Kapitel 19

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Die Vision übermannte mich vollkommen in diesem Moment der Ruhe.

Ich lag flach auf den Boden gedrückt, auf einer Wiese bei Nacht, konnte kaum atmen und versuchte etwas auf mir panisch runterzubekommen. Nur war es kein Mensch und auch kein Tier, sondern ein Wesen, ein Wesen, welches ich nicht zuordnen konnte. Es war schwer, haarig und möglicherweise tier-ähnlich. Jedoch war es kein Tier, aber auch kein Mensch. Ich schrie, schrie vor Panik. Ich kam hier nicht mehr weg. Geifer tropfte mir ins Gesicht und ich nahm den unglaublichen Gestank von Aas kaum war, so sehr stand ich in diesem Moment unter Panik. ich schaute das erste Mal meinem Angreifer ins Gesicht und meine Panik stieg. Es war ein Werwolf! Aber irgendwie war es auch keiner, zumindest, war es kein Gewöhnlicher. Ich konnte dieses Wesen nicht definieren und das beängstigte mich noch ehr, den ich wusste nicht, was mich gerade angriff und ich wusste ebenfalls nicht, wie ich mich gegen ein unbekanntes wesen verteidigen sollte. Es war eiskalt, obwohl Werwölfe vor Wärme sonst nur so trotzten. Sein Fell war glatt, obwohl er mich gerade bekämpft und gewaltsam zu Boden gedrückt hatte. Seine Augen waren kalt und hatten eine katzen-ähnliche Form, untypisch für Werwölfe. Nein... es war kein Werwolf, zumindest nicht nur. Es musste ein Mischling sein, die Frage war nur, aus welchen Rassen es bestand. Es riss sein Maul auf und knurrte, schrie und ließ mich dessen Gestank nochmal erfahren. Es roch verfault, nach verfaultem Fleisch. Diesmal nahm ich den Geruch so intensiv war, dass ich würgen musste, während ich immer noch versuchte von ihm wegzukommen. Ich konnte die Töne, die aus seinem Maul kamen, nicht voneinander unterscheiden, konnte sie nicht definieren. Ich zitterte angsterfüllt, wimmerte und versuchte verzweifelt wieder von diesem Vieh weg zu kommen. Schließlich schaffte ich es mich zu lösen, rutschte unter diesem Wesen weg und stand so schnell auf wie ich konnte. Plötzlich durchfuhr mich dieses Adrenalin, ich schaute mich um, erblickte einen Wald und rannte schnell in dessen Richtung. Dieses Wesen rannte mir sofort nach, ich konnte es hören, dessen Schritte und dessen Jaulen. Ich kam am Wald an, rannte am ersten Baum vorbei und-

Ich bekam keine Luft mehr und schreckte hoch, atmete schwer. Dann realisierte ich, dass ich noch in der Badewanne lag und vorhin nicht atmen konnte, weil ich mit meinem Kopf unter Wasser gewesen war. Ich stand auf, ging aus der Badewanne und wickelte mich in mein Tuch. Ich zitterte und ich wusste nicht, ob durch die unglaubliche Kälte, die diesen Raum plötzlich erfüllte, oder durch die Vision, die mich noch immer erschauern ließ. Ich konnte noch immer spüren, wie ich mich in diesem Moment fühlte und ich wusste auch, dass dies keine Verarbeitung der Vergangenheit war. Es war keine Vision der Vergangenheit, sondern eine Vision der Zukunft gewesen. Langsam beruhigte sich zumindest meine Atmung wieder und ich trocknete mich vernünftig ab, auch wenn ich noch immer das Adrenalin in meinen Adern spüren konnte. Ich stellte mich ans Waschbecken und wusch mein Gesicht mit eiskaltem Wasser, damit ich mir selbst klar machen konnte, dass das alles wirklich nur meine Gedanken, nur eine Vision, gewesen waren, auch wenn das bedeutete, dass dieses Wesen mich zu Boden drücken wird, denn die Zukunft konnte ich nicht ändern und das wusste ich. Alles, was ich tun konnte, war mich auf diese Situation vorzubereiten, sowohl psychisch als auch physisch, damit ich so schnell wie möglich wegkonnte. Ich wusste, dass ich in diesen Wald rennen werde, aber ich wusste nicht, was mich dort erwarten würde.

Was wohl in dem Wald war? Würde es mir wirklich helfen, wie ich dachte oder wird es alles verschlimmern?

Ich wusste es nicht und werde es auch nicht wissen, bis diese Vision zur Wirklichkeit wird und ich es am eigenen Leibe erfahren werde. Während ich diese Gedanken fasste, bemerkte ich, dass meine Beine und Arme noch immer zitterten und ich das Gefühl hatte, als würde ich beobachtet werden. Dann schaute ich auf und sah in den Spiegel vor mir. Ich erschrak und drehte mich schnell um, sah aber nur noch etwas am Fenster vorbeihuschen, sah nur noch Blätter an meinem Fenster vorbeifliegen. Schnell zog ich den Vorhang zu.

Was war das?!

Meine Atmung beschleunigte sich erneut und ich wusste, dass ich umgehend zu Ryan musste und das sofort. Dieser Gedanke kam mir, sobald ich mich wieder etwas beruhigt hatte, also ging ich in mein Zimmer, suchte mir schwarze Unterwäsche raus und zog sie mir mit einer einfache schwarze Leggings und einem hellgrünem Kapuzenpullover an. Dann nahm ich mir meine Schuhe und zog sie ebenfalls an.

Meisterin? Was ist passiert? Wo wollen Sie hin gehen?

Ich konnte raushören, wie besorgt sie war und hörte auch, wie sie vom Bett sprang, auch wenn sie sanft landete und dabei eigentlich kaum Geräusche erzeugen konnte. Sie wusste, dass sie leise und unauffällig sein musste, damit niemand ahnen konnte, dass wir diesen Raum gerade verlassen wollten, auch wenn wir eigentlich nicht sollten und schon gar nicht durften.
"Ich hatte eine Zukunftsvision, Viridis. Ich muss zu Ryan und ihm davon mitteilen, ich spüre einfach, dass ich es muss", fing ich an zu erklären und kniete mich hin.
Sie kam direkt zu mir gelaufen und ich streckte meine Hand nach ihr aus. Als sie mit ihrer Stirn meine Handinnenfläche berührte, spürte ich wie sich eine Verbindung zwischen uns aufbaute. Ich schloss meine Augen und dachte an die Vision von vorhin. Sofort konnte ich spüren, wie meine Fingerspitzen anfingen zu prickeln und wie sich etwas erwärmten, so als würde etwas durch sie hindurch fließen. Und ich wusste, dass Viridis meine Gedanken in diesem Moment sehen konnte und ich ihr die Vision so ohne Worte zeigen konnte und zwar genauso, wie ich sie erlebt hatte. Sie erfuhr meine Emotionen genauso, wie ich sie erfahren hatte, als die Vision mich überraschte. Nachdem ich sie nun erneute durchgelebt hatte, zog ich meine Hand zurück und nahm sie somit von Viridis' Stirn und schaute sie an. Sie schaute zu mir auf und ich konnte Stolz in ihren Augen sehen, auch wenn Sorge in diesem Augenblick noch stark überwog. 

Meine Meisterin entfaltet ihre Kräfte!~ Sie werden ihre volle Macht bald erhalten.

Ich lächelte und spürte Wärme in mir aufkommen, denn so etwas hatte ich lange nicht mehr von jemanden gehört und es erfreute mich wirklich. Allein dieser Blick ließ mich so viel Wertschätzung erfahren, wie ich sie mir immer gewünscht hatte. Danach ging ich zur Tür und öffnete sie; Viridis stets direkt bei mir.
"Oh... Ally. Hey", sagte Ryan überrascht, "ich wollte gerade klopfen."
Er klang verlegen, was sich dadurch, dass er sich verlegen am Nacken kratzte und meinem Blick auswich, bestätigte. Es wirkte so, als stände er schon eine ganze Weile vor Tür, als habe er mit sich selbst gerungen, ob er wirklich klopfen sollte oder ob es doch besser lassen sollte.
"Mir geht es ähnlich. Ich wollte gerade zu dir, Ryan", erwiderte ich.
Damit öffnete ich die Tür etwas mehr und machte eine Handbewegung in Richtung meines Zimmers.
"Komm rein, dann können wir reden."

(Pausiert) Akademie der mystischen WesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt