Kapitel 47

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Noch immer leicht geschockt sitze ich eine Stunde später im Zug. Wir haben schon lange Berlin hinter uns gelassen. Und um ehrlich zu sein bin ich froh noch eine weitere Stunde im Zug sitzen zu müssen, denn das muss ich erstmal verdauen.

Ich muss immer wieder an den „Kuss" von eben denken.

Als er gemerkt hat, dass ich nichts tue, hat er sich wieder von mir gelöst.

Und ohne es zu wollen, vielleicht auch weil ich so komplett nicht damit gerechnet hatte sagte ich: »Ich bin lesbisch.«

Er schaute mich eine Moment lang an, seine Augen von Enttäuschung getränkt.

»Ich muss los.« Murmelte ich und stieg in die, zum Glück schon stehende, Bahn.

Seid einer Stunde überlege ich ihn anzuschreiben. Ich dachte ich komme hierher, um ein Problem aus der Welt zu schaffen, doch ich gehe mit dem nächsten an der Backe.

Ich hätte mit allem gerechnet. Dass er ihr fremdgegangen ist, oder das Lucy ihm fremdgegangen ist. Dass einfach alles passiert wäre, alles außer das er anscheinend auf mich steht.

Immer wieder schießt mir das Bild in den Kopf, wie er mich auf dem Bahnsteig Küsst und mir wird klar, dass ich auch Zuhause noch ein Problem habe, was ich lösen muss.

Mila.

Ich vermisse sie. Sehr.

Ich fühle mich mega mies, wegen dem was passiert ist und jetzt habe ich auch noch ein schlechtes Gewissen John gegenüber. Er tut mir leid, ich hätte, selbst wenn ich keine Freundin hätte (Oder hatte), seine Gefühle nie erwidern können. Und nur wegen mir hat er sich von Lucy getrennt, in die ich auch noch verliebt war. Gott ist das alles kompliziert, oder bin das Problem einfach nur ich?

Ich versuche mich auf die Bahnfahrt zu Konzentrieren. Die größten Gedanken schirme ich mit Norman und Linkin Park ab, dennoch muss ich immer wieder nur an Mila denken und das ich mit ihr rein muss, denn ich war ein Arschloch zu ihr und sowas hat sie nicht verdient.

Am Bahnhof steht meine Mutter, sie lächelt mich schon von weitem an.

»Na meine Süße, wie wars in Berlin?«

»Alles cool, war schön John mal wieder zusehen.« Lüge ich und schleppe mich ins Auto.

Ich will nur noch nachhause, dort Duschen, um den Großstadt Geruch aus mir zu bekommen, um dann Ewigkeiten zu schlafen.

Achso und ich muss ja auch noch Hausaufgaben machen. Schule lässt sich aber auch immer so schön leicht vergessen.

Im Auto ist es still, meine Mutter merkt das ich lieber nicht reden möchte. Manchmal nervt sie unglaublich aber wenn sie merkt, dass ich nicht reden will, dann lässt sie mich in Ruhe.

Es ist später Nachmittag, als ich wieder in meinem Bett liege, versuche mich auf Physik zu konzentrierend nicht an John oder Mila zu denken.

Klappt beides so semi.

Schon mehrmals habe ich mich dabei ertappt, wie ich auf Milas Kontakt gegangen bin, mein Daumen bereit sie anzurufen und jedes mal habe ich es nicht getan.

Plötzlich höre ich ein Kratzen an meiner Tür. Dann noch eins und zweites kratzen. Ich stehe genervt aber grinsend auf, um meinen Hund herein zulassen.

»Na du, komm rein.« Ich mache ihm den Weg frei doch er bleibt mit erwartungsvollem Blick vor mir stehen.

Ich runzel die Stirn, eigentlich will er bei Regen nie raus gehen.

»Naja, egal. Dann mal los du kleiner.« Seufze ich, nehme ihn auf den Arm und wir gehen nach unten, wo ich ihn anleine und dann in den Nieselregen hinaustrete.

»Ich habe dich gewarnt Hans, es ist echt nicht schön draußen.«

Mein Hund sieht mich nur an, dann geht er los, als würde die Sonne über uns scheinen. Kopfschütteln folge ich ihm.

Wir gehen ein Stück in den Wald hinein, bis ich Mila sehe.

Sie steht an einem Baum, nur wenige Meter von mir entfernt. Ihre Haare sind zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, die Wangen rosig. War sie etwa Joggen? Bei dem Wetter?

Plötzlich rennt Hans bellen auf die überraschte Mila zu. Erst bei seinem Bellen sieht sie auch mich.

Ich weis nicht was ich sagen soll, deshalb mache ich erstmal nichts. Ihr scheint es ähnlich zu gehen, denn auch sie steht nur da und schaut mich an.

Und dann sehe ich den Grund, warum Hans eben so gebellt hat. Mila hat Kiki an der Leine, beide Hunde beschnüffeln sich und quicken aufgeregt.

»Hey.« Höre ich meine Stimme sagen. Dann machen sich auch noch meine Beiden selbstständig, sodass ich jetzt kurz vor ihr stehe.

»Warst du spazieren?« Dumme frage.

»Ne, wir waren Joggen.« Erwidert sie.

»Das passt zu dir, mitten bei Regen rauszugehen, um zu laufen.« Sage ich und das bringt sie ein wenig zum lächeln. Sofort wird mir warm, was echt was heißen muss mit dem Regen auf meiner Haut.

»Ich...« Meine Stimme zittert.

»...Ich will dir sagen, wie leid es mir tut aber ich habe zu große Angst.« Jetzt ist es ausgesprochen.

Ihr Blick bleib an meinen Augen hängen, die echt nah dran sind von Tränen überschwemmt zu werden. Sie sagt nichts, deswegen rede ich einfach weiter.

»Ich wusste einfach nicht wie mit dem allem Umgehen sollte, ich schätze mich hat das alles so sehr gestresst. Und obwohl ich weis, das du die letzte bist, die mir das anhängen würde, hab ich dich weggestoßen.« Ok spätesten jetzt kann ich nicht sagen ob es Regenwasser oder Salzwasser auf meinen Wangen ist.

Milas Ausdruck hat sich von distanziert zu etwas anderem verwandelt. Ich kann nicht sagen zu was aber es macht mir Mut weiterzureden.

»Es ging mir nie zu schnell. Ich war einfach überfordert. Aber ich weis das ich das nicht hätte sein müssen, denn es ist egal ob die uns alle anstarren, oder wir komische Blicken ernten müssen. Das was wichtig ist, ist das ich dabei deine Hand halten kann.«

Eine Pause tritt ein, in der ich nur die kleinen Regentropfen auf den Blättern über uns höre und unsere zwei komischen Hunde, die wahrscheinlich komplett voller Matsch sind laut rascheln.

Mila blinzelt, einmal dann zweimal. »Ich hab dich vermisst.« Dann schnellt sie vor und legt ihre Arme um mich.

Vor Erleichterung schluchzend nehme ich ihren zitternden Körper und halte sie fest.

»Ist dir kalt?« Frage ich sie nach einigen Momenten.

Sie lacht heiser. »Nein, alles ok. Bin nur so froh dich wiederzuhaben.«

Ich lache. Es ist so seltsam, eigentlich hasse ich diese romantischen Komödien, in denen der Kerl das Mädchen erobert, sie verletzt und am Ende doch zurückkriegt. Doch jetzt fühle ich mich, als stände ich inmitten auf einer Bühne und wir wären die Hauptcharacktere.

»Wollen wir trotzdem zurück?« Frage ich vorsichtig.

Sie nickt, lächelt und küsst mich auf die Wange. Als sie ihren Kopf zurück nehmen will halte ich sie am Kinn fest und küsse sie.

Mitten im Regen, umgeben von Bäumen und zwei Hunden, küsse ich das Mädchen, das ich liebe. Mehr Kitsch geht nicht.


Okkkk. Hab dann wider mal was geschrieben. Ich wollte eigentlich, dass der Streit noch länger dauert aber irgendwie hat mir das nicht so gefallen, das sie so traurig ist und alles. Hoffentlich gefällt es euch:) Ihr könnt mir gerne sagen was ich besser machen könnte, denn ich will ja auch das euch die Geschichte gefällt.:)

"Best Friends''  [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt