"Du bist die Neue nicht wahr?", war das Erste, was sie zu mir sagte.
Nachdem sie das gesagt hatte, spürte ich wie sich diejenigen, die schon im Raum waren, in unsere Richtung drehten.
"Ja, ich bin-", antwortete ich daraufhin.
"Mich interessiert nicht, wer du bist. Dir sollte nur klar sein, dass du hier nichts zu melden hast. Ich bin Elayna Clark und du wirst es nicht wagen unaufgefordert mit mir zu reden. Du musst nur wissen, dass du es musst also hinterfrage es am Besten nicht und befolge es einfach bevor du es bereust, Neue", damit ging sie hochnäsig davon und als sie sich setzte, betrat der Lehrer den Raum.
Sie klang zwar arrogant und befehlend, aber auf mich hatte es keinerlei Auswirkungen auf mich, während ich spürte, dass Ryan minimal zitterte, woraufhin ich seine Hand sanft drückte und er sich etwas beruhigte.
"Hey Ryan, es ist alles gut. Ich bin hier", flüsterte ich ihm kaum hörbar zu.
Er schaute mich an und bat mich damit, ob er in meine Gefühle schauen durfte. Dies erlaubte mich ihm. Ich spürte seine seelische Anwesenheit und auch, dass er verwundert darüber war, wie wenig mich ihr Umgangston kümmerte. Aus der Reihe hinter uns hörte ich Murmeln.
"Ey, Ryan", meldete sich gerade jemand aus dieser Reihe, als der Lehrer sich zu Wort meldete.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Ryan eines seiner elfenartigen Ohren etwas nach hinten anwinkelte. Wahrscheinlich damit er hören konnte, was derjenige wollte. Ich jedoch konzentrierte mich auf den Lehrer, da es mich nicht anging, was jemand anderes Ryan mitzuteilen hatte, auch wenn es mich interessierte.
"Liebe Schüler und Schülerinnen willkommen im neuen Jahr an unserer Akademie", begann er, "Außerdem haben wir eine neue Schülerin, die ich hiermit besonders willkommen heißen möchte. Würdest du dich hinstellen und dich vorstellen?", fragte er gegen Ende direkt an mich.Nennen Sie nur ihren Vornamen, Meisterin.
"Nenn' nur deinen Vornamen", hörte ich Ryan und Viridis gleichzeitg sagen.
Ryan flüsterte kaum hörbar und Viridis sprach zu mir in meinen Gedanken.
Also stand ich auf.
"Hallo, mein Name ist Alice", stellte ich mich vor.
Alle sahen mich an. Manche interessiert, manche desinteressiert.
"Willkommen, Alice. Hast du bereits eine Begleitperson, die dir hilft in der Akademie zurecht zu kommen?"
Ich nickte.
"Ja, die habe ich."
Der Lehrer nickte mir ebenfalls zu und deutete mir damit an, dass ich mich wieder setzen konnte. Also setzte ich mich.
"Ich bin Lucas Jones der neue Lehrer an dieser Akademie für Geschichte der Vampire und Feen. Dann lasst uns beginnen, schlagt bitte die Seite 15 in unserem Buch auf."
Damit schlug ich mein Buch auf und wendete meine Aufmerksamkeit wieder mehr auf mein Umfeld, anstatt nur auf Mr. Jones. Dadurch fiel mir auf, dass Ryan angespannt war und sah ihn daher an.
"Alles okay?", flüsterte ich sanft.
Dabei bemerkte ich, dass er sein Ohr wieder anders angewinkelt hatte und es damit mehr nach vorne richtete. Er drehte sich etwas zu mir.
"Ja, Süße, alles okay."
Auch wenn er es mir zu flüsterte, wusste ich, dass die Reihe es hinter uns gehört hatte, wodurch mir die Hitze ins Gesicht schoss. Ryan jedoch grinste nur. Allerdings spürte ich eine bedrückende Anspannung um mich herrum, die mich unwohl fühlen ließ. Deshalb wandte ich mich hauptsächlich wieder Mr. Jones zu, lauschte jedoch sorgfältig, was in meiner Umgebung passierte. Ich lauschte nicht nur auf Geräusche oder Stimmen, sondern "lauschte" auch auf Gefühlsregungen, wenn man es so nennen konnte. Ich konnte spüren, dass Ryan etwas aufgeregte und dass die beiden Jungs hinter uns sowohl belustigt waren, als auch ein Gefühl, dass ich so nicht kannte und somit nicht zu ordnen konnte.
Mr. Jones erzählte uns von der Vorkriegszeit, zu der wir auch Texte aus dem Buch lesen sollten und stellte dazu gelegentlich Fragen an seine Schüler und Schülerinnen. Ich beschloss mich relativ unauffällig zu verhalten und mein Wissen nicht all zu sehr dazulegen. Gelegentlich beantwortete auch ich Fragen, was die umliegenden Wesen beeindruckend fanden, so fern ich es wahrnehmen konnte. Anscheinend rechnete man nicht damit, dass ich als "Neue" den Unterrichtsstoff der vergangen Jahre kannte.
"Was war der Auslöser des Krieges?", fragte er.
Elayna meldete sich, woraufhin er ihr zu nickte.
"Die Werwölfe behaupteten, dass Vampire für den Tod der Frau des Alphas verantwortlichen waren. Zwei ihrer Wölfe sahen eines Tages, wie ein Vampir an einer Klippe mit ihr kämpfte und es schien, als wollte er sie umbringen. Als sie dann eingreifen wollten, befahl sie ihnen jedoch sich zurückziehen, da keine Gefahr bestehen würde. Sie wollten sie zuerst nicht alleine lassen, auch wenn die Frau des Alphas sich keineswegs vedroht zu fühlen schien. Als sie es ihnen jedoch erneut befahlt, gingen zurück zu ihrem Rudel, doch als sie Stunden später immer noch nicht zurückgekehrt war, erzählten sie ihrem Alpha von dem, was sie gesehen hatten. Dieser verwandelte sich im Handumdrehen in seine Wolfsform und befahl den beiden ihm den Weg zu weisen. Sie verwandelten sich ebenfalls und eilten zu der Klippe. Als sie dort ankamen war niemand mehr zu sehen. Nicht seine Frau und auch kein Vampir. Daraufhin befahl der Alpha das gesamte Gebiet nach seiner Frau abzusuchen. Sie suchten Stunden, bis ein Werwolf jaulte, um alle zu sich rufen, da er die Leiche der Frau des Alphas gefunden hatte. Laut Erzählung soll es jedoch kein Unfall gewesen sein. Die Leiche war übersät von Biss- und Kratzspuren, an manchen Stellen blutete die Leiche selbst nach dem Tod noch. Das, was die Werwölfe jedoch sicher sein ließ, dass es kein Unfall war, war, dass sie übersät war von Eis. Eis, das anstatt der typischen bläulichen, durchsichtigen Farbe rötlich und grünlich zu sein schien. Kräfte, die nur mächtige Vampire nutzen konnten", damit endete Elayna ihren Vortrag.
"Ausgezeichnet, Elayna. Dadurch sprach es sich im der gesamten Welt der mystischen Wesen rum und Gerüchte wurden mehr und mehr verbreitet. Der Krieg begann nur deshalb, weil ein einzelner Vampir ein hohes Mitglied des Rudels angriff und kaltblütig tötete. Bis heute weiß man nicht, wer es war, aber es wird erzählt, dass es ein Mitglied der Wrights gewesen sein musste, da sie mächtigsten Vampire waren, die jemals existierten", führte Mr. Jones die Erzählung zu Ende.
Kaum hatte er zu Ende gesprochen, ergriff mich etwas und ich erstarrte. Etwas, tief in meinem Inneren zog an mir und ich wusste, dass eine Vision kommen würde. Eine Vision von Erinnerungen, die meine Seele verdrängt hatte. Es zog an mir und es schmerzte unheimlich. Ich keuchte leise vor Schmerz. Mein Körper kämpfte dagegen an, ohne dass ich wusste, was wirklich an mir zog, ohne dass ich wusste, was meine Seele versucht hatte zu verdrängen, ohne dass ich mich in diesem Moment irgendwie dagegen wehren konnte. Ich konnte es lediglich geschehen lassen.
"Alice, was ist los?", hörte ich Ryan besorgt fragen. Er hörte sich unendlich weit weg und leise an.
Der Schmerz wurde stärker und ich schrie. Ich schrie so laut, dass es in jeder Ecke dieser Welt zu hören war. Meine Haut wurde durchsichtig, bläulich, nicht wie sonst gelblich. Diesmal entstand es nämlich nicht aus Wut, sondern aus Angst.
"Alice!"
Das war das einzige, was ich noch wahrnahm, bevor ich dem Schmerz nicht mehr standhalten konnte und ohnmächtig wurde. Was auch immer an mir gezogen hatte, zog mich in ein tiefes, schwarzes Loch. Ich wusste nicht, was dort auf mich warten würde, außer eine schreckliche Erinnerung.
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(Pausiert) Akademie der mystischen Wesen
FantasyAlice Wright, ein eigentlich ganz normales Mädchen, wachte eines Morgens mit einer erschreckenden Erkenntnis auf. Sie war gar kein normales Mädchen, wie sie immer gedacht hatte, sondern ein Vampir. Als wäre das noch nicht genug, fand sie heraus, das...