Kapitel 8

39 5 0
                                    

Diesesmal legte ich meine Hand von alleine auf seine Hand.
"Hiermit nehme ich, Alice Wright, den Treueschwur von Ihnen, Aurelian Stoica, an und schwöre hiermit gleichzeitig meine ewige Treue, die nur der Tod nichtig machen kann und werde ebenfalls für immer an Ihrer Seite stehen", erwiderte ich und wiederholte seine Worte.
Ich sah zwischen unseren Händen ein Licht durchstrahlen und konnte eine Wärme, von ihr ausgehend, spüren. Sie fühlte sich schön an und ich schloss automatisch meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, spürte ich Mr. Stoicas Hand, die meine sanft drückte und konnte sein breites Lächeln sehen, als ich in seine Augen sah, die genause strahlten, sodass ich dies sogleich erwidern musste.

Ob er wohl auch diese Verbundenheit, diese Geborgenheit und diese Sicherheit spürte?

Er nickte.

Oh, stimmt ja. Er kann meine Gedanken lesen, wenn ich in seine Augen sehen.

Ich wandte meinen Blick verlegen ab, nahm meine Hand von seiner und sah, dass sich der Anhänger dupliziert hatte. Mr. Stoica guckte genauso überrascht wie ich. Wortlos nahm ich allerdings einen dieser Anhänger und hängte ihn an mein Armband, welches ich mit 14 Jahren von meinem 'Onkel' geschenkt bekommen hatte. Mr. Stoica tat dasselbe, da er auch ein Armband besaß. Wir beide lächelten uns an. Es klopfte an der Tür und unser lächeln erstarb, als wir sahen, wer den Krankensaal betreten hatte.
Ich bemühte mich, um eine glückliche Miene, damit er keinen Verdacht schöpfte.

Er weiß nicht von meiner Vision. Wir müssen so tun, als wüssten wir nicht, dass er etwas im Schilde führt.

Ich dachte dies und sah Mr. Stoica ein letztes Mal in die Augen ehe ich lächelnd in sein Gesicht sah.
Dereks Gesicht, welches mich ebenfalls anlächelte. Er versuchte wohl freundlich und besorgt zu schauen jedoch konnte ich nur Hinterhältigkeit darin erkennen.
"Hey, Alice", sagte Derek schließlich und ließ sich an meiner Bettkante nieder.
"Hi"
"Tut mir leid. Ich hatte gestern keine Zeit mehr bei dir vorbeizuschauen. Wie geht es dir?", fragte Derek schließlich.
"Überraschender Weise ziemlich gut", erwiderte ich, gezwungener Maßen, lächelnd.
Er lächelte mich ebenfalls an, aber es herrschte weiterhin Stille.
"Musst du nicht zum Unterricht?", fragte ich nach einer gefühlten Ewigkeit.
Ich schaute auf die Uhr. 8:15.
"Eigentlich schon", gestand er,"allerdings habe ich mir Sorgen um dich gemacht und wollte nach dir sehen. Ich habe mich für die erste Stunde extra abgemeldet."
"Das hättest du nicht tun müssen", erwiderte ich und wurde tatsächlich etwas verlegen.
Er lächelte mich nur an und nahm meine Hand in seine und drückte diese leicht. Als er Mr. Stoicas Anhänger an meinem Armband sah, zog er scharf die Luft ein, was auch Mr. Stoica bemerkte und zu uns kam.
"Ist alles in Ordnung, Mr. O'Sullivan?", fragte dieser freundlich.
Derek fing sich wieder.
"Ja, ja. Alles in Ordnung", erwiderte er.
Allerdings starrte er immernoch auf den Anhänger. Als er diesen berühren wollte, glühte er auf und Derek zog seine Hand schnell wieder zurück.
"Ic- ich glaube, ich sollte mich schon für die nächste Stunde vorbereiten. Wir sehen uns nach dem Unterricht nochmal, Alice", gab er mit zitternder Stimme wieder.
"Tschüss, Derek", erwiderte ich schmunzelnd, auch wenn ich versuchte verwirrt zu schauen.
Damit beeilte er sich auch schon den Raum zu verlassen.
"Wieso haben die Anhänger aufgeglüht?", fragte ich Mr. Stoica verwirrt.
"Ich weiß es tatsächlich nicht", antwortete dieser ehrlich,"Allerdings vermute ich, dass er bei Anzeichen von feindlicher Aura aufglüht. Mein Anhänger hat zusammen mit Ihrem aufgeleuchtet, also vermute ich, dass er auf diese Weise versucht den anderen Träger zu warnen und sozusagen um Hilfe zu rufen."
"Wow... ähm Mr. Stoica?"
"Ja, Miss?"
"Könnten Sie zumindest, wenn niemand anderes hier ist, aufhören mich so formel anzusprechen? Wir haben uns doch gegenseitig die Treue geschworen, sollte man da nicht vertraulicher miteinander umgehen?", fragte ich und sah ihm in die Augen.
Unbeabsichtiger Weise musste ich an meine Vergangenheit denken, bevor mein 'Onkel' mich bei ihm aufgenommen hatte. Ich sah, dass Mr. Stoica aufgehört hatte verwirrt zu schauen und stattdessen schockiert, besorgt und liebevoll schaute. Ich wandte meinen Blick ab, da mir gerade bewusst gewordem ist, dass er meine Gedanken erneut gelesen hatte.
"N- natürlich, wenn S- du dich dann besset fühlst, Alice", erwiderte er mit einem warmen Lächeln,"Allerdings möchte ich, dass du mich dann auch bei meinem Vornamen nennst."
"Danke, dass du das verstehst, Aurelian", erwiderte ich dankbar.
Er nickte nur lächelnd und setzte sich dann an seinem Schreibtisch. Dabei murmelte er etwas über den beidseitigen Treueschur, auch wenn ich nichts genaueres verstehen konnte. Daraufhin bearbeitete er Dokumente an seinem Schreibtisch und ich dachte viel über das nach, was in den letzten beiden Tagen alles passiert war.

Mein Leben hätte sich nicht noch mehr verändern können. So viel ist damals passiert und ich kann mich immernoch nicht an alles erinnern. Wieso nur?

Während ich versuchte diese Fragen zu beantworten, fielen mir die Augen zu und ich schlief erneut ein.

(Pausiert) Akademie der mystischen WesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt