Kapitel 16

26 6 0
                                    

Kaum war ich auf der obersten Etage angekommen, hörte ich schon lachende Stimmen, aber sehen, konnte ich niemanden.
"Die Kleine hat ja ganz schön was drauf~ Hätte ich von so jemanden wie ihr nie erwartet", lachte jemand lauthals im Flur.
"Glaub mir, James, in der steckt noch so einiges mehr", hörte ich nun Derek amüsiert sagen.
"Man James! Wieso denkst du nur immer so pervers?!~", rief daraufhin Luna empört.
"Ich hab doch gar nichts gesagt", rechtfertigte sich dieser James, schon fast beleidigt.
"Ein Blick reicht", erwiderte sie daraufhin genervt.
"Ach komm schon Luna~ Du kennst das von James doch schon, er ist immer so", meldete sich Derek wieder belustigt.
Die Stimmen wurden immer leiser und schon bald konnte ich nichts mehr von den Dreien hören. Ich ging weiter in den Flur voller Zimmertüren und ging automatisch zum Zimmer 301.
Ich klopfte und Aemilian öffnete die Tür.
"Oh Alice.. ähm.. hi~ Komm ruhig rein und setz dich ruhig aufs Bett", begrüßte er mich.
Daraufhin trat ich mit Viridis ein.
"Ich wollte nochmal mit dir reden, weil ihr gestern ja unterbrochen wurden", startete ich das Gespräch, während ich die Tür schloss und setzte mich hin. Viridis blieb allerdings auf dem Boden und rollte sich neben meinem rechtem Bein zusammen.
"Zuerst will ich wissen, was es mit dem Treueschwur auf sich hat", erwiderte Aemilian sofort und deutete auf meinen Anhänger.
Ich nickte.
"Hat Mr. Stoica dir überhaupt erzählt, was ein Treueschwur bedeutet? Hast du eine Ahnung, wie gefährlich das ist? Für beide von euch?!", regte sich Aemilian auf und schrie mich schon fast an.
"Ja er hat mir alles darüber erzäh-"
"Und wieso hast du es dann gemacht?! Alice, du bist die Person hier, die die Meisten aus Prinzip oder aufgrund dessen, was du bist, verachten.. das bringt Mr. Stoica in Lebensgefahr!"
"Aemilian.. so ist das nicht-"
"Alice, im Gegensatz zu dir lebte ich schon mein gesamtes Leben in der scheiß Welt! Ich weiß, was Treueschwüre mit einem machen!"
Er ließ mich einfach nicht zu Wort kommen, ließ mich nichts erklären. Das machte ich wütend, aber auch traurig. Bevor ich es überhaupt bemerkt hatte, wurden meine Hände, die ich neben mir auf dem Bett abgelegt hatte, eiskalt und Bett darunter aus. Eiskristalle breiteten sich von meinen Händen aus aus und erstreckten sich knapp fünf Zentimeter weiter.
"Lass mich ausreden, Aemilian", gab ich währenddessen von mir.
Meine Stimme hörte sich für mich fremd an, kalt und tief, fast schon bedrohlich. Ich spürte Schmerz auf meiner Lippe, öffnete meinen Mund und schmeckte Blut. Ich realisierte, dass meine Fangzähne wieder hervorgetreten waren. Das Blut schmeckte süß und ich musste mich bemühen meine Fassung zu bewarnen. Ich spürte zum ersteb Mal das Verlangen nach Blut. Es schmeckte so gut, so süß und so rein. Ich wollte mehr, viel mehr.
Aemilian war sofort leise und ich begann mich endlich zu beruhigen, kämpfte aber innerlich mit mir und meinem Verlangen nach dieser süßen Droge.
Ich hörte nichts, nahm nichts mehr wahr, außer das Blut in Aemilians Aderns, wie es pochte und mich förmlich einlud. Ich konnte mich gerade noch so davor bewahren, mich nicht auf ihn zu werfen und mich diesem Verlangen hinzugeben.

Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich wieder etwas hörte.
"Alice?!", hörte ich Aemilians Stimme panisch rufen und schaute auf.
Er wich zurück, als er mich ansah und ich wusste nicht, weshalb er das tat.
"Mir geht's wieder gut, Aemilian~ Ich hab mich beruhugt", versicherte ich ihm.
Er nickte, aber blieb auf Abstand.
Ich stand auf.
"Bleib erstmal sitzen, Alice, das ist bestimmt besser", gab dieser sofort besorgt von sich.
Ich setzte mich verwirrt wieder hin und bemerkte, dass die Eiskristalle auf dem Bett anscheinend nicht schmolzen.

Sie schmelzen nicht, weil sie nicht wirklich aus Eis bestehen, Meisterin, beantwortete sie mir meine ungestellte Frage.
Sie entstehen aus dem Gefühl der Vernachlässigung und der damit verbunden Kälte. Deshalb sehen sie aus, wie Eiskristalle, verhalten sich aber nicht so und schmelzen bei Hitze auch nicht.

Danke für die Erklärung, Viridis~

Und die verschwinden erst, wenn auch das Gefühl für den Moment aufgehört hat, zu existieren, fügte sie ihrer Erklärung hinzu.

Daraufhin schmiegte sie sich an mein Bein und beruhigte mich noch viel mehr. Ich fühlte mich gleich viel besser, wohler.
"Tut mir leid, Aemilian. Ich hatte mich wohl nicht unter Kontrolle.. diese Kräfte sind so plötzlich, neu und ungewohnt", gestand ich ihm.
"Hauptsache es geht dir besser", erwiderte er und lächelte schief, "erzählst du mir jetzt von dem Treueschwur? Vielleicht kann ich es ja doch nachvollziehen."
"Der Schwur ist beidseitig", erklärte ich.
Daraufhin folgte erneut eine lange Stille.

(Pausiert) Akademie der mystischen WesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt