"Nein", antwortete er nach einiger Zeit
"Aber unsere Familien", fügte er zögernd hinzu.
"Was meinst du damit genau?", fragte ich nun verwirrt.
"Meine und deine Familie, die Mores und die Wrights, haben schon seit Generation ein Bündnis miteinander geschlossen und unterstützen einander in jeder Art von Konflikt", erklärte er mir.
"Waren sie -wir- auch Verbündete in", ich zögerte,"der Sch- Schlacht?", brachte ich mit Mühen hervor.
Er blickte mir traurig in die Augen und nickte.
"Der Tag", fing er an,"an dem wir beide unsere Familien verloren."
Er wandte seinen Blick ab und schaute nun nach unten auf meine Hand.
"Deshalb spüre ich wahrscheinlich diese Verbundenheit zu dir", flüsterte ich eigentlich mehr zu mir selbst.
Als er das hörte lächelte er mich traurig an und wir verschränkten unsere Hände miteinander. Auf diese Weise spendeten wir uns gegenseitig Trost. Er führte seine andere Hand zu meiner Wange und strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr. In diesem Moment...Erneut eine Vision. Ich als Kleinkind, höchstens 5, weinend in der Ecke eines Raumes. Neben mir ein Junge -Ryan-, der seinen Arm schützend um mich gelegt hatte und ebenfalls weinte, auch wenn er versuchte mich zu beruhigen. Von Draußen drangen laute Geräusche zu uns durch. Kriegsgebrüll, Schmerzensschreie, das Fletschen von Zähnen, Gejaule und Gefauche, das Geräusch von leblosen Körpern, die zu Boden fielen und das Vibrieren der Erde, des Raumes, aufgrund der aufeinander zu rennenden Truppen, bis sich die Tür plötzlich öffnete und uns ein blutüberströmter Mann und eine blutüberströmte Frau wegbrachten.
Weg von den Schreien, weg von dem Gebrüll, weg von der Schlacht...Diesmal war ich nicht erstarrt, sondern weinte nur bitterlich, als ich die Erinnerung zurückerlangte. Ich erhielt zwar auch Erinnerungen zurück, die waren allerdings nicht in der Vision zu sehen. Bittere Tränen um die Familie, die Eltern, die niemals bei einem Autounfall starben, sondern bei der brutalen Schlacht zwischen Werwölfen und Vampiren ihr Leben verloren. An den Seiten der Werwölfe durch ein jahrelanges Bündnis die Panther und an unserer Seite die Elfen. Die einzigen die jedoch bis zum bitteren Ende kämpften waren die Mores. Andere zogen sich zurück und überließen unseren Familien ihrem bitteren Schicksal. Dem Tod.
Denn selbst Ryans Familie zog sich zurück, auch wenn er Halbvampir und Halbelf war. Sie nahmen mich kurze Zeit bei Ihnen auf, noch weiß ich nicht, wieso ich dort nicht mehr gelebt hatte, sondern bei meinem Onkel, der nie mein echter Onkel war, untergekommen war. Damals gab es niemanden, der die Schlacht gewonnen hatte. Die Mores und Vampire kämpften bis zum Tod, während die Werwölfe und Panther sich zurück zogen, wie die restlichen Elfen, und unsere Familien nach dieser brutalen Schlacht das Leben noch auf dem Schlachtfeld verloren. Nun war ich die einzige noch Überlebende meiner Familie und dazu auch noch die einzige, reinrassige Vampirin.
Die Tür öffnet sich und Mr. Stoica und Ryan betraten den Raum, beide lächelnd. Als sie uns erblickten rannten sie an mein Bett und ihr lächeln verblasste auf der Stelle.
"Was ist passiert, Alice?", fragte Ryan besorgt.
Aemilian und ich blickten uns kurz an und ich nickte.
"Sie hat Erinnerungen in Form einer Vision zurückerlangt", er zögerte kurz und schaute mich kurz an,"Erinnerungen an die Schlacht", erklärte er ebenfalls aufgelöst.Auch wenn ich ziemlich aufgelöst war, aber wie konnte er so genau wissen, was ich gesehen hatte?
Mr. Stoica versuchte mir in die Augen zu blicken und ich wusste, dass er meine Gedanken lesen wollte, um die Vision ebenfalls sehen zu können. Da ich noch zu aufgelöst war, um darüber zu reden und die Vision zu erklären, blickte ich ihm in die Augen und dachte erneut an die Vision. Als er sehen konnte, was in der Vision zu sehen war, weitete er erschrocken seine Augen.
"Was konnten Sie genau sehen, Doktor?", fragte Ryan nun.
Mr. Stoica schilderte Ryan die Vision bis ins kleinste Detail und auch die Erinnerunge, die ich außerhalb der Vision zurückerhielt, da ich ebenfalls an diese gedacht hatte. Währenddessen warfen mir alle drei immer wieder besorgte Blicke zu.
"R- Ryan?", fragte ich immernoch mit zitternder Stimme.
Er schaute mir nur tief in die Augen und nickte.
"I- ich will mit d- dir über die vorherige Vision s- sprechen."
"Du hattest vorher schon eine Vision?!", fragte er mich schockiert, aber dennoch sanft.
Ich nickte. Als er dann Mr. Stoica und Aemilian ansah, die ebenfalls nickten, spannte er sich kaum merklich an. Dann erzählte ich ihm von der Vision, von Derek, die Vision, die ich aus seinen Augen sah. Eine Zeit lang herrschte eine unangenehme Stille, bis Ryan sich zu Wort meldete.
"Du konntest ihn wirklich diese Worte sagen hören?"
Ich nickte.
"Konntest du seine Worte etwa nicht verstehen?", fragte ich nach kurzer Zeit verwundert.
Er schüttelte den Kopf.
"Das bedeutet, dass Ihre Visionen mehr wahrnehmen können, als die Person selber, Miss", schlussfolgerte Mr. Stoica.Nach einiger Zeit merkte ich, dass ich Aemilian und Mr. Stoica vertrauen konnte. Vor allem da Aemilian durch das Bündnis unserer Familien an mich gebunden ist und Mr. Stoica ebenso besorgt um mich wirkte, wie die beiden anderen auchk. Deshalb analysierten, diskutierten und deuteten meine Visionen. Danach sagte Aemilian uns, dass er jetzt seine Nachmittagsaktivität mit den anderen Tierwandlern hätte und deshalb gehen müsste.
"Wann kann ich den Krankensaal wieder verlassen, Mr. Stoica?", fragte ich diesen schließlich.
"Durch die zusätzlichen Schockstarren und den dadurch entstandenen Stress im Laufe das morgigen Tages", antwortete er nach etwas Bedenkzeit.
"Soll ich dann vielleicht abholen?", fragte Ryan zögerlich und seine Wangen erhielten dadurch einen leicht Rotton.Wie süß.
"Gerne, dass ist wahrscheinlich sogar besser, bevor ich wieder ohnmächtig werde", gab ich etwas verlegen zurück.
"Mr. Blackfield, ich glaube Sie müssten gehen. Es ist gerade schon 21:50", erwähnte Mr. Stoica bevor Ryan etwas erwidern konnte.
"Oh schon so spät?", gab er verwundert von sich und kratzte sich verlegen am Kopf.
"Bis morgen, Ryan", verabschiedete ich mich von ihm, lächelnd.
Ryan beugte sich zu mir vor und küsste mich auf die Wange. Ich spürte wie mir die Hitze und die Röte ins Gesicht schossen.
"Wir sehen uns morgen, Alice", erwiderte er.
Dabei lächelte er mich warm an und verließ schließlich den Krankensaal. Daraufhin schüttelte Mr. Stoica lächelnd den Kopf und wandte sich mir wieder zu.
"Ich muss Ihnen noch etwas sagen, Miss", fing dieser an,"Ich möchte Ihnen meine Treue schwören."
Mein lächeln verblasste und ich weitete erschrocken meine Augen
"Mir die Treue schwören?!", wiederholte ich überwältigt.
"Ja, Miss", antwortete er,"Meine Familie und ich haben Ihre Familie damals in der Schlacht zurückgelassen. Bis heute bereue ich diese Entscheidung und möchte Ihnen die Treue schwören und Ihnen somit im Falle einer weiteren Schlacht zu Seite stehen."
"Könnten Sie mir vielleicht erklären, was genau das verändern würde und was das genau bedeutet?", fragte ich verwirrt.
"Natürlich, Miss. Ein Treueschwur ist gut mit einem Bündnis zu vergleichen", fing er an zu erklären und blickte mich fragend an.
Ich nickte und signalisierte ihm somit, dass ich die Bedeutung eines Bündnisses kenne.
"Der Unterschied ist, dass die Person, die die Treue geschworen hat, abhängig von der anderen Person ist und sie weder belügen noch hintergehen kann. Andersherum würde es jedoch sehr wohl funktionieren. Außerdem wird ein Bündnis mit Blut besiegelt und bei einem Treueschwur würde der Treueschwörer auf einen wertvollen Gegenstand schwören, den die andere Person bei sich tragen muss, als Zeichen der ewigen Treue", endete er seine Erklärung.
Er holte einen Anhänger, der sich aus einem Kleeblatt und einem Stern zusammensetzte. Diesen legte er in seine offene Handfläche und legte meine Hand auf seine.
"Hiermit schwöre ich, Aurelian Stoica, Ihnen, Alice Wright, meine ewige Treue, bis der Tod diesen Schwur nichtig machen wird. Ich werde Ihnen immer zur Seite stehen und werde Ihr Leben über meines Stellen. Nehmen Sie meinen Treueschwur an?"
Ich schluckte und überlegte, was ich jetzt tun sollte.Was soll ich nur tun?
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(Pausiert) Akademie der mystischen Wesen
FantasyAlice Wright, ein eigentlich ganz normales Mädchen, wachte eines Morgens mit einer erschreckenden Erkenntnis auf. Sie war gar kein normales Mädchen, wie sie immer gedacht hatte, sondern ein Vampir. Als wäre das noch nicht genug, fand sie heraus, das...