Kapitel 4

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Ich lege auf und rufe wieder. Immer noch nichts. Sofort macht sich die Panik in mir breit und viele Bilder von einem Mehr oder weniger lebendigem Hans schwirren durch meinen Kopf.

Die Hauptstrasse! Oh Gott hoffentlich ist die weit genug weg.

Ich werde immer schneller aber der kleine, braune, Wuschelkopf taucht nicht auf.

In der Ferne zwischen einem Baum sehe ich auf einmal etwas Pinkes aufblitzen. Ich gehe langsam darauf zu und kurz bevor ich hinter dem Baum etwas erkennen kann kommt Hans davor zum Vorschein.

Ich gehe auf die Knie und streichle meinen Kleinen Ausreisser.

»Hau nie wieder ab, du verdammter Flohsack.«

Ich schaue in seine braunen Augen und muss lächeln. »Mach mir nie wieder so eine scheiß Angst. Hörst du.«

Er wedelt mit dem Schwanz und ich leine ihn schnell wieder an. Und will mich dann wider umdrehen.

»Hey.«

Eine Mädchenstimme lässt mich zusammen fahren. Ich schlage mir theatralisch auf die Brust und schnappe nach Luft, während ich mich wieder umdrehe.

Ein Mädchen, in meinem Alter ungefähr, steht vor mir. Sie hat ein Pinkes T-Shirt und eine kurze Stoffhose an. Ihre Hellbraunen Haare sind in einem hohen Pferdeschwanz zusammen gebunden.

Ich starre sie immer noch an, während sich ein lächeln in ihrem Gesicht breit macht. Schnell erwidere ich ihre Begrüßung, damit ich nicht wie ein völliger Freak da stehe und sie anglotze.

»Ähh... Hi.«

Innerlich schlage ich mir auf den Kopf.

»Dein Hund ist mir entgegen gelaufen. Ich dachte erst er sei ausgebückst. Das passiert hier öfter.«

Schon wieder dieses lachen. Ohne es zu wollen stimme ich mit ein.

»Tut mir leid. Er war auf einmal weg und ich habe ihn gerufen aber er hört nicht sehr gut, jedenfalls glaube ich das, vielleicht spielt er mir das auch nur vor.«

Sie grinst. Seid wann rede ich eigentlich so viel? O Mann.

»Achso... ich bin übrigens Liv. Ich bin erst heute hierher gezogen. Oder besser gesagt meine Familie.«

»Ich heisse Mila. Hab ich mir schon gedacht, dass du neu bist. Sonst würde ich dich kennen. Hier leben ja nicht grade viele. Besonders nicht viele Mädchen in unserem Alter. Ich wohne da hinten.«

Mila deutet eine Richtung über meine Schulter an.

»Vielleicht sind wir ja Nachbarn.« Meine Stimme quitscht. Heute kommt auch echt nur Müll aus meinem Mund.

»Wenn ich ehrlich bin, ich weis wo dein Haus steht. Ich bin eben daran vorbei und habe einen Riesigen Umzugswagen davor gesehen.«

Ich nicke und lächle gequält.

»Ich wohne ein Paar Häuser vor euch.«

Schon wieder kann ich nur nicken. Aber viel muss ich auch nicht sagen denn langsam setzen wir uns in Bewegung und gehen nebeneinander her.

»Ich schätze du wirst dann auch auf die Johannsen Schule gehen?«

»Jap, in die elfte Klasse.«

Sie klatscht in ihre Hände.

»Nicht dein Ernst? Du bist dann in meiner Klasse. Was echt gut ist, denn mir sind da definitiv zu viele Jungs. Allerdings wundert es mich, das Frau Zeche und noch nichts gesagt hat. Naja egal.«

Mir schwirrt der kopf. Sie redet so schnell und viel auf einmal und trotzdem hat sie nicht einmal aufgehört zu lächeln.

Inzwischen sind wir aus dem Wald getreten und ich sehe mir die Umgebung jetzt erst richtig an. Eine kleine Strasse führt genau auf den Wald zu, wo sie apprupt endet. In etwa einhundert Metern fangen die ersten Häuser an, das geht weiter bis zur Hauptstrasse. Mein Haus ist ungefähr in der Mitte.

»Wollen wir morgen was machen? Ist ja schon spät und ich muss auch noch was erledigen.«

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir nur schweigend nebeneinander hergelaufen waren und jetzt vor meinem neuen zuhause stehen.

Ich drehe mich zur Seite, damit ich sie direkt ansehen kann. Ihre Augen sind gross und Braun und so tief, wie das Wasser in meinem Lieblings Badesee.

»Ja kein Problem, ich muss auch noch meine Zelle... Ähhh, mein Zimmer, also noch ein paar Kartons und so.«

Ich muss wohl echt auf den kopf gefallen sein vorhin.

»Wir können uns ja morgen zum Spazieren verabreden, ich habe einen Hund und sie würde sich bestimmt über Gesellschaft freuen.«

Während sie das sagt, beugt sie sich zu Hans und krault ihm hinter einem Ohr.

»Ja, dreizehn Uhr?« Frage ich und merke wie meine Hände anfangen zu schwitzen. Sie macht mich nervös, wenn sie mich so direkt angrinst.

»Bis morgen.« Dann dreht sie sich um und läuft Richtung Hauptstrasse.

Nach ungefähr fünf Häusern bleibt sie stehen und guckt nochmal zurück, winkt und geht die Auffahrt hoch.

Schnell gehe ich selbst in mein Haus, damit sie nicht sieht, wie ich hier noch länger herum steh.

Shit.

"Best Friends''  [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt