Kapitel 14: Zwischen Licht und Dunkelheit

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"Numbing the pain for a while will make it worse when you finally feel it

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"Numbing the pain for a while will make it worse when you finally feel it."
~Albus Dumbledore

Für einen schmerzhaften Moment der Unwissenheit starrte Magnus ihn nur an. Sein Mund war leicht geöffnet und er schien völlig überrumpelt. Alec wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Vielleicht hatte der Zaubertrank seine Zunge gelockert oder sein Hirn in Isabells Omelett verwandelt. Wie ein Hase, der im Angesicht eines Raubtiers erstarrte, musste er nun darauf warten, dass ihm das Herz aus der Brust gerissen wurde. Ein kalter Schauer lief dem Hufflepuff über den Rücken. Es war ihm, als würden winzige Ameisen durch seinen Rachen kriechen und seine Lunge bevölkern, sodass er kaum noch atmen konnte. Was würde Magnus von ihm denken? Würde er überhaupt noch mit ihm reden wollen? Vielleicht würde er sich Mitleid mit ihm haben und ihm ein entschuldigendes Lächeln schenken. Vielleicht.

"Es tut mir leid." stotterte Alec panisch. Nervös rieb er seine zitternden Hände aneinander. Was hatte er sich nur gedacht? Nun gut, eigentlich Garnichts, da er aus einem Impuls gehandelt hatte. "Das hätte ich nicht fragen sollen. Vergiss einfach, dass ich das gesagt habe."

„Du überraschst mich immer wieder, Alexander." murmelte der Slytherin und schüttelte ungläubig seinen Kopf. Das goldene Licht der Abendsonne verfing sich in seinen glitzernden Haaren und ließ ihn wie ein übernatürliches Wesen erscheinen. Alec spürte wie ihm der Atem stockte und konnte nicht anders, als Magnus' scharf geschnittenes Gesicht zu bewundern. "Warum eigentlich nicht?" Ein kokettes Grinsen breitete sich auf seinen vollen Lippen aus. "Ja, ich würde gerne mit dir auf ein Date gehen."

"Wirklich?" hakte Alexander schockiert nach und mustere Magnus misstrauisch. Gaukelte ihm der Zaubertrank eine Flasche Realität vor? Träumte er noch? Oder hatte der Klatscher  vielleicht doch seinen Kopf getroffen? "Bist...du dir sicher?" fragte der Hufflepuff zaghaft und neigte seinen Kopf. "Das ist nicht wieder eine Wette oder?"

"Wahrscheinlich habe ich dein Misstrauen verdient." Magnus seufzte schwer und griff nach Alec's Hand. Sein Daumen strich sanft über Alexanders vernarbte Fingerknöchel. "Ich kann nicht mehr tun, als dir mein Wort zu geben. Obwohl es wahrscheinlich nicht mehr wert ist als Professor Morgenstern." Der Ansatz eines frechen Grinsens stahl sich auf sein Gesicht und er zwinkerte Alexander verschwörerisch zu.

Alec lachte leise und sein Herz fühlte sich auf einmal viel leichter an. Beinahe so als könnte es seine schneeweißen Schwingen ausbreiten und die knochigen Gitterstäbe seines Brustkorbs zu durchbrechen. "Ich...Ich vertraue dir." nuschelte er und wurde rot. Sanft drückte Alec Magnus' Hand. "Ich weiß nicht wieso, aber ich glaube daran, dass du dein Versprechen hältst."

"Ich fühle mich geehrt, Alexander." Magnus machte eine kleine, spöttische Verbeugung. "Wie wäre es mit Hogsmead?" fragte der Slytherin und wurde mit einem zustimmenden Brummen von Alec belohnt. "Madam Puddifoot's Café ist zwar ein wenig kitschig, aber ich glaube es würde dir dort gefallen." überlegte er weiter und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. "Wobei ich mir eigentlich nicht sichern sein kann, was du magst. Blumen oder Parfüm?"

"Wie bitte?" Alexander musterte seinen Gegenüber völlig entgeistert. Er musste nun völlig den Verstand verloren haben. Eine andere Erklärung erschloss sich dem Hufflepuff nicht. Auf einmal fühlte sich seine Haut zu eng für seinen Körper an. Vor seinem inneren Auge bildeten sich schon die ersten Risse. Warum war es auf einmal so warm hier?

Magnus lachte nur wissend und erhob sich dann. Er warf einen Blick auf die schlichte Wanduhr, deren Zeiger in einem endlosen Kreislauf ihre Runden drehten. "Ich sollte jetzt wirklich gehen. Es ist schon spät und Caterina sollte ihre Pause jetzt beendet haben. Ruf einfach, wenn du etwas brauchst. Jetzt musst du dich erstmal ausruhen und versuchen zu schlafen." erklärte er entschuldigend. "Manchmal frage ich mich ob du wirklich so ahnungslos bist, wie du dich gibst." Der Slytherin wuschelte abwesend durch Alexanders schwarze Strähnen. Dieser erstarrte sofort und konnte nicht anders als Magnus mit weit aufgerissenen, hellbraunen Augen zu fixieren. Der Kontrast zwischen Magnus' goldener Haut und dem seidigen, dunkelroten Stoff der Bluse war so faszinierend, dass er beinahe einen Herzstillstand erlitten hätte. Was war nur los mit ihm? Ein wohliges Kribbeln breitete sich auf seiner Kopfhaut aus, als Magnus' Fingerspitzen diese streiften. "Aber keine Angst, Darling, ich liebe Herausforderungen." hauchte Magnus ihm zu und verließ mit großen Schritten den Krankenflügel. Seine schwarze Lederhose umhüllte seine langen Beine wie eine geschmeidige zweite Haut, bemerkte Alec und wandte sich sofort peinlich berührt ab.

"Bei Merlins Bart." flüsterte er in die Stille des leeren Raumes hinein. "Wo bin ich da nur wieder hineingeraten. "Wahrscheinlich sollte er wirklich versuchen sich auszuruhen, da sein Kopf offenbar nicht mehr in der Lage war klare Gedanken zu fassen.

••••

Schwindendes Mondlicht fiel durch das schmale Fenster und zeichnet mit silbrigen Fingern ein Muster auf den ausgebleichten Teppich der Diele. Das altehrwürdige Holz knarrte verächtlich unter den behutsamen Kinderfüßen, als versuchte es den kleinen Jungen zu maßregeln. Auch die gold-gerahmten Portraits an den getäfelten Wänden schielten misstrauisch auf den Ausbrecher. Ihre blassen, ernsten Gesichter ähnelten seinem eigenen, auch wenn die Bürde des Familiennamens noch nicht so lange auf seinen schmalen Schultern lastete. Doch die warme Luft des Spätsommers wusch die Sorgen und die Zweifel in einem Strudel aus Vorfreude davon, als hätte es sie nie gegeben. Er meinte sogar das sanfte Zirpen der Grillen ausmachen zu können, die sich in den perfekt getrimmten Hecken angesiedelt hatten. Trunken von Leichtsinnigkeit und beflügelt von kindlichem Wunder entfernte sich der Junge immer weiter von der Sicherheit seiner Bettlaken. Er musste es einfach tun, nur einmal sagte er sich. Sein kleines Herz jubilierte in seiner Brust wie ein flatternder Vogel. Das dunkle, polierte Eichenholz kam ihm so vertraut und doch so unbekannt vor.

Er kam seinem Ziel immer näher, konnte die Tür schon ausmachen hinter der sich sein Ziel befand. Die Schatten wurden länger, griffen nach ihm, streckten ihre dürren Arme aus um ihn in die Dunkelheit zu zerren. Der Messingknauf fühlte sich kühl und fremd in seiner Hand an. Seine Nackenhaare stellen sich auf. Es war beinahe, als ob er schon wüsste was jetzt passieren würde. Der kleine Junge begann zu zittern, seine Beine waren auf einmal schwach und nutzlos. So wie er selbst. Er wusste was jetzt geschehen würde. Er wusste es jedes Mal und doch blieb es ihm nie erspart. Er wusste was hinter der Tür auf ihn wartete und doch konnte er sich nicht davon abhalten sie zu öffnen.

"Öffne sie." Die Worte schnitten durch seine Gedanken wie ein tödliches Schwert und er bemerkte wie sein Widerstand zu brechen begann. Ein Moment, gefroren in der Zeit. Eiskalt, so kalt, dass er sich kaum selbständig rühren konnte. Die Zeiger der Wanduhr standen still. Er wusste was jetzt geschehen würde. Er wusste was hinter der Tür auf ihn wartete. Die Dunkelheit der Nacht verschlang ihn, ihre Zähne gruben sich tief in seine bloße Haut. Das sanfte Mondlicht war nun vollständig verschwunden.

"Nein." formten seine Lippen, doch kein Ton kam heraus. "Nein." versuchte der kleine Junge es erneut. "Bitte nicht." Er wusste was jetzt gesehen würde. Er wusste was hinter der Tür auf ihn wartete.

"Shhhh..macht dir keine Sorgen kleiner Junge." säuselte die tiefe Stimme und der Türknauf begann sich langsam zu drehen. "Damals wusstest du noch nicht was du finden würdest."  Die Zeiger der Wanduhr machten immer noch keine Anstände sich zu bewegen. Er konnte nicht atmen. Er wusste was ihn erwartete. Und doch war es als würde er zum ersten Mal beobachten wie sich die Tür knarrend öffnete. Der kleine Junge wollte seine Augen schließen, sich auf dem Absatz umdrehen und wegrennen. Jedoch hatte er es in jener Nacht auch nicht getan. Wie hätte er auch wissen können, was ihn hinter der Tür erwartete.

Die Stille machte ihm Angst. Sie erdrückte ihn, presste den Sauerstoff aus seinen Lungen. Die Tür schwang zur Seite und die Stille blieb. Sie würde für immer bleiben. Die Stille, die ihn hinter der Tür erwartete, würde er nie vergessen können.

••••

Schweißgebadet schreckte Alexander aus seinem Traum hoch und rang nach Luft. Heiße Tränen rannen über sein leichenblasses Gesicht. "Max..." flüsterte er in die Stille des Krankenflügels hinein.

Not good enough (Malec AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt