug mit der Faust in seine offene Handfläche, bereit für einen Nahkampf. Die Lavamasse formte sich zu einer Art Gesicht zusammen, welches den Mund öffnete um ja keinen Tropfen zu verpassen.
"Was mich wundert ist, dass sich die silberne Schlange noch immer nicht von Sherins Arm gelöst hat. Meinst du sie ahnt etwas?", überlegte Levente.
Sole zuckte mit den Schultern.
"Schon möglich."
"Wie kannst du eigentlich so seelenruhig sein?"
"Es geschieht alles zur rechten Zeit, sieh selbst."
Levente sah hinauf zu Sherins leblosem Körper. Es war ein abscheulicher Anblick. Wenn er von Sole nicht die Info erhalten hätte, dass Sherin wieder bald zurückkommen würde, wäre er am Boden zerstört gewesen. Ihre blasse Haut und die vielen Verletzungen, die sie davongetragen hatte, sahen nicht danach aus, als ob in diesen Körper jemals wieder eine Seele zurückkehren konnte. Doch bei genauerem Hinsehen, sah er eindeutig ein Zucken ihrer Fingerspitzen.
"Du hattest also recht."
"Hast du je an meinen Worten gezweifelt?"
"Nein", gestand Levente.
Er sah nach oben zu den Kopponen, die auf ihn wirkten, als hätte man sie abgeschaltet, aber er wurde ja schon oft eines besseren belehrt.
"Wir sollten Sherin so gut unterstützen, wie wir es zu Dritt noch hinbekommen."
Sole und Boston nickten ihm zu.
"Gut, dann kümmern wir uns um die führerlosen Kopponen."
Ich war so schnell zurück in meinem Körper, dass ich erst einmal realisieren musste, was mit ihm geschah. Meine Kraft wurde aus meinem Körper gesaugt und ich musste schleunigst erwachen, um etwas dagegen zu tun. Kaum hatte ich meine Augen geöffnet, übernahm etwas Übermenschliches die Kontrolle.
Was geschieht hier?
Ein weißes Strahlen umschloss meinen Körper und Liam wich erschrocken vor mir zurück.
"Nein, wie ist das möglich?"
Ich war Zuschauer in der ersten Reihe und sah meinem Ich dabei zu, wie es die silberne Schlange in eine strahlend Weiße verwandelte. Die roten, wunden Stellen meines Armes verheilten auf Anhieb. Ich hielt die Hand geöffnet und wartete auf etwas. Irgendein Stab flitzte in meine Richtung, nein es war kein Stab, es war die Säge Ileijaeil.
Auch über die Säge fuhren meine Finger und verwandelten sie in ein weißes, strahlendes Werkzeug, dass ich bestens zu gebrauchen wusste. Meine Füße sahen aus, wie eine Art unförmiger Baumwurzeln, die sich ihren Weg nach unten zur Erde suchten und mich gleichzeitig nach unten zur Lavamasse rissen. Mit einem Mal hatte ich die gesamte Lava–Flut mit den vielen kleinen Wassertröpfchen, die um meinen Körper durch die Luft wirbelten, in eine Steinlandschaft verwandelt. Das Wasser hatte sich in einer Fontäne aus meinen Handflächen gelöst und die Lavamasse vorerst zum Stillstand gebracht. Trotzdem war das immer noch die Hölle und das hieß vermutlich, dass meine Kreation nicht sehr lange aufrechterhalten werden konnte.
Problemlos kam ich auf dem Gestein zum Stehen und so langsam konnte ich auch wieder meinen eigenen Körper kontrollieren. Erschrocken musste ich feststellen, dass mir die Haare zu Berge standen und sie wortwörtliche in Flammen standen.
"Da ist sie wieder!", riss mich Liam aus meinem Gedankengang.
"Normalerweise solltest du tot sein und mir hier keine weiterentwickelte Spezies vorführen."
"Nun, da muss ich dich enttäuschen, Liam."
Mit einem weiteren Schlag, der Liam fast seine Augen aus den Augäpfeln fallen ließ, präsentierte ich ihm meine gigantisch aussehenden weißen Flügel.
"Darf ich vorstellen Liam!"
Sole hatte sich aus dem Kampf mit den Kopponen herausgerissen und kommentierte nun Liams Feststellung in der Luft.
"Der erste frisch geborene Engel mit einer völlig reinen Seele und gleichzeitig die Wächterin des Ileijaeil."
"Du hast die Säge einfach von Bodhir gestohlen! Schäm dich. Dann muss ich sie mir wohl wieder zurückholen."
"Dann versuch es doch", grinste ich ihn an und präsentierte ihm die neue weiß glänzende Säge Ileijaeil.
"Was hast du mit ihr angestellt?"
"Ich habe sie in ein Stück des Himmels verwandelt. Sie folgt nun meinen Befehlen und die Schlange auch."
Die Baumwurzeln meiner Beine schlangen sich langsam um Liams Körper, ohne dass er dagegen etwas tun konnte. Er versuchte erneut eine Barriere um sich herum zu erzeugen, scheiterte jedoch bei dem Versuch, weil die Wurzeln immer wieder die Barriere durchbrachen. Die Schlange wickelte sich von meinem Arm, schlängelte sich an den Wurzeln hinunter zu Liam und biss sich tief in sein Fleisch hinein. Schmerzvoll schrie er auf. Ich schwang die riesige weiße Säge, die ich nun mein Eigentum schimpfen konnte.
"Ein paar letzte Worte noch?"
Er grinste mich nur mit seinen gelben Zähnen an, obwohl er qualvolle Schmerzen haben musste.
Ich stach langsam, Zentimeter um Zentimeter zu, damit ich sicher sein konnte, dass er auch jeden Stoß davon spürte, bevor ich ihn in zwei Hälften teilte. Sein Körper löste sich in Sekundenbruchteilen in schwarze kleine Kugeln auf, die hoch hinauf zum Himmel zogen. Ich fragte mich, was der Himmel mit solch einem Schuft anstellte...
Dann wandte ich meinen Blick zu Bodhir, der noch immer bewusstlos am Boden lag.
Meine Miene verfinsterte sich.
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Da das 27. Kapitel ca. über die 1.800 Wörter geht, habe ich es nun doch aufgeteilt.
Von daher kommt das nächste Mal wieder ein kurzer Part ; )
Kommentare und Anmerkungen sind herzlich willkommen
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BLACK FEATHER (Wird überarbeitet)
FantasySherins Leben gerät innerhalb weniger Stunden aus dem Gleichgewicht, als sie an dem Geburtstagsabend ihres Bruders Alan eine Feder findet. Eine äußerst eigenartige Feder, die sie als Ornithologin dringend untersuchen möchte. Doch die Ereignisse über...