Kapitel 24

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"Grün steht also dafür, dass du glücklich bist?", fragte sie nach und ich nickte beruhigt, da ich nun verstanden hatte, was es zu bedeuten hatte.
"Ich wusste nicht, dass das heute passieren würde, deshalb habe ich mich erschrocken", erklärte ich.
Sie nickte verstehend.
"Das ist nunmal neu für dich, Alice. Da ist es vollkommen normal erschrocken zu sein."
Sie war so sanft und immer so verständnisvoll. Misses O'Sullivan war wirklich eine tolle Frau. Derek hatte eine wirklich tolle Mutter. Dennoch machte es mich etwas traurig, dass ich ihn heute, an einem so besonderen Tag für mich, noch nicht gesehen hatte und er mir daher nicht gratulieren konnte. Ich entschied mich jedoch dazu, es dabei zu belassen und Misses O'Sullivan deshalb nicht zu befragen.

Derek hat bestimmt noch was zu erledigen... Genau, bestimmt wegen eines Geschenkes für mich!~

Nachdem wir so eine Weile vor einander saßen, stand sie auf. Zumindest versuchte sie es. Jedoch keuchte sie auf und legte sich wieder hin.
"Misses O'Sullivan, ist alles in Ordnung?!", fragte ich besorgt und näherte mich ihr erneut näher.
Ich betrachtete ihren Körper und sah die Wunden, die ich verursacht hatte. Normalerweise heilten Wunden von Werwölfen im Handumdrehen, aber ihre bluteten immer noch, auch wenn es meist nur kleine Kratzer waren.
"Guck dir das nicht an, Alice. Das ist nichts für kleine Mädchen, ja?", sagte sie schließlich.
Sie klang besorgt, obwohl sie diejenige war, die Schmerzen erlitt. Sie war besorgt, dass ich ihre Wunden sah und der Anblick mir nicht gut bekommen könnte, obwohl ich dafür verantwortlich war.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber irgendein Instinkt tief in mir begann meine Hände zu leiten. Ich legte sie auf ihre größte Wunde und schloss meine Augen. Dann spürte ich Wärme zwischen meinen Fingern, drückte leicht auf ihre Wunde, aber ohne sie zu verletzen und hörte, dass Misses O'Sullivan erleichtert seufzte, wodurch ich lächelte, da ich dachte, dass ich ihr gerade half.
Doch plötzlich hörte ich einen Knall. Er war zwar nicht besonders laut, aber er schleuderte mich weg von Misses O'Sullivan. Schleuderte mich gegen den nächsten Baum. Etwas knackte und ich spürte unheimliche Schmerzen in meinem unteren Rücken. Ich schrie auf vor Schmerz und krümmte mich, als ich am Baum runter glitt und nun auf der Erde lag. Ich schaute auf.
"Misses O'Sullivan?! Ist alles in Ordnung?", rief ich und sah mich um.
Ich konnte sie jedoch nirgends sehen und bekam Panik.

Was hatte ich nur getan?!

Ich stand so schnell auf, wie ich konnte, auch wenn ich höllische Schmerzen erlitt und suchte die gesamte Gegend ab, fand sie jedoch nicht, bis mir etwas auffiel. Wir waren zwar auf einer Wiese gewesen, aber diese Wiese endete in einer riesigen, tiefen Kluft.

Nein, das kann nicht sein...

Ich ging an den Rand dieser Schlucht. Ich wollte nicht runter schauen, traute mich nicht, aber ich wusste, dass ich es musste. Also schaute ich schließlich runter und sah tatsächlich Misses O'Sullivan dort unten liegen. Sofort suchte ich nach einem sicheren Weg nach unten und als ich ihn gefunden hatte, sprintete ich ihn hinab und kam vor ihrem Körper zum Stehen.
"Misses O'Sullivan? K- können Sie mich hören? Es tut mir leid, s- so unendlich leid... I- ich wusste nicht, was ich tat... I- ich dachte, es würde I- ihnen helfen...", brach ich stotternd hervor.
Ich fiel vor ihrem Körper auf die Knie und brach in Tränen aus. Ich weinte, ließ meinen Tränen freien Lauf, die auf ihren scheinbar leblosen Körper fielen.

Was hatte ich nur getan?! Wie konnte ich nur denken, dass...

"A- alice?", kam es leise von ihr.
Ich schaute schnell auf.
"Ja, M- misses O'Sullivan ich bin hier... Es t- tut mir leid... Ich-"
"Alice, es ist nicht deine Schuld", brach sie unter Mühen hervor.
"Wir beiden hätten vorsichtiger sein sollen. Es ist meine Schuld, dass ich dich nicht daran gehindert habe deine Kräfte an mir einzusetzen. Ich hatte sie vollkommen falsch einschätzt. Du bist sehr jung, Alice und viel mächtiger, als ich gedacht hätte", sie stoppte und atmete einmal tief durch, um fortzufahren, "Du bist wahrscheinlich zu jung, um deine Kräfte kontrollieren und einsetzen zu können. Du wolltest mir nur helfen, Alice und ich werde dir deshalb ganz sicher nicht nachtragend sein..."
Sie lächelte leicht, als sie dies sagte.
"Es war mir eine Ehre dir an einem so wichtigen Tag für dich Gesellschaft geleistet zu haben, Alice. Aber bitte merke dir eines: Du bist nicht schuld."
Sie wurde immer leise und ihr Atmen wurde immer schwerer, immer langsamer. Bis ich es schließlich nicht mehr hören konnte.
Sie war tot und ich war verantworlich dafür, auch wenn sie der Meinung gewesen war, dass ich nicht schuld sei.
Es fühlte sich an, wie Stunden, die ich dort saß und nicht glauben wollte, dass dies wirklich passiert war. Ich wollte es nicht wahrheißen, aber ihr lebloser Körper lag direkt vor mir. Durchzogen von Wunden, die ich verursacht hatte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit stand ich schließlich auf und betrachtete sie ein letztes Mal.
"Es tut mir leid, dass es so enden musste, Misses O'Sullivan."
Mit diesen Worten ließ ich sie zurück. Ging weg, von dem, was ich angestellt hatte. Ließ ihren Körper, durchzogen von Wunden, die ich verursacht hatte, zurück. Und auch die Auswirkungen meiner unkontrollierten Kraft konnte man jetzt noch an ihr sehen. Eiskristalle und Eiszapfen, die ihren Körper in den Farben grün und rot verschandelten. Mein eigener Schmerz, in meinem unteren Rücken, war wie verschwunden. Den einzigen Schmerz, den ich verspürte, war die Trauer in meinem Herzen.
Ich ging zurück nach Hause und beichtete alles, was geschehen war unter Tränen meinen Eltern.

(Pausiert) Akademie der mystischen WesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt