Kapitel 16: Zischende Schlangen

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„I want to commit the murder I was imprisoned for

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„I want to commit the murder I was imprisoned for."
~Sirius Black

"Bei Merlin's Bart." Alec stieß einen tiefen Seufzer aus. Anscheinend konnte ihm das Schicksal nicht wenigstens einen ruhigen Sonntagmorgen mit seinen Geschwistern gönnen. Es war ihm beinahe unmöglich die Bürde seiner Verantwortung allein zu schultern, den Erwartungen seiner Eltern auch nur in irgendeiner Hinsicht zu entsprechen. Der Trubel der großen Halle war auf einmal zu viel für ihn gewesen: Zu laut, zu grell, zu schrill. Also war er geflüchtet, wie üblich. Geflüchtet wie ein Versager und Feigling. Alec konnte es nicht ertragen seine Geschwister weiter anzulügen und hatte sich deshalb so schnell wie möglich zurückgezogen. Er brauchte jetzt ein wenig Ruhe, Bedenkzeit und vielleicht ein gutes Buch. Vielleicht könnte er die Gelegenheit nutzen, um die Hauselfen zu besuchen. Hinter dem Gemälde mit der Obstschale erwarteten ihn immer ein paar freundliche Worte und eine gute Tasse Tee.

Der Name Lightwood darf nicht durch dich beschmutzt werden.

Der Hufflepuff konnte wirklich nicht verstehen, warum er jedes Mal die völlig überzogenen Wertvorstellungen seiner Eltern ausbaden musste. War es nicht ausreichend, wenn er sein Bestes gab und sich für Andere einsetzte? Er konnte nicht behaupten, dass er seine Entscheidung bereute. Lavinia war kerngesund und hatte nicht mal einen Kratzer abgekommen. Allein diese Gewissheit war es ihm wert.

Tief in Gedanken versunken, stieg er die Flut von Treppen in die Kerker herunter und wich der heimtückischen Trickstufe erfolgreich aus. Mit seinem linken Arm weiterhin in einer Schlinge, war es wesentlich anspruchsvoller für ihn das Gleichgewicht zu halten. Im flackernden Licht der Fackeln und Kerzen warf sein Köper große Schatten auf den abgenutzten Steinboden. Der zusammengefaltete Brief wog schwer in seiner Tasche und die Gedanken daran wollten ihn einfach nicht loslassen. Frustriert ballte Alec seine zitternden Hände zu Fäusten und grub seine Fingernägel in die empfindliche Haut. Er hieß den leichten Schmerz willkommen steuerte zielstrebig auf den Stapel von Fässern zu, die den Eingang zum Gemeinschaftsraum bildeten.

"Nun sieh mal einer an." Eine schmale Gestalt löste sich vor ihm aus der Dunkelheit eines schmalen Korridors, der Alexanders' Weg kreuzte. "Alec Lightwood. Der Held der Stunde und Beschützer kleiner Mädchen. Deine Eltern müssen wirklich stolz auf dich sein."

Erschrocken zuckte Alec zusammen und blinzelte verwirrt als ihm klar wurde wer da vor ihm stand. Camille Belcourts musterte ihn feinselig aus funkelnden Smaragdaugen und schwebte auf ihn zu wie eine unheilverkündende Gewitterwolke. Ihr Lächeln glich den dunklen Stunden einer klirrend-kalten Winternacht. Es war als hätte jemand Mondlicht in ihr hochgestecktes Haar gewebt und ihr Gesicht aus unnachgiebigem Mamor gemeißelt. Sofort bildete sich ein Knoten in seinem Magen. Ein kurzer Blick verriet ihm, dass der Korridor wie ausgestorben war. Auch ihr Gefolge war nirgendwo zu sehen. Das konnte definitiv nichts gutes bedeuten. "Kennen wir uns?" fragte Alec schließlich besorgt und kratzte sich verlegen im Nacken. Er glaubte sich zu erinnern, dass sie im gleichen Jahrgang war wie Isabelle und Jace. Auch den Vorfall in der großen Halle bei dem sie Magnus mit einem Babbel-Fluch belegt hatte, konnte er sich noch ins Gedächtnis rufen.

"Nun ich denke nicht das du bisher das Vergnügen hattest meine Bekanntschaft machen zu dürfen." erwiderte Camille, ihr Kinn erhoben.

Alec konnte immer noch nicht ganz fassen, was sie von ihm wollte. Eigentlich hatte sie es wirklich nicht nötig seine Anwesenheit überhaupt wahrzunehmen, geschweige denn ein Gespräch mit ihm zu führen. "Entschuldigung," er räusperte sich,"dann würde ich gerne gehen, wenn du nichts dagegen hast." Alec machte Anstalten sich an ihr vorbeizudrängen, als sie sich ihm erneut in den Weg stellte.

"Nicht so schnell, Lightwood." raunte Camille gefährlich leise und legte ihre Hand auf seinen gesunden Arm. "Ich bin noch nicht fertig mit dir." Sie war ihm so nahe, dass ihm ein überwältigender Geruch von süßlichen Blumen und Vanille in die Nase stieg. Er hätte sich am liebsten übergeben. Alec konnte nur beten, dass sie sein rasendes Herz nicht bemerken würde. "Ich habe gehört, dass du an Magnus interessiert bist." Ihr eiserner Griff verstärkte sich. "An deiner Stelle wäre ich lieber vorsichtig. Du willst dir doch nicht die Finger verbrennen."

Irritiert riss sich Alexander los. Was bildete sie sich eigentlich ein? "Selbst wenn es so wäre, verstehe ich nicht, was das mit dir zu tun hat." sagte er mit erstaunlich ruhiger Stimme und schenkte ihr ein aufgesetztes Lächeln. Der Hufflepuff hatte wirklich nicht die Kraft sich mit irgendwelchen Machtspielen abzugeben. Er würde sicher nicht seine einzige Chance auf ein Date mit Magnus verspielen, nur weil Camille Belcourt der Meinung war ihn davon abhalten zu müssen. Seine Knie waren weich wie Butter und sträubten sich ihn weiter aufrecht zu halten.

"Natürlich geht es mich etwas an. Ich und Magnus werden auf ewig miteinander verbunden sein." zischte Camille und die freundliche Fassade mit der sie ihm zuerst begegnet war zersplitterte nun vollständig. "Du hast nicht die geringste Ahnung auf was du dich da einlässt, Lightwood. Ich weiß ja nicht in welcher Traumwelt du lebst, aber Magnus interessiert sich nicht für deine Gefühle. Sobald er dich in einem Netz aus Lügen und leeren Versprechungen eingefangen hat, wird er dich schneller fallen lassen, als du es dir vorstellen kannst. Hast du wirklich gedacht, dass Magnus Bane sich für jemanden wie dich interessieren würde?" Sie lachte diabolisch und schüttelte dann mitleidig ihren Kopf. "Was kannst du ihm schon bieten? Du bist nichts weiter als ein tollpatschiger Idiot mit breiten Schultern und einem riesigen Minderwertigkeitskomplex. Ein Zeitvertreib, eine Vorspeise. Er flirtet ein bisschen mit dir um mich eifersüchtig zu machen. Bild dir ja nichts darauf ein."

Schockiert starrte Alec sie aus großen braunen Augen an. Ihm hatte es im Angesicht dieser Beleidigungen einfach die Sprache verschlagen. Er dachte an Magnus und seine warmen Hände, sein sanftes Lächeln und seine freundlichen Worte, als er mit ihm im Krankenflügel gesprochen hatte. Es stimmte zwar, dass er nicht sonderlich viel über den attraktiven Slytherin wusste, aber er vertraute auf Magnus' Versprechen ihn nicht nochmal zu hintergehen."Ich...Ich...was.." stotterte er hilflos und erstarrte unter Camille's hasserfülltem Blick. Er hätte sich nicht gewundert wenn eine Horde giftiger Schlagen aus ihrem Kopf geschossen wäre um ihn in Stein zu verwandeln.

"Es ist wirklich süß wie ahnungslos du bist. Nun ich denke, das ist Beweis genug." Endlich machte sie einen Schritt zurück und wandte sich zum Gehen. Alec wollte schon erleichtert aufatmen, doch sie war anscheinend noch nicht fertig. "Ich will dich nicht beleidigen, aber du bist nicht besonders außergewöhnlich. Magnus wird schnell das Interesse an dir verlieren und zu mir zurückkommen. Eigentlich solltest du mir dankbar sein. Ich erspare dir nur ein gebrochnes Herz." Camille drehte sich noch ein letztes Mal zu ihm um. "Glaub mir, ich weiß was Magnus will." Dann schwebte sie leichtfüßig davon und hinterließ einen fauligen Geschmack in Alec's Mund.

Immer noch überrumpelt stütze er sich an der rauen Steinwand neben ihm ab und atmete tief durch. Erst der Brief von seinem Vater und jetzt hatte Camille beschlossen ihn zum Staatsfeind Nummer Eins zu erklären. Er hatte wirklich besseres zu tun, als sich mit ihrer Eifersucht herumzuschlagen. Allerdings konnte er den kleinen Stich in seinem Herzen nicht ignorieren. Er war gewöhnlich und im Gegensatz zu Magnus auch nicht besonders erfahren, aber er wollte ihm so sehr vertrauen, dass es beinahe schmerzte.

Der Name Lightwood darf nicht durch dich beschmutzt werden.

Alec straffte seine Schultern und strich seine Rollkragenpullover gerade. Warum sollte er sich von jemandem beeinflussen lassen, den er garnicht kannte? Er war vielleicht unsicher und tollpatschig, doch Loyalität stand für ihn an oberster Stelle. Nun hatte Alec erst recht das Bedürfnis Camille zu zeigen, wie sehr sie sich in Magnus irrte. Er konnte das nächste Wochenende kaum erwarten. Von Vorfreude erfüllt bemerkte er nicht, dass seine Tasche nun leer war.

Not good enough (Malec AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt