Kapitel 44

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Pov: Mila 

Als ich aus der Tür trete spüre ich direkt den Regen, der eben noch nicht so stark war. Mit Schwung ziehe ich die Tür hinter mir zu und trete in den starkregen hinaus.

Mit einem mal muss ich lachen, da passt der dumme Spruch, Ich laufe durch den Regen, dann sieht man meine Tränen nicht,  aufeinmal auf einen selbst.

Die Kälte des Regens, so denke ich, ist nichts im Vergleich zu dem was eben passiert ist. Liv ist mir in den letzen Wochen ein so wichtiger Mensch in meinem Leben geworden, das es weh tut so extrem zu streiten.

Ich fühle mich schlecht, dass ich einfach gegangen bin aber das Gefühl sagte mir, dass sie grade Zeit braucht.

Vielleicht bin aber auch ich die Person die Zeit braucht?

Mit durchnässten Klamotten öffne ich die Haustür, eine fröhliche Kiki springt mir entgegen. Ich bücke mich ungelenk, um sie in Empfang zu nehmen. Sofort springt die kleine Maus an mir hoch und schleckt mir die Regentropfen/Tränen von den Wangen.

»Hab dich auch vermisst, auch wenn es nur zehn Minuten waren, Kikeriki.«

Nachdem ich mich meinen nassen Schuhen und der Jacke entledigt hatte, gehe ich in die Küche, in der meine Mutter steht.

»Mila, alles ok? Warum bist du schon hier?«

Ich versuche zu lächeln und meine nur: »Wir müssen beide noch echt viel lernen und lenken uns nur gegenseitig ab. Ist Felix schon da?«

Was ich eigentlich damit fragen wollte ist, ob mein Vater noch da ist.

»Nein, die beiden sind noch unterwegs, müssten aber bald wieder kommen.« Sie hantiert einen kurzen Moment mit dem Geschirrtuch in der Hand rum, bis sie fragt. »Warum möchtest nicht mal Zeit mit deinem Vater verbringen Süße?«

Sofort wird meine Laune noch schlechter. 

»Ich hab zu viel zu tun.« Damit gehe ich in mein Zimmer. Kiki hinterher.

Mein Bauch beginnt immer schlimmer zu schmerzen, weswegen ich mich in meine Decke wickel und mein Handy aus der Tasche nehme.

Emma hat mir geschrieben.

»Hey Baby, wie gehst dir?«

»Keine Ahnung.« 

Antworte ich wahrheitsgemäß. Ich versteh Liv einfach nicht. Ich hatte gedacht, sie würde das gleiche für mich empfinden, aber wenn sie das tun würde, dann wären ihr die Blicke und das Getuschel doch eigentlich egal oder?

»Ist es wegen Ben?«

»Nein. Ich würde nur gern wissen woher es alle wissen.«

»Ich habe keine Ahnung. Ich werde mich sonst mal umhören.«

»Wenn du willst. Das ist lieb von dir:)«

»Dafür bin ich da, außerdem werden die Idionten eh bald eine neues Thema finden, zum reden.«

»Jap. Hast recht.«

Ich bin mir zwar nicht ganz so sicher, was das angeht. Meine Schule ist nicht Homophob, ist nur sehr ungewöhnlich mitten auf dem Dorf. Aber ist eigentlich eh egal, wenn wir nicht mehr zusammen sind.

Will ich das denn? Nein auf keinen fall. Ich will Liv nicht wegen sowas blödem Verlieren und Paare streiten sich, das ist ganz normal.

Nur muss ich immer an den Blick denken, mit dem sie mich heute in der Schule angeschaut hat, als ich ihre Hand nahm.

Irgendwas ist los, aber ich weis einfach nicht was.

Und aus dem Grund fühle ich mich grad wie eine Fremde, die sie nicht kennt, die Liv nur oberflächlich sieht und keinen Einblick in ihr Herz hat.

Für sie ist das alles nicht so einfach, aber für mich ist es auch neu und ich habe meine Ängste und alles aber diese würde ich nie über uns stellen.

»Oh Gott ich hör mich an wie eine Oma.« Leise kichernd streiche Kiki über den kleinen Kopf. Sie brummt leise.

Meine größte Angst bei der Sache ist die, dass ich sie mehr mag, als sie mich. Das ist mir in der Vergangenheit oft passiert, besonders bei Freundschaften.

Ich bin einfach eine Person, die entweder alles gibt und sich komplett wohl bei einer Person fühlt, oder eben nicht. Leider passiert es dann oft, das die Person mich nicht so mag, wie ich sie.

Liv aber, so hatte ich das Gefühl, mochte mich. Schon wider will ich heulen.

»Ich sollte aufhören mir Gedanken zu machen, wahrscheinlich mache ich mir einen viel zu großen Kopf und das regelt sich alles Morgen schon.« Kiki brummt zustimmend, jedenfalls hört es sich so an.

»Mila, dein Vater ist da.«

Na toll, das fehlte mir noch.

Ich schäle mich langsam aus der Decke, was Kiki nicht so gefällt.

»Ich komm ja gleich wieder.« Flüstere ich und mache mich auf, nach unten.

Mein Vater steht mit Felix unschlüssig im Flur, meine Mutter hantiert in der Küche.

»Hey, Mila. Wie gehst dir?« Mein Vater, ein großer Mann mit leichtem Bart, dunklen Haaren und buschigen Augenbrauen sieht mich durch die braunen Augen an, die ich geerbt habe.

»Gut, bin bisschen im Stress wegen den Klausuren diese Woche.«

Mehr sage ich nicht, die Stimmung ist seltsam angespannt, wie immer eigentlich.

»Hör mal. Wollen wir nicht mal zusammen was trinken gehen oder so, dann kannst du mir bisschen mehr erzählen, als nur sowas.« Er lächelt mich an.

»Wie gesagt, bin grad sehr im Stress und habe da nicht wirklich Zeit.«

Er nickt verständnisvoll. »Na gut, dann sehen wir uns bestimmt bald.«

Ich nicke, bringe ein lächeln zustande und er verlässt das Haus.

Ich gehe wieder schnell nach oben, bevor meine Mutter mich abfangen kann. Statt ihr aber schiebt sich Felix vor mich, direkt vor meine Zimmertür.

»Was soll das Jedes mal mal machst du das gleiche Theater?«

Er sieht mich durch zusammengekniffenen Augen an.

»Du weist was er gemacht hat und trotzdem gehts du immer noch jeden Monat mit ihm essen, als wäre er der liebste Mensch der Welt.« Ich zische meinen Bruder leise an, damit Mama nichts hört.

»Das ist schon lange her und ausserdem ist er unser Vater.«

Ich puste langsam Luft aus meinen Zähnen, kann ihn einfach nicht verstehen.

»Er ist der Grund, weshalb sie sich getrennt haben und Mama alles alleine machen musste, na viel dank auch.«

Ich dränge mich an meinen blöden Bruder vorbei und schließe schnell die Tür hinter mir. Ohne es zu wollen, fange ich an zu weinen.

Erst das mit Ben, dann Liv und jetzt auch noch mein Vater.

Ich würde am liebt sofort rüber zu Liv und ihr alles erzählen. Jedoch habe ich den Streit noch zu gut vor Augen und das was ich ihr vorgeworfen habe. Aber ich habe ich den immer größer werdenden Wunsch, mich in ihre Arme zu legen, den Geruch von ihrem Kokosnuss-Shampoo einzuatmen und einfach ich selbst zu sein.


Heyy:) Hier mal ein Kapitel aus Milas Sicht. Ich dachte, das wäre auch mal interessant und ich hatte Lust dazu. Soll ich öfter mal aus ihrer Sicht schreiben? Ich wünsch euch noch alles gute und bis bald<3

&quot;Best Friends''  [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt