Kapitel 3

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Ich schnappe mir die Leine, aus dem Auto und laufe einfach los.

Unser Haus steht in einer kleinen Strasse, welche zu der Hauptstrasse führt und von da aus dann hoffentlich in eine grössere Stadt.

Ich bin rechts abgebogen, als ich aus dem Haus stürmte und versuche mein Tempo ein wenig zu verlangsamen, damit Hans überall schnuppern kann.

Die Sonne scheint und man sieht kein einzelnes Wölkchen am Himmel.

Ich verstehe nicht warum wir überhaupt umziehen mussten. Es war schön dort, wo wir gelebt hatten.

Ich hatte dort meine Freunde, oder besser gesagt John und Lisi hatte ihre Leute.

Ich bin in den Ferien siebzehn geworden und muss noch zwei Jahre zur Schule gehen. Es war schon schwer in meiner alten Schule Anschluss zu finden. Wie soll das denn dann hier werden?

Hätte meine Mutter nicht wenigstens bis nach den Sommerferien warten können, dann müsste ich nicht alleine in eine neue Klasse rein, in denen schon alle Cliquen bestehen und ein neues Mädchen immer komisch angeguckt wird.

Ich sehe kurz hoch und merke, dass wir uns vor einem kleinen Waldstück befinden.

»Hans, komm her.«

Er kommt angetrabt und schleckt kurz über meine Hand, die nach seinem Halsband greift, um ihn frei zulassen.

»Na los, lauf«

Rufe ich und er verschwindet im Unterholz.

Ungewollt muss ich lächeln, als ich ihn da so herumtollen sehe. So glücklich war er immer nur bei uns im Garten, wenn Lisi ihn Stöckchen holen ließ.

Ich atme tief ein und merke erst jetzt wie leise es hier ist. Man hört nichts ausser Hans kleinen tapsen auf dem benadelten Waldboden und das singen der Vögel.

Ein schrilles Geräusch ertönt. Ich zucke so dermassen zusammen, dass ich schon fast über meine eigenen Schreckhaftigkeit lachen muss. Dann aber sehe ich, dass es John ist, der mich anruft.

Hans sieht mich leicht verwirrt an aber bekommt dann wohl eine neue Fährte in die Nase und rennt wieder davon.

»Heyyy, wie gehts?«

Johns Stimme bringt mich fast zum heulen. Ich vermisse den Idioten jetzt schon.

»Es ist schrecklich hier, gleichzeitig aber auch irgendwie schön, aber mehr schrecklich...«

Ich merke wie meine Stimme zittert.

»Was genau ist es denn jetzt. Schrecklich oder schön?«

Ich lache kurz, fasse mich dann aber wieder

»Naja, das Haus sieht zwar aus wie aus dem Mittelalter und ich lebe in einer kleinen Zelle, meine Mutter explodiert nur so vorm Glücklichsein, Hans liebt den Wald und ich vermisse dich schrecklich.«

Ich höre ihn grinsen.

»Ich vermisse dich auch Liv.«

Jetzt muss ich echt fasst heulen.

Um mich abzulenken scanne ich den immer lichter werdenden Wald nach Hans ab. Ich pfeife leise und er streckt den Kopf wenige Meter von mir entfernt aus dem Gebüsch.

»Wie gehts Lucy? Ich habe sie vorgestern das letzte mal gesehen und da war sie echt fertig.«

Frage ich nach der kurzen stille.

John und ich kenne uns schon seit der fünften Klasse, wir waren Jahrelang beste Freunde, bis er eine Freundin bekam. Dann waren wir auf einmal zu dritt.

Das letzte Jahr das fünfte Rad am Wagen gewesen zu sein war nicht besonders toll, besonders schlimm war es wenn die beiden immer vor mir rumknutschten. Es tat echt weh.

Vor zwei Wochen haben sie sich dann getrennt.

Den Grund wollten sie mir nicht sagen, was ok für mich ist. Es ist seine Privatsphäre und irgendwann wird er schon damit rausrücken.

Kurz vor unserem Umug war ich bei Lucy um mich zu verabschieden. Sie hatte mir zwar meinen besten Freund geklaut aber ich mochte sie.

»Wir hatten keinen Kontakt mehr seit dem Streit.«

Seine Stimme bröckelt ein wenig. Er tut mir leid. Ich weis, dass er sie sehr gemocht hat.

Meine Schritte werden immer langsamer, während sich der Wald immer mehr öffnet. Es ist wirklich wunderschön hier.

»Es tut mir leid. Vielleicht kriegt ihr das ja wieder geklärt und dann könnt ihr es nochmal versuchen.«

Er seufzt leise, antwortet aber nicht.

»Wann fängt deine Schule nochmal an?«

Jetzt bin ich es, die ins Telefon seufzt. »Übermorgen, Yaayyyyyy. Das wird schrecklich John, schrecklich.«

Er lacht kurz.

»Das kriegst du schon hin, vertrau mir. Du kannst dich bestimmt schnell anpassen und du hast den Vorteil Hübsch zu sein. Alle Jungs werden dir zu Füssen liegen«

Ich werde rot und schlucke schnell meine Angst vor Montag herunter.

»Hoffen wir mal nicht, nicht das sie noch in Kuhscheisse knien.« Schon wieder dieses kurze, zögernde Lachen.

Ich pfeife wieder kurz, damit ich Hans nicht verliere. Er taucht nicht auf. Ich drehe mich mit dem Handy am Ohr im Kreis aber sehe ihn nicht.

»Haaaaanns, komm her. Hans.«

»Alles ok?«

Na toll, wo steckt er.

»Ich schreib dir heute Abend.«

»Ja ok, aber...«

"Best Friends''  [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt