Kapitel 1

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Im Auto ist es nach drei Stunden so heiß, dass mein T-Shirt am Rücken klebt und ich kurz vorm Hitzschlag stehe. Trotz Klimaanlage! 

Ich schaue zum zehnten mal auf das Navi. Noch zehn Minuten und wir sind endlich da.

Obwohl endlich eher bedeutet, dass ich wieder meine Ruhe haben werde und meine Eltern und meine Schwester loswerde und nicht, dass ich mich auf das Haus freue.

»Du wirst es dort lieben, es ist wirklich wunderschön.«

Hatte meine Mutter gesagt, nachdem sie mir mitten in der Nacht in der Küche aufgelauert hatte. So schnell gelang es jemandem mir mein Eis zu vermiesen.

Am meisten machte es mich wütend, dass sie wirklich gar nicht wütend klang.

Ich war eine Woche lang nicht aus meinem Zimmer gekommen und nur Nachts ,um mir Essen zu klauen.

Jede normale Mutter hätte ihre Pubertierende Tochter angeschrien, oder wenigstens enttäuscht angesehen.

Ich muss sagen im Nachhinein tat es mir leid, wie ich sie Wochenlang ignoriert habe, aber es war genauso unfair, dass sie und mein Vater einfach beschlossen hatten ein Haus auf dem Land zu kaufen, ohne mich zu fragen, ob ich denn auch wegziehen wolle. Nein wollte ich nicht.

Aber es war ihnen egal, und jetzt sitze ich hier einen Monat später in dem heißen Auto, meine lachenden Eltern vor mir und meine Schwester schlafend in ihrem Kindersitz.

Ich schaue frustriert aus dem Fenster, überall Feder und Windkraftwerke. Ich stelle mir vor wie wir einen Familienausflug machen. Das wir für eine Woche hier sein werden und nach sieben Tagen Erholung und frischer Luft wieder nach Hause fahren.

Fast schaffe ich es mir einzubilden. Bis das Auto plötzlich anhält. Ich öffne meine Augen und sehe rechts von mir, wie Lisi aufwacht. Die kleine hat es gut, sie freut sich schon Reisig und war ganz begeistert, als meine Eltern ihr davon erzählt haben. Wahrscheinlich haben sie sie mit irgendwas bestochen.

»Wir sind da, endlich. Kommt raus, seht euch das an.«

Die Stimme meiner Mutter klingt so überschwänglich. Sie steht vor unserem Auto und hat die Arme in die Luft gerissen. Ihre Blonden Haare wehen ihr ins Gesicht aber es scheint ihr nichts auszumachen.

Schnell steige ich ebenfalls aus. Aber nur, weil ich endlich wieder meinen müden Körper spüren möchte. Sie scheint es falsch zu interpretieren und strahlt mich so glücklich an und nimmt mich in die Arme.

»Ich weis, es war nicht einfach für dich, deine Freunde und unser zuhause hinter dir zu lassen. Danke.«

Ich weis nicht was ich erwidern soll, nur das ich einen kleinen Kloss im Hals spüre, also erwidere ich einfach nur ihre Umarmung.

»Komm, sieh dir das Haus an. Du darfst dir auch ein Zimmer aussuchen, wenn Lisi nicht schon alle für sich beansprucht hat.«

Ich muss ein wenig lachen, trete dann hinter meine Mutter hervor und sehe mir zum ersten mal mein neues zuhause an.

"Best Friends''  [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt