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Niall

Ich stieß ein tiefes Seufzen aus, als ich meine Arbeit an diesem Abend antrat. Ich hatte weder Lust, noch Motivation dazu, aber ich brauchte das Geld. Ansonsten landete ich früher oder später auf der Straße, denn es war in den vergangenen Wochen nicht bei einer Abmahnung geblieben.

Während ich einem Kunden sein Bier ausschenkte, sah dieser mich so seltsam an, dass ich mich zu fragen begann, was genau er dabei dachte. Es war ein junger Mann, den ich auf Anfang zwanzig geschätzt hätte, also in etwa so alt wie ich - ein paar Jahre plus oder minus.

Als ich ihm sein Bier reichte, warf er mir wieder diesen seltsamen Blick zu, den ich die ganze Zeit über schon bemerkt hatte. „Wie alt bist du?", wollte er schließlich wissen, und ich sah ihn einen Moment lang genauso irritiert an wie er mich, ehe ich mich daran erinnerte, dass ich ihm noch antworten musste.

„Einundzwanzig", gab ich zur Antwort und schüttelte meinen Kopf. „Warum fragst du?"

Er zuckte beide Schultern und griff nach seinem Bier. „Weil die meisten in deinem Alter studieren oder irgendeinen vernünftigen Beruf haben. Dich sehe ich hier fast jeden Abend."

Ein tiefes Seufzen drängte sich aus meiner Brust. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er mich an Dinge erinnerte, von denen ich ihm mit Sicherheit nicht erzählen würde, verkniff mir derartige Bemerkungen dann allerdings doch und sah ihn einen Moment lang an, bevor ich antwortete.

„Manchmal läuft das Ganze eben nicht so, wie man es sich wünscht."

Er nickte. „Hast du zufällig eine Packung Zigaretten?"

Normalerweise war ich nicht der Typ, der seine Zigaretten mit fremden teilte. Ich brauchte sie für mich selbst, und sie waren teuer. Mein Geld war knapp, jede Zigarette die fehlte, tat meinem Konto erheblich weh.

Trotz allem griff ich in meine hintere Hosentasche und reichte sie dem fremden Jungen, der ebenfalls blonde Haare besaß. „Hast du ein Feuerzeug?"

Der Fremde schüttelte seinen Kopf. „Es wäre nett von dir, wenn du mir eines leihen könntest."

Ich nickte und griff in meine andere Hosentasche, zog das Feuerzeug heraus und schob es über die Bar.

Er lächelte mich freundschaftlich an. „Kommst du mit nach draußen?"

Kopfschüttelnd winkte ich ab. „Ich kann die Bar nicht allein lassen, tut mir leid..."

„Hast du keine Kollegen oder sowas?"

Ich zuckte beide Schultern und blickte mich um. „Marc?"

Einen Moment später steckte der Mann den Kopf mit den langen, braunen Haaren durch die Tür und sah mich fragend an. „Was?"

„Kannst du die Bar kurz übernehmen?"

Er stieß ein entnervtes Stöhnen aus. „Wohin willst du?"

„Kurz nach draußen."

Er rollte beide Augen und nickte mit dem Kinn in Richtung der Tür. „Los. Aber beeil dich."

Ich nickte und deutete dem fremden Jungen an der Bar mit einer Geste, dass wir nach draußen gehen konnten.

Dort angekommen sah er mich schließlich anders an als vorher. Es war ein eher fragender Blick, fast mit etwas Sorge darin - Sorge? Weshalb sollte jemand mich so ansehen?

„Raus mit der Sprache", sagte er schließlich, während er sich die Zigarette in den Mund steckte und sie anzuzünden versuchte, was der Wind ihm allerdings etwas schwer machte. „Wieso studierst du nicht oder suchst dir einen vernünftigen Job?"

Ich hielt meine Hand vor die Flamme, damit er die Zigarette besser anzünden konnte. „Wie gesagt", antwortete ich, „Manchmal läuft das Ganze eben nicht so, wie man es sich wünscht."

Nun war er derjenige, der seufzte. „Was ist passiert?"

„Ich nahm ihm die Zigarettenpackung ab und zündete mir selbst einen Glimmstängel an. „Warum interessiert dich das?"

„Dein Blog", er sah mich aufrichtig an, „Ich habe deinen Blog im Internet gefunden."

Ich hustete, als ich zum ersten Mal an der Zigarette zog und sie meine Lungen zu verbrennen schien. „Du kennst meinen Blog?"

„Jeder kennt deinen Blog", sagte er schließlich, „Zumindest jeder, der auf Tumblr registriert ist."

Ich schüttelte meinen Kopf. „Das glaube ich weniger."

„Doch", widersprach er eifrig, „Hast du denn wirklich noch nie bemerkt, wie hoch deine Followeranzahl ist?"

„Sie ist nicht hoch", murmelte ich und nahm einen tiefen Zug von der Zigarette, die in meinem Kehlkopf ein angenehmes Brennen hinterließ. Schließlich atmete ich den mausgrauen Rauch aus und lehnte mich an die Wand.

Er schüttelte energisch seinen Kopf. „Du bist ja echt schlimmer drauf, als ich dachte."

Ich stampfte wütend mit einem Fuß auf den Boden. „Für wen hältst du dich, das beurteilen zu können?"

Abwehrend hob der Junge, dessen Namen ich noch immer nicht kannte, seine Arme nach oben. „Tut mir leid. Ich wollte dir nicht zu nahe treten."

„Egal", atmete ich weiteren Rauch aus und ging einige Schritte auf die Bar zu, in der ich arbeitete. „Ich muss ohnehin weiter machen."

Zu Hause angekommen war mir das Gespräch mit dem Fremden noch immer nicht aus dem Kopf gegangen. Deprimiert ließ ich mich auf meinem Sofa nieder und versuchte, mich auf meine Fanmails zu konzentrieren. Das Gespräch mit dem Fremden ging mir dabei allerdings noch immer nicht aus dem Kopf. Irgendetwas sagte mir, dass er ganz genau gewusst hatte, was er sagte. Dass er ganz genau gewusst hatte, dass er mich treffen würde.

Innerlich hoffte ich auf eine Mail von Liam - andererseits drängte sich mir der Gedanke auf, dass er gar keine Lust hatte, mir in irgendeiner Art und Weise zu antworten.

Als ich meinen Posteingang jedoch öffnete, befanden sich dort sehr wohl einige Mails - und eine davon war von Liam. Meine Augen wurden größer, und vorerst ignorierte ich den ganzen Rest an Nachrichten. Das Einzige, was für mich in diesem Moment interessant war, war Liam's Antwort.

Ich habe das Gefühl, dass du ein sehr geduldiger Mensch bist. Wenn es dir gar nicht auf die Nerven geht, wenn jemand dir ununterbrochen sagt, dass dein Blog toll ist, muss dir das doch irgendwann auf die Nerven gehen, oder etwa nicht? Zumindest wäre das bei mir der Fall. Ich glaube, ich könnte das Ganze irgendwann nicht mehr ernst nehmen. Aber hey, wenigstens gibt es Leute, die sich für deinen Blog interessieren! Selbstverständlich ist das mit Sicherheit nicht.

Ob niedlich das richtige Wort für mich ist, weiß ich leider auch nicht - aber allein, dass du das in Erwägung gezogen hast, hat mich so sehr zum Lachen gebracht, dass ich fast vom Stuhl gefallen wäre. Falls du dir die Frage stellst, ob ich Drogen nehme oder Alkohol trinke - nein, da kann ich dich beruhigen. Aber es freut mich, dass du mich so sehr zum Lachen gebracht hast. Das ist mir in letzter Zeit nicht oft passiert.
Darf ich dich fragen, in welcher Musikrichtung du unterwegs bist? Beziehungsweise, welche Bands du magst?

Liebe Grüße,

Liam

Tumblr. (Niam AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt