Kapitel 16

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»Naa :) Schade das du keine Zeit hast, die Filme sind echt gut.«

Es ist acht Uhr und ich habe mich grade auf mein Bett geworfen. Nie wieder mit den Eltern in ein verdammtes Möbelhaus. Nie wieder!

Mila hat mir geschrieben und ich muss unwillkürlich lächeln, als ich ihre Nachricht sehe.

»Ich würde auch lieber was gucken aber dafür bin ich jetzt eine stolze Besitzerin eines Sessels.«

»Du Oma xD.«

Ich muss lächeln, mache dann ein Foto von dem Sessel und schicke es ihr.

»Der ist echt schön, sieht gemütlich aus.«

»Du kannst ihn dir mal in echt ansehen, wenn du willst.«

Ok das klang irgendwie blöd, aber ich habe kein Ahnung wie man sowas einleitet.

»Klar, wann immer du willst ;)«

Mein Bauch fängt an zu kribbeln und ich schreibe nur ein. »Morgen?« Zurück.

Die Häckchen sind Blau aber sie schreibt nicht zurück. Kurz bevor ich was schreiben will schrillt mein Handy plötzlich.

»Omg, scheiße.«

Mein Handy hätte fast fliegen gelernt, zum glück konnte ich es noch davon abhalten.

Das Profilbild von Lucy prangt über dem Bildschirm. Stimmt ich hatte ihr vorhin geschrieben sie kann mich gegen 8:00 Uhr anrufen.

»Hi.« Piepse ich in den Höher.

»Hey, schön dich mal wieder zu hören. Wie gehst dir? Ist es sehr schlimm?«

Ihre Stimme zu hören macht mich auf einmal traurig. Ich habe sie echt gemocht, ich habe sie zu sehr gemocht.

Tränen stehen in meine Augen und dieser verpackte Kloß schnürt mir die Luft ab.

»Liv? Hey, alles ok?«

Ich atme tief ein und lege mich auf die Seite ins Bett. Hans liegt irgendwo unter der Decke und schläft, meine Eltern höre ich unten zusammen mit Lisi lachen.

»Ja, alles gut.« Flüstere ich leise in mein Telefon. »Ist eigentlich schön hier. Aber...«

»Was?«

»Ich vermisse euch.«

Lucy seufzt. »Ich dich auch... Ist die Schule genauso hässlich wie unsere?«

»Nein, sie ist klein und putzig, wenn ein Gebäude putzig sein kann.« Lucy lacht ein wenig.

»Und ich habe schon ein paar Leut kennenlernt.« Mila erwähne ich lieber nicht. Warum? Keine Ahnung. Fühlt sich einfach falsch an.

»So schnell vergisst du uns.« Lucy lacht wieder.

»Euch doch nicht. Apropos euch, redet ihr wieder?«

Lucy atmet einmal zittrig ein und ich merke, das ich vielleicht zu früh nach ihrer Trennung gefragt habe.

»Nein. Er hat sich nicht gemeldet. Aber ich will auch nicht, dass er es tut.«

»Was hat er gemacht?«

Ich habe mir schon von Anfang an gedacht, dass sie Schluss gemacht hat, weil er irgendwas bescheuertes gesagt oder gemacht hat.

Jetzt fängt sie an in das Telefon zu schluchzen. Ich will am liebsten sofort los und sie umarmen.

»Du musst auch nicht darüber reden. Aber wenn er irgendwas gemacht hat, was nicht ok war, dann sag es bitte, damit ich ihm in den Arsch treten kann.«

Lucy schluchzt und kichert gleichzeitig.

»Nein er hat nichts schlimmes gemacht.«

Damit belässt sie es und fragt mich lieber wieder wegen der Schule und den Leuten hier aus.

Das Gespräch dauert insgesamt zwei Stunden. Als sie aufgelegt hat, ist der Kloß wieder da und ich fühle mich schrecklich.

Ich hüpfe deswegen unter die Dusche, bis der Dampf mich einhüllt und mein Kopf benebelt ist. Ich verdränge meine Gedanken so gut es geht und schiebe sie in die hinterletzte Ecke meines Gehirns.

Bis ich im Bett liege ist es elf Uhr. Nachdem ich mich wieder unter die Decke geflüchtet habe, kommen Gedanken zum Vorschein, welche ich seid einem halben Jahr erfolgreich nicht gedacht habe.

Ich muss an Lucy denken.

Wie John sie vor einem Jahr mit zu unserem Freitags-Treffen mitnahm und sie mir, als seine Freundin, vorstellte.

Sie war so wunderschön, mit ihren schwarzen langen Haaren, das ich ihm erst nicht glaubte.

Aber er nahm sie ab da immer öfter mit zu unseren Treffen und ich lernte Lucy immer mehr kennen.

Ihr lächeln ließ mich schmelzen und wenn sie mich zufällig berührte spürte ich es noch Stunden danach.

Ich wusste damals nicht was das bedeutet, nur das es falsch war, so über die Freundin von dem besten Freund zu Denken, oder zu Fühlen.

Ich kannte dieses Bauchkribbeln nicht, weder bei einem Jungen in meiner Schule, noch bei irgendeinem Schauspieler.

Schnell habe ich gemerkt, dass ich sie mehr als nur mochte. Ich habe mich in sie verliebt. Reden konnte ich mit niemanden, es machte mir angst.

Ich merke wie eine Träne über meine Wange läuft.

Ich habe damals meine Gedanken verdrängt und alles ignoriert. Erst jetzt, hier in diesem neuen Haus, merke ich, wie viel Sinn es alles macht. Alles.

"Best Friends''  [gxg]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt