„I'm not gay, I'm not straight. I'm not interested."
~Raphael SantiagoDas behutsame Tapsen von Schuhspitzen auf den schmalen Stufen der Wendeltreppe wurde fast vollständig vom heulenden Wind übertönt. Während das schwache Licht des schwindenden Nachmittags das uralte Gemäuer des Westturms erhellte, erklomm eine schmale Gestalt die sich endlos winden Treppe zur Eulerei des Schlosses. Leise fluchend und erschöpft vom langen Aufstieg erreichte sie schließlich den letzten Absatz der Treppe und betrat den hohen Raum in der Spitze des Turms. In einer Hand hielt sie einen sorgfältig beschrifteten Umschlag aus gebleichtem Pergament. Lange mondhelle Strähnen wirbelten durch die kühle Luft, als sie sich einem der glaslosen Fenster zuwandte, auf der Suche nach einer mürrischen Schleiereule. Angewidert fluchte sie vor sich hin, während sie versuchte Kot und knochigen Überresten auszuweichen.
"Gabriel" zischte sie erbost und zuckte zusammen, als die gesuchte Eule unerwartet auf ihrer Schulter landete. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dich nicht so an mich heranschleichen sollst." Gabriel schien von ihrer Kritik nicht besonders beeindruckt zu sein und streckte erwartungsvoll seinen gefiederten Kopf nach vorn, um den Brief mit seinem Schnabel in Empfang zu nehmen. Gelangweilt tätschelte sie den Vogel. "Jetzt schau mich nicht so vorwurfsvoll an und beeil dich ein bisschen. Ich habe auch nicht ewig Zeit." Sie nickte der Schleiereule ungeduldig zu und beobachtete wie Gabriel seine braunen Schwingen ausbreitete und sich in die kühle Nachmittagsluft erhob. Alec Lightwood, dachte sie zufrieden, ich werde dir das Leben zur Hölle machen.
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Zum ersten Mal, vielleicht in seiner gesamten Schullaufbahn, hatte Alexander ein gutes Gefühl beim Brauen eines Zaubertrankes. Blauer Dampf stieg aus dem Gebräu in seinem Messingkessel, während der Trank der lebenden Toten langsam einen brombeerähnlichen Farbton annahm. Unter Magnus' wachsamen Augen gab er behutsam den Saft einer Schlafbohne und etwas Baldrianwurzel hinzu. Dann begann Alec vorsichtig zu rühren: 7-mal gegen und einmal im Uhrzeigersinn. Zu seiner Überraschung konnte er beobachten, wie der Zaubertrank erst einen Fliederton annahm, dann rosa wurde und schließlich beinahe klar und farblos wie Wasser in seinem Kessel ruhte. Mit bebenden Finger und pochenden Schläfen ließ er sich auf seinen Stuhl zurückfallen und atmete erleichtert auf.
Der Slytherin warf ihm einen aufmunternden Blick zu und lächelte stolz. "Sehr gut, Alexander." Magnus nickte anerkennend und begann seinen eigenen Trank der lebenden Toten in ein dickwandiges Glasfläschchen abzufüllen. Dieser war natürlich kristallklar und wies im Gegensatz zu Alexanders Gebräu keine einzige Verfärbung auf.
Bevor er die Chance hatte Magnus' schokoladenbraune Augen noch länger anzuhimmeln, tauchte Professor Morgenstern mit wehendem schwarzen Umhang an seinem Tisch auf. "Mr. Lightwood," zischte er verblüfft. "Ich erkenne sie ja kaum wieder." Kritisch beäugte er den Zaubertrank und füllte eine kleine Viole, um sie im Licht der Kerzen genauer untersuchen zu können. Alec war sich nicht ganz sicher ob sein Lehrer beeindruckt oder enttäuscht aussah. "Ein Ohnegleichen hat es vielleicht nicht verdient, aber Sie haben meine Erwartungen definitiv übertroffen. Die waren bei Ihnen sowieso nie besonders hoch, aber wenigstens haben Sie heute keine Explosion auf dem Gewissen." Professor Morgenstern kniff seine schwarzen Käferaugen zusammen. "Sehr gut, Mr. Bane. Ich erwarte auch in Zukunft nur das Beste von ihnen. Und sorgen sie dafür, das Lightwood auf seinem guten Kurs bleibt."
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Not good enough (Malec AU)
FanfictionAlec Lightwood versucht sein letztes Jahr in Hogwarts, ohne größere Schwierigkeiten und Komplikationen über die Bühne zu bringen. Trotz fast perfekter Noten und seinem Platz im Hufflepuff Quidditch Team, hatte er nie das Gefühl die Erwartungen seine...