Kapitel 14 oder die Sache mit dem Dank

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„Ist das wirklich nötig?", fragte ich, obwohl ich die Antwort genau kannte und das nicht nur, weil ich sie in der letzten Stunde bestimmt hundert Mal gehört hatte.

Kageyama und Hinata waren beide der Ansicht gewesen, dass ich in Sachen Volleyball dringend Nachhilfe brauchte, vor allem, wenn ich Ukai nicht misstrauisch machen wollte. Deshalb saß ich jetzt zwischen den beiden und sollte professionelle Spiele analysieren, als könnte ich den Bewegungen der Spieler auch nur mit den Augen folgen.

„Ja, das ist nötig. Wir machen das jetzt schon eine Stunde lang und du kannst dir nicht mal die Positionen merken."

„Das sind so viele", jammerte ich und raufte mir die Haare.

„Fünf! Es gibt nur fünf!"

Kageyama verdrehte die Augen und ich war sehr versucht ihn daran zu erinnern, dass er sich beim Nähen nicht besser angestellt hatte, als ich mich jetzt. Allerdings musste ich auch zugeben, dass mein Vorschlag, so zu tun als wäre ich blind, schon ziemlich albern gewesen war.

„Also gut, lass es mich nochmal versuchen. Nishinoya ist euer Libero, das heißt, er ist ein Abwehrspezialist. Liberos sind in der Regel eher klein und haben beeindruckende Reflexe."

Hinata nickte lächelnd und ich fuhr ermutigt fort: „Tsukishima, der Riese, ist ein Mittelblocker. Er steht vorne am Netz und verhindert die Angriffe der Gegner, indem er sie abblockt und zurück in die andere Feldhälfte schlägt."

„Ich bin auch Mittelblocker", verkündete Hinata stolz und plusterte sich auf.

„Dabei blockst du ganz furchtbar", knurrte Kageyama.

„Hey! Ich bin schon viel besser geworden!"

Schmollend schob Hinata die Unterlippe vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Nach Kageyamas Kommentar fragte ich lieber nicht, ob es nicht eher ungewöhnlich war, mit seiner Größe ein Mittelblocker zu sein.

„Mach weiter. Es fehlen noch drei Positionen", forderte Kageyama mich auf und warf schwungvoll seine langen Haare in den Nacken. Dabei schaffte er es irgendwie, mir die Haare durchs Gesicht zu peitschen.

„Wie wäre es, wenn du mir die anderen Positionen nochmal erklärst, während ich dir die Haare mache?"

„Wieso solltest du mir die Haare machen?", fragte er mürrisch.

„Damit sie dich nicht mehr nerven können." Und weil ich die anderen Positionen vergessen hatte.

Ich hoffte wirklich, er würde mich vom Haken lassen; Lernen war wirklich nicht meine Stärke.

„Außerdem lernst du dann vielleicht noch was für Hiroe und Mayumi", lockte ich und zu meiner Überraschung, zeigte das Wirkung.

Ich lächelte, als er grummelnd zustimmte. Nachdem ich einen Kamm geholt und hinter Kageyama Platz genommen hatte, begann ich vorsichtig, die Knoten zu entfernen. Meine Bürste benutzte er wohl nur sporadisch.

Während ich damit beschäftigt war, jegliches Ziepen zu verhindern, hielt Kageyama mir einen Vortrag über die Position des Zuspielers, dem ich allerdings kaum folgen konnte.

Als die Haare endlich von allen Vogelnestern befreit waren, teilte ich sie in zwei gleichgroße Teile und begann, sie zu flechten. Kageyama hielt inne. Ich wusste nur zu gut, wie er sich fühlte.

Immer wenn mir meine Mutter die Haare machte, verfiel ich in eine Art Trance und wurde ganz ruhig. Offenbar erlebte er gerade dasselbe. Grinsend flocht ich weiter und gab Acht, nicht zu sehr an den Strähnen zu ziehen.

Herzbube ✔ [Kageyama Tobio, Haikyuu!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt