Kapitel 23

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Ich hüpfte glücklich auf einer Wiese rum und freute mich. Heute war ein wundervoller Tag, denn es war mein vierter Geburtstag. Und dieser ist einer der besondersten Tage eines jungen Vampires. Mit vier erhielt man nämlich seine ersten, individuellen Fähigkeiten.
"Alice, renn nicht zu weit weg! Das Gebiet der Werwölfe beginnt bald, also sei bitte vorsichtig. Wir wollen sie ja nicht stören, richtig?"
"Ja, Mama. T'schuldigung...", antwortete ich und lief zurück zu ihr.
"Komm her, mein Schatz~", sagte sie, als ich wieder auf unserem eigenen Grundstück war.
Sofort rannte ich ihr in die Arme und kuschelte mich an sie.
"So schnell und schon so groß", sagte sie und ich sah zu ihr auf.
"Wenn du möchtest, mein Schatz, versammeln wir später alle deine Freunde und ihr könnt ein Wettrennen ma-"
"Jaaaa, Mama bitte~ Ein Wettrennen, das wird lustig!~", kam es kichernd von mir.
"Gewinnen werde sowieso ich", sagte jemand der gerade rein kam.
"Ryan!~"
Meine Mutter löste ihre Umarmung sanft und ich sprang Ryan, der grinste, förmlich an. Ich warf ihn um und saß nun auf ihm, er wiederrum lag auf dem Boden.
"Wer sagt denn, dass du gewinnen wirst? Es ist schließlich mein Geburtstag!", wiedersprach ich trotzig und schmollte.
"Na und?", er streckte seine Zunge raus und wir beide fingen daraufhin an zu kichern.
Ich stieg von ihm ab und wir beide stellten uns wieder hin.
"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, meine süße Ally", sagte er lächelnd und nahm meine Hand.
Ich kicherte erneut.
"Geht ruhig raus spielen. Deine Mutter und ich bereiten alles vor, Prinzessin", sagte nun mein Vater, der gerade aus der Küche in unseren Garten kam.
"Dann komm, Ally, sonst siehst du gar nicht mehr, wo ich hin renne!", rief Ryan und rannte dann los.
"Hey, das ist unfair!", rief ich zurück und rannte ihm direkt nach.
Ich hörte meine Eltern leise lachen, was dann aber verblasste, als ich Ryan weiter und weiter hinterher rannte. Natürlich rannten wir schneller, als ein normaler Mensch es je könnte. Vampire waren die schnellsten Wesen, neben Werwölfen in ihrer verwandelten Form, auch wenn sie selbst dann noch etwas langsamer waren, als wir. Deshalb holte ich auch schnell zu Ryan auf, da er nur zur Hälfte ein Vampir war, und rannte mit Absicht etwas langsamer, um neben ihm rennen zu können.

Doch nach dieser schönen Erinnerung wurde es plötzlich stockdunkel und Schwärze umgab mich. Als ich meine Augen dann öffnete, war Ryan nicht mehr bei mir, ich war völig alleine. Zumindest glaubte ich das.

"Hey Alice, ist alles in Ordnung?", hörte ich eine sanfte Frauenstimme fragen.
Ich lag auf dem Boden und rappelte mich direkt auf, knickte jedoch um.
"Aua..." kam es leise von mir.
Dann hörte ich jedoch, wie sich mir etwas näherte, Blätter raschelten, Stöcke und Zweige brachen. Ich begab mich sofort in meine Angriffsposition. Meine Mutter hatte sie mir beigebracht, damit wir bald zusammen als Familie jagen gehen konnten. Ich fauchte abwehrend.
"Sh~ Alice, ich bin es. Ich bin keine Bedrohung", sagte diese Frauenstimme wieder sanft und sah ich schließlich in dessen Richtung, weil sie mir vertraut vorkam.
Ich sah einen großen, brauen Wolf vor mir. Durchzogen von vielen verschiedenen Brauntönen. Helle Brauntöne, dunkle Brauntöne, warme und kühle Brauntöne. Es sah wunderschön aus und ich erkannte letzendlich, wer da vor mir stand und verbeugte mich leicht.
"Tut mir leid, dass ich Sie angreifen wollte, Misses O'Sullivan", entschuldigte ich mich sofort.
"Ich bin dir nicht böse, aber du siehst verletzt aus. Darf ich mal sehen?", fragte sie sanft und kam langsam näher.
Ich nickte und setzte mich auf den Boden. Erst jetzt realisierte ich, dass ich wieder auf der Wiese war, die an das Werwolfsgebiet grenzte.
"Wo tut es denn weh?"
"Mein rechtes Bein und meine Hüfte, Misses O'Sullivan."
Daraufhin näherte sie sich mir und schnüffelte an mir. Zuerst an meinen Beinen, dann hoch zu meiner Hüfte und schließlich hielt sie kurz vor meinem Gesicht inne.
Ich kicherte.
"M- misses O'Sullivan, das kitzelt!~", kicherte ich laut.
Sie lachte ebenfalls leise und leckte kurz über meine Wunde am Knie und über meine Hüfte. Ich spürte, wie sich meine Wunde am Knie schloss und der Druck an meiner Hüfte nachließ, da der Speichel von Werwölfen heilende Wirkungen hatte. Sie funktionierten zwar nicht bei jedem mystischem Wesen, aber bei so kleinen Wunden, wie bei mir, klappte es eigentlich immer. Daraufhin ließ sie von mir ab und musterte mich. Ich fühlte mich gleich viel besser.
"Danke schön.~"
Sie lächelte.
"Wieso bist du eigentlich hier?", fragte sie mich danach.
Daraufhin erzählte ich ihr, dass Ryan und ich rumgerannt sind, dass wir rumgesprungen sind und dass wir miteinander gekämpft haben. Auch wenn wir uns dadurch kein wenig verletzten, weil wir es noch nicht richtig konnten. Allerdings hatte Ryan mich ein wenig zu fest gepackt und damit zu stark weggeworfen, sodass ich mit meinem Bein und meiner Hüfte gegen eine Steinwand prallte.
"...dadurch zog ich mir die Verletzungen zu, aber ich weiß trotzdem nicht, wie ich auf ihrer Wiese gelandet bin. Entschuldigen Sie vielmals", endete ich meine Erzählung.
"Alice, dass ist nicht meine Wiese. Diese Wiese gehört allen. Geht es dir denn jetzt besser?"
Ich nickte.
"Du hast gesagt, dass du vier geworden bist, nicht wahr? Willst du dann noch ein wenig spielen, bevor du zurück nach Hause gehst?"
Meine Augen strahlten.
"Aber meine Mama hat gesagt, dass ich die Werwölfe nicht stören sollte...", antwortete ich etwas traurig.
"Wer hat denn gesagt, dass du die Werwölfe störst? Das tust du nicht~", erwiderte sie lächelnd.
Wieder stellte ich mich in meine Angriffsposition und fauchte spielerisch. Auch Misses O'Sullivan begab sich in ihre und knurrte sachte. Danach sprangen wir auf einander zu, wir kämpften und spielten somit. Wir kratzten und bissen einander, aber nie so, dass wir ernsthafte Verletzungen erlitten. Nach gut 1 ½ Stunden hörten wir auf. Wir beide atmeten schwer, aber wir beide lächelten.
"Vielen Dank, Misses O'Sullivan, das hat sehr viel Spaß gemacht", bedankte ich mich strahlend.
Sie legte sich hin und ich ging zu ihr, um mich in ihr Fell zu kuscheln.
"Dein vierter Geburtstag ist ein besonderer Tag, also sollte auch etwas besonderes gemacht werden", erwiderte sie lächelnd, "Auch mir hat es Spaß gemacht, Alice.~"
Ich streichelte durch ihr Fell und sah, dass meine Finger, wo sie durch ihr Fell strichen, einen grünen Schleier mit sich zogen und meine Haut leicht transparent, grünlich wurde. Ich erschrak und quiekte erschrocken auf.
"Alice?"
Sie sah besorgt zu mir. Ich rückte etwas von ihr weg und betrachte meine Hände, aus der eine Art grüner Schleier, eine Art Nebel, hervorkam, wenn ich sie bewegte. Misses O'Sullivan kam näher.
"Alice?"
Ich sah auf.
"Was ist das?"
"I- ich weiß es n- nicht", antwortete ich mit zitternder Stimme.
"Tief durchatmen, Alice. Es ist alles gut, es ist bestimmt deine Fähigkeit. Deine ganze Familie kann es doch, nicht wahr?"
Ich nickte. Diese Fähigkeit gab es bislang nur innerhalb meiner Familie. Dieser Nebel kam dann zum Vorscheinen, wenn bestimmte Emotionen die überhand gewonnen. Gelb für die Wut, Blau für die Angst, Rot für die Trauer, Grün für das Glück, Pink für die Leidentschaft. Ich wusste nicht, ob es moch mehr gab, aber das sind die, die ich kannte. Die, die bei einem jeweiligen Überfluss zum Vorschein kamen und das erzählte ich auch Misses O'Sullivan.

(Pausiert) Akademie der mystischen WesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt