Kapitel 17

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Ich sah, wie Aemilian sich langsam beruhigte und nutzte die Chance ihm alles zu erklären, was damit in Verbindung stand.
"...ich wollte zuerst keinen Treueschwur eingehen, weil ich nicht wollte, dass er abhängig von mir ist und jeden Moment für mich sterben würde. Dieser Aspekt ist zwar noch da...", gestand ich, "aber auf das Minimale reduziert! Für mich bedeutet ein beidseitige Treueschwur, dass wir uns gegenseitig unterstützen und, dass niemand von anderem anhängig ist, wie es bei einem einseitigen Treueschwur der Fall wäre", endete ich schließlich mit meiner gesamten Erklärung.
Er legte seine Hand an meine Wange.
"Das verstehe ich, Alice", sagte er sanft, "Ich glaube, dass ich mir lediglich zu viele Sorgen gemacht habe. Du bist noch nicht lange in dieser Welt und ich hatte das Gefühl, als wäre es unüberlegt gewesen, aber das war es nicht. Und von daher, bin ich damit vollkommen einverstanden. Wenn das überhaupt eine Rolle spielt..", den letzten Satz nuschelte er.
"Deine Meinung ist wichtig für mich, Aemilian, aufjedenfall. Nur möchte ich nicht, dass du an meinen Entscheidungen zweifelst."
Er nickte und streichelte meine Wange. Ich stand auf und umarmte ihn, spürte, wie er diese erwiderte und fühlte wieder Wärme und Liebe. Dann löste er die Umarmung etwas, sodass ich in seine Augen sehen konnte und er in meine.
"Alice, du-"
Da klopfte es an der Tür.
"Hey Aemilian!", hörte man von draußen und ich musste leise kichern.
Die Person klang energiegeladen und aufgedreht. Zuerst seufzte Aemilian, dann verdrehte er seine Augen und musste schließlich schief grinsen.
"Was gibt's, Kyle?", fragte er schließlich schmunzelnd.
"Es gibt eine Auseinandersetzung zwischen den Wölfen untereinander am Waldrand. Da geht voll die Party ab!", berichtete dieser euphorisch.
Aemilian und schauten uns an, gingen dann gleichzeitig zur Tür, öffneten diese und gingen an Kyle vorbei zum Treppenhaus. Ich nahm ihn gar nicht richtig wahr.
"Ey Leute, wartet- du bist Alice Wright, der Tag kann ja gar nicht verrückter werden", sagte er und folgte uns hektisch.
Wir eilten das Treppenhaus runter und dann zum Waldrand.
Dort stand Dereks Wolf gegenüber von einem Wolf mit silber-grauem Haar, dieser wirkte älter als Derek und sie knurrten sich gegenseitig an, ab und zu sprangen sie aufeinander zu, aber nie so, dass sie einander wirklich trafen.
"Das ist noch nie passiert..", murmelte Aemilian neben mir.
"Was meinst du damit?", fragte ich nach.
"Der andere Wolf, ist Dereks Vater. Sie haben sich nie gestritten oder gekämpft, zumindest nicht öffentlich..."
Mit diesem Satz überkam mich eine Vision.

Ich lag auf einer Wiese - schweiß- und blutüberströmt, zitternd und am Ende meiner Kräfte - als sich ein silber-grauer Wolf mit fletschenden Zähnen über mich beugte; Dereks Vater, dessen Namen ich nicht kannte. Ich konnte die Blutlust in seinen Augen sehen, versuchte zu fliehen, obwohl ich nicht einmal mehr laufen konnte. Am Boden liegend, versuchte ich mich nach hinten zu ziehen, lang letztendlich aber an den Boden gepresst an ihm, da er einer seiner Pfoten auf meinen Brustkorb drückte und ich verzweifelte versuchte Luft zu schnappen. Ich war voller Panik, Angst und hatte innerlich mit meinem Leben bereits abgeschlossen, als die Blutlust aus seinen Augen verschwand und er mich musterte, eher interessiert, als aggressiv, als hätte er etwas in diesem Moment begriffen. Der Druck auf meinem Brustkorb ließ etwas nach und ich konnte besser atmen. Dann hörte ich ein lautes Jaulen und jemand saß auf seinem Rücken- mein Vater, biss ihm in den Hals und er jaulte noch lauter voller Schmerzen auf. Ich wurde von jemand anderem unter dem Wolf weggezogen und in den Raum gebracht und gesperrt, in dem Ryan verängstigt auf mich wartete. Die Tür wurde zugesperrt, die Schreie aller möglichen Menschen wurden lauter und nahmen immer zu. Ryan und ich versuchten uns die Ohren zu zuhalten, aber nichts konnte diese schmerzerfüllten Schreie davon aufhalten, von uns gehört zu werden.

Ich war wieder bei mir, spürte, dass ich Aemilians Arm regelrecht zerquetschte und ließ los.
"Alice, was ist los?", fragte er mich sanft.
"Ich erklär dir alles später", war meine Antwort und ich schaute den silber-grauen Wolf fasziniert an.
Die Vision kam wir wie Stunden vor, hielt aber anscheinend nur ein paar Sekunden an, denn die beiden Wölfe fuhren genauso fort, wie vor meiner Vision. Aber aus irgendeinem und fiel der Blick von Dereks Vater nun auf mich und ich konnte Reue in seinen Augen sehen, ja fast schon Mitleid. Es war als würden wir kommunizieren.

Es war nie eure Schuld.

Ich hörte eine Stimme und zwar die von Dereks Vater. 
Als Derek bemerkte, dass sein Vater abgelenkt war, sprang er ihn an und versuchte in seinen Nacken zu beißen.

Vorsicht!

Noch bevor Dereks Zähne dem Nacken seines Vaters auch nur gefährlich nah kommen konnten, wich dieser schon aus und schlug seinem Sohn mit der Tatze auf die Schnauze, sodass dieser aufjaulte und sich klein machte. Er wurde angeknurrt und ich verstand überraschenderweise, was gesagt wurde, obwohl ich es zuvor nur als Knurren wahrnahm.

Ich bin schwer enttäuscht von dir, mein Sohn. Deine Autorität so auszunutzen ist unter der Würde unserer Familie. Ich habe dich zu einem würdigen Alphatier erzogen und nicht zu einem aufsässigen Schoßhündchen! Deine Mutter wäre sehr enttäuscht von dir, Derek...

Mit diesen Worten fletschte er einmal seine Zähne und verschwand dann in den tiefen des Waldes. Derek folgte ihm mit gebückter Haltung, auch wenn man merkte, wie unzufrieden er war. Nachdem auch alle umstehenden Wölfe ihnen in den Wald folgten, bemerkte ich, dass alle Wölfe mich währenddessen musterten, bevor sie im Wald verschwanden. Alle anderen umstehenden Menschen, die die Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn beobachtet hatten, hatten mittlerweile ihren Blick zu mir gewendet.
Deshalb stellte Aemilian sich beschützend etwas vor mich, woraufhin ich seine Hand nahm und ihm etwas zu flüsterte: "Lass sie gucken, Aemilian, es ist nicht schlimm."
Daraufhin entspannte er sich etwas und erwiderte den Händedruck. Die Menschen allerdings tuschelten jetzt untereinander, weshalb er mich an der Hand ins Gebäude zog und mich wieder mit in sein Zimmer nahm.
Viridis schmiegte sich direkt an mein Bein.

Meisterin! Ist alles in Ordnung?

Ja, es ist alles in Ordnung. Ich erkläre dir gleich alles genau. Warte.. warst du hier eingesperrt?

Die Tür ist zugefallen... Entschuldigen Sie vielmals.

Ich setzt mich auf sein Bett und klopfte auf meinen Schoß.
"Komm her, Viridis~ Es ist alles okay."
Sie sprang auf meinem Schoß und rollte sich zusammen; ich fing an ihren Kopf zu kraulen.
"Also, was ist vorhin passiert, Alice?", fragte Aemilian.
Ich klopfte neben mich und er setzte sich.
"Ich hatte eine Vision vom Krieg."

(Pausiert) Akademie der mystischen WesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt