Am See

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3 Jahre später

Als ich die Tür öffne kommt mir sofort der Geruch des Hauses entgegen.

Seit einem Jahr schon lebe ich jetzt nicht mehr hier und obwohl ich nur drei Jahre hier gewohnt habe, fühlt es sich mehr nach Zuhause an, als alles andere. Wenn man zuhause überhaupt mit einem Ort verbinden würde dann wäre es dieses Haus, der Wald in meinem Rücken und das knarzen der Stufen, die zu der Tür geführt haben.

In dem Moment in dem ich die Tür öffne, kommt mir meine kleine Schwester entgegen.

»Livviiiiiii.« Sie ist zwar schon 7, doch immer noch sehr klein, weshalb ich sie mühelos hochnehmen und herumwirbeln kann. Dabei werfe ich fast Mila um, die hinter mir mit unseren Taschen aufgetaucht ist.

Sie lacht. Immer wenn sie lacht geht irgendwo die Sonne auf, selbst die dunkelsten Wolken kann sie damit aus meinem Kopf verbannen. Nie hätte ich je für möglich gehalten, dass ein Mensch so für mich sein kann.

Ich setze Lisi wieder ab, ihr Gesicht strahlt. Wie immer. Ich sehe sie selten traurig. Schon früher war sie immer das lächelnde Kind von uns.

»Happy Birthday, Schatz.« Meine Mutter taucht auf einmal hinter ihr auf.

Ich umarme auch sie danach begrüßt sie Mila, nicht weniger überschwänglich. Wir gehen in das Haus. Es riecht nach frischem Tee und Kuchen, was mein Heimweh noch weiter bestärkt. Wie soll ich in zwei Wochen nur wieder zurück in die nach Abgasen riechende Großstatd?

Mein Vater sitzt auf der Couch aber steht jetzt auf und kommt zu uns herüber. Nachdem wir uns alle begrüßt haben, setzten wir uns an den Tisch.

»Wollten deine Eltern nicht auch noch kommen Mila?« Meine Mutter steht vor der mahlenden Kaffeemaschine in der Küche, weshalb sie fast schreit, damit wir sie hören.

Mila nickt leicht. »Ja, stimmt. Aber meine Mutter ist noch bei der Arbeit. Ich denke ich werde heute Abend rüber gehen.«

Meine Mutter nickt verständnisvoll.

»Erzählt wie läuft die Uni?« Sie hat sich nun zu uns gesetzt und starrt mich mit erwartungsvollem Blick an. Seitdem sie noch ein Baby bekommen hat ist sie irgendwie glücklicher, fällt mir auf. Das strahlen in ihren Augen ging seit Leons Geburt vor gut zwei Jahren nicht mehr weg.

Als mir meine Eltern das Ultraschallbild vor die Nase gehalten haben, wusste ich erst nicht was es war und dachte es wäre eine Aliensichtung, doch als sie mir erklärten das das kleine Würmchen mein Bruder wird, war es doch offensichtlich.  Der Name ist zwar so unkreativ, wie meiner aber Papa hatte darauf bestanden, irgendwas wegen seinem Ur-ur-großvater, der wann weis ich gelebt hat und wohl eine halbe Familienlegende gewesen ist.

»Livi? Alles ok?« Mila stupst mich unter dem Tisch an.

»Mm? Ja, warum?«

»Wie läuft die Uni?«

Ups, da war ja was. Ich sehe wieder zu meiner Mutter, die immer noch ein Fragezeichen im Gesicht hat. »Hat sich seit letzter Woche, nachdem du angerufen hast, nicht verändert.« Ich lache sie an.

»Natürlich, natürlich. Aber ich kriege dich doch so selten zu Gesicht, da muss ich ja fragen...Oh warte mal.«

Sie steht auf und geht nach oben. Wahrscheinlich hat sie irgendwas gehört, was uns anderen entgangen ist. Bei Leon ist sie viel vorsichtiger, als sie es mit mir oder Lisi war.

»Es ist schön mal wieder hier zu sein. Wir würden ja öfter kommen aber mit Uni und Milas Ausbildung ist das immer bisschen blöd.« führe ich das Gespräch weiter, um die Stille im Raum zu füllen.

"Best Friends''  [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt