Ich schreckte hoch, atmete schwer und schwitzte. Ich öffnete meine Augen, doch es war stockdunkel. Dann sah ich mich um, bis meine Augen sich innerhalb von Sekunden an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ich die Gegend erkannte, in der ich mich gerade befand: Der Krankensaal.
"Alice, ist jetzt alles in Ordnung?", hörte ich Aurelians Stimme fragen.
Ich nickte und nahm mir meine Haare aus dem Gesicht. Ich hörte, wie er näher kam und sich auf einen Stuhl an meinem Bett setzte. Dann schaute ich zu ihm auf und sah seinen besorgten Blick, als er meine Hand sanft in seine Hand nahm. Mit seinem Blick fragte er allerdings auch, ob er sehen durfte, was ich gesehen hatte, woraufhin ich meinen Blick abwandte. Ich wollte ihm die Bilder meiner Kindheit aus irgendeinem Grund nicht offenbaren und erzählte ihm nur, was ich gesehen hatte, fügte dabei aber nicht hinzu, dass ich die Protagonisten dieser Vision war. Ich ließ auch die genauen Dialoge aus und erzählte ihm nur grob davon.
"Du hast also den Mord an Stefania O'Sullivan aus der Sicht des Mörders gesehen?", fragte er nach.
Ich schluckte und schwieg, löste unsere Hände von einander.War ich wirklich ein Mörder?
Auch Aurelian schien sich Gedanken zu machen.
"Wie die Person gehandelt hat, um zu versuchen Stefanias Leben zu retten, ähnelt der Weise, wie du mein Leben gerettest hast...", sagte er nachdenklich.
Er stellte es nicht als Frage, sondern als Aussage, somit vermutete ich, dass er wusste, dass ich es war.
Ich war den Tränen nah. Er sah mich als Mörder und somit als Auslöser des Krieges. Das heißt, dass der Krieg verhindert hätte werden können und das nur, in dem Ryan und ich nicht aufs Wolfsgebiet gerannt wären.
"Sh~", kam es von Aurelian, "Du bist keine Mörderin, Alice."
"Das klang vorhin aber noch anders", erwiderte ich schwach.
Wir beide schwiegen und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Er schien nichts darauf erwidern zu können. Wahrscheinlich bereute er gerade, dass er einen Treueschwur mit einer Mörderin geschlossen hatte. Die Mörderin, die dafür verantwortlich ist, dass große Teile seiner Familie gestorben sind.
"Warst du es?", fragte er.
Ich schaute mit tränenverschleierten Augen auf. Ich spürte Reue tief in mir. Wenn sie nicht auf der Wiese gewesen wäre, wäre sie nicht die Schlucht hinunter gefallen.
Dann würde sie noch leben...
"Das stimmt nicht", erwiderte Aurelian.
Ich schaute verwirrt auf.Was meint er damit?
"Wenn es nicht Stefania gewesen wäre, die dort war, wärst du jetzt wahrscheinlich tot, Alice."
Ich schwieg und senkte meinen Blick erneut. Noch immer verstand ich nicht wirklich, was er meinte.
"Die Rivalität zwischen Vampiren und Werwölfen gab es schon vor dem Krieg. Der Grund liegt in der DNA; ähnlich wie bei Hunden und Katzen. Es sei denn man gewöhnt sie von kleinauf aneinander, dann spüren sie diese Rivalität erst gar nicht. Stefania wollte genau das, dass die nächsten Generationen von Vampiren und Werwälfen gemeinsam aufwachsen und die Rivalität so Generation für Generation abgebaut wird und irgendwann nicht mehr existent ist. Als die ihren eigenen Sohn und wenige Jahre später ihre Tochter zur Welt brachte, sah sie dies als Zeichen dafür, dass dies die Generation ist, mit der alles beginnen soll", erklärte er mir, "Der Alpha unterstützte seine Frau natürlich und somit waren alle Mitglieder des Rudels gezwungen sich deren Willen zu beugen. Die meisten waren unzufrieden damit und verstanden nicht, was man zu ändern brauchte. Sie waren der Meinung, dass es doch genüge, wenn sie nebeneinander existieren; sie mussten ja nicht miteinander existieren."
Er atmete einmal tief durch, nahm dann wieder meine Hand sanft in seine und blickte mir in die Augen, da ich gerade aufschaute. Sein Blick war eindringlich. Irgendwas fesselte mich an seinen Blick, sodass ich ihn nicht mehr abwenden konnte. Gar nicht wollte.
"Was ich damit sagen will ist, dass wenn ein anderes Mitglied des Rudels auf der Wiese gewesen wäre...", er stockte kurz, "Dann hätten sie dich umgebracht und der Krieg wäre auf dieser Weise ausgebrochen. Nur wäre es dann pure Absicht gewesen, um die Spezies der Vampire auszurotten und kein Versehen, das den Krieg ausgelöst hätte. Der Krieg wäre so oder so passiert, Alice... nur war das der Weg, den das Schicksal wählte."Meinte sie das damit, dass es nicht meine Schuld sei... Wusste sie, dass das ihr Schicksal war..?
Aurelian nickte und blickte mir noch immer eindringlich in die Augen.
"Die meisten der mystischen Wesen glauben nicht, dass es so etwas wie ein Schicksal gibt, aber Stefania hat immer daran geglaubt. Sie wusste, dass man das man sein eigenes Schicksal nicht verändern kann, genauso wenig wie man die Zukunft ändern kann."
Ich nickte und hörte ihm einfach zu.
"Es war meine Schuld, dass der Krieg ausbrach, aber daran hätte ich gar nichts ändern, richtig? Es war mein Schicksal, es war meine Bestimmung", stellte ich fest.
Er lächelte und wirkte stolz.
"Genau, Alice, das ist, worauf ich hinauswollte, denn-"
"Die Zukunft kann man nicht verändern", kam es gleichzeitig von uns.
Ich warf mich ihm förmlich in die Arme und klammerte mich fest.
"Sh~ Ich bin hier, Alice. Ich bin hier und werde dich bei allem unterstützen."
Ich konnte sein Lächeln spüren und trotzdem fing ich daraufhin an zu weinen. Meine Tränen überkamen mich einfach und ich weinte, weinte und weinte. Ich weinte aber nicht aus Trauer, Wut oder Frustration. Es waren Tränen der Erleichterung.
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(Pausiert) Akademie der mystischen Wesen
Viễn tưởngAlice Wright, ein eigentlich ganz normales Mädchen, wachte eines Morgens mit einer erschreckenden Erkenntnis auf. Sie war gar kein normales Mädchen, wie sie immer gedacht hatte, sondern ein Vampir. Als wäre das noch nicht genug, fand sie heraus, das...