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Niall

„Das geht nicht", presste ich automatisch und ohne jede Vorwarnung hervor. Meine Gedanken überschlugen sich.

Die Medikamente, mein Job, meine durchgängig melancholische Stimmung, meine Angst davor, anderen Menschen zu vertrauen, meine-

„Das ist okay", Liam hob beide Hände, „Ich wollte dich nicht drängen. Tut mir leid."

Ich schüttelte energisch meinen Kopf. „Nein, so meinte ich das nicht. Ich kann das nicht."

Mehrmals schluckend, da meine Kehle unendlich trocken war, fuchtelte ich mit meinen Händen vor meinem Gesicht herum, um ihm klar zu machen, was ich ihm eigentlich sagen wollte. Mein Herz schlug so hart gegen meine Brust, dass ich Angst haben musste, es könnte sie zertrümmern. Das war - anatomisch gesehen - unmöglich, löste aber ein schrecklich unangenehmes Gefühl in mir aus, das sich nicht unterdrücken ließ. Mir war plötzlich schrecklich kalt.

„Alles in Ordnung?"

Ich nickte, schüttelte sofort darauf aber den Kopf. „Mein Job", platzte es aus mir heraus, „Ich muss arbeiten, ich muss Medikamente nehmen, ich-"

Ich unterbrach mich selbst. Verdammt, schoss es mir durch den Kopf, ich wusste doch gar nicht, was da aus mir heraussprudelte.

Liam zog beide Augenbrauen nach oben. „Welche Medikamente nimmst du denn?"

„Fluoxetin", gab ich zur Antwort, erst langsam realisierend, dass er damit vermutlich nicht sonderlich viel anfangen konnte.

Liam's fragender Blick traf mich direkt von Sydney hier her. Bei ihm schien die Sonne, bei mir war es dunkel. „Was ist das?"

„Psychopharmaka", presste ich zögernd und kleinlaut hervor.

Er nickte, fragte nicht weiter nach, auch wenn er vermutlich noch immer nicht wirklich wusste, weshalb zur Hölle ich gezwungen war, Psychopharmaka zu schlucken.

„Okay", murmelte er und warf mir durch die Kamera ein beruhigendes Lächeln zu. „Und dein Problem dabei ist, dass du denkst, du kannst sie nicht mit hier her nehmen?"

Ich schüttelte unmissverständlich meinen Kopf. „Ich möchte nur nicht, dass du mich so siehst."

„Du musst lauter sprechen, wenn ich dich verstehen soll", meinte er, noch immer geduldig lächelnd, in meine Richtung.

Ich schluckte. „Ich will nicht, dass du mich so siehst", wiederholte ich, etwas lautstärker, noch immer murmelnd.

„Du musst dich nicht schämen", beharrte er, „Nicht jeder ist von Natur aus glücklich."

Ich nickte. Meine Augen brannten. Ich zwinkerte. Beruhigt hatte mich seine Aussage nicht wirklich. „Und was ist mit meinem Job?"

„Kannst du dir keinen Urlaub nehmen?"

„Doch", erwiderte ich, „Aber den kann ich mir nicht leisten."

Ein seufzen seinerseits durchdrang die unheimliche Atmosphäre in meinem Schlafzimmer. „Hör zu", begann er, „Ich bin vielleicht nicht reich, und Harry erst recht nicht. Aber ich kann dir versprechen, dass es dir hier an nichts fehlen wird."

Liam

Natürlich wusste ich, was Psychopharmaka waren. Nachzuhaken erschien mir allerdings nicht nur unsensibel, sondern irgendwie auch unverschämt. Es ging mich nichts an, solange er nicht von selbst begann, zu erzählen.

Er saß zusammengekauert vor seinem Laptop und zuckte beide Schultern. „Darum geht es doch gar nicht."

„Ich weiß", gab ich zurück, „Es geht dir darum, was danach aus deinem Geld wird. Aber immer nur an die Zukunft zu denken, ist ungesund. Du verlierst den Blick für die Gegenwart."

Ich glaubte, ihn etwas wie ‚Die Gegenwart ist aber scheiße' murmeln zu hören, bevor er ein tiefes Seufzen ausstieß und nickte. „Trotzdem hast du irgendwie recht."

„War das ein ‚Ja'?", grinste ich in die Kamera und kam mir dabei vor, wie ein kleines Kind, das sich von seinen Eltern zu Weihnachten schon seit Jahren eine Spielkonsole wünschte, nie eine bekam, es allerdings trotzdem jedes Jahr auf's Neue versuchte.

Niall zwang sich zu einem Lächeln, nickte zögerlich und fasste sich demonstrativ ans Herz. „Ich werde mit meinen Arbeitgebern reden. Apropos, ich sollte vielleicht los."

Liam zog beide Augenbrauen nach oben. „Es ist fünf Uhr morgens."

Ein Nicken meinerseits. „Ich muss zur Arbeit."

Liam ließ seine Brauen wieder sinken. „Na, viel Vergnügen."

Ein tiefes Seufzen drängte sich aus meiner Brust. „Ich bin selbst nicht sonderlich motiviert."

„Verständlicherweise."

Ich nickte nur, sagte nichts und wartete darauf, dass Liam das übernehmen würde. Dazu kam es glücklicherweise bereits nach einer kurzen Stille.

„Sagst du mir heute Abend Bescheid? Wegen dem Besuch, meine ich."

Ich schluckte, stimmte schließlich aber zu und seufzte tief auf, nachdem wir das Gespräch beendet hatten. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das bezahlen, geschweige denn psychisch regeln sollte.

Der Abend hatte noch nicht einmal geendet und Liam sprach schon vom nächsten. Es waren diese Eigenarten, die ich an Menschen immer geliebt hatte.

Tumblr. (Niam AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt