Kapitel 18 oder die Sache mit dem Hass

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Tatsächlich weckte Kageyama mich schon ein paar Stationen bevor der Zug in unseren heimischen Bahnhof einlief. Er sah ein bisschen panisch aus und das versetzte mich sofort in Alarmbereitschaft.

Bevor ich allerdings fragen konnte, was los war, entdeckte ich zwei Gestalten hinter ihm, die zielstrebig auf uns zukamen und in denen ich das Problem zu erkennen glaubte.

Sie waren beide relativ groß, älter als wir und ihrer Statur unter den dicken Jacken nach zu urteilen waren sie wahrscheinlich genauso sportlich wie Kageyama. Aber wer waren sie, um so eine ängstliche Reaktion in Kageyama hervorzurufen?

Es war keine Zeit mehr, ihn danach zu fragen und während ich mir noch den Schlaf aus den Augen blinzelte, erreichten uns die beiden bereits.

„Hallöchen Tobio-chan", flötete der eine und machte eine komische Kopfbewegung, um sich den Pony aus den Augen zu wischen.

„Hi", sagte ich gedehnt, in der Hoffnung, damit Zeit zu schinden.

Leider hatte ich keine Ahnung, wen ich vor mir hatte und das mulmige Gefühl in meinem Magen sagte mir, dass ich so viel Zeit schinden konnte, wie ich wollte und es mir dennoch nicht einfallen würde. Waren das Freunde von Kageyama? Würden sie merken, dass ich sie nicht kannte? Was würden sie dann von Kageyama denken?

„Was ist mit deiner Nase passiert?", fragte der, der mich Tobio-chan genannt hatte.

Ansonsten nannte mich nur Miwa so, also stand Kageyama diesem Typen wohl sehr nahe. Umso unangenehmer, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wer er war.

Ich warf dem echten Kageyama einen hilfesuchenden Blick zu, den er nur ebenso hilflos erwiderte.

„Ich habe eine Tür dagegen bekommen", erklärte ich zögerlich und hoffte, dass sich das Thema damit erübrigt hatte.

„Verstehe", sagte der Typ.

Der andere rammt ihm einen Ellenbogen in die Seite, verzog dabei aber keine Miene, während der Größere: „Iwa-chan!", heulte.

„Wie geht es dir, Kageyama?", fragte der kleinere dann mit freundlichem Gesichtsausdruck und musterte mich.

„Gut", sagte ich und nickte beiläufig, „und wie geht es euch?" Das kam mir wie eine unverfängliche Frage vor.

„Uns geht es super, Tobio-chan", flötete der Große. Er hatte eine seltsam melodische Art zu sprechen.

Der, den der andere Iwa-chan genannt hatte, lächelte jetzt ein bisschen gezwungen. Er sah aus, als wäre ihm die ganze Situation mindestens genauso unangenehm wie mir.

„Sag mal, ist dir in letzter Zeit vielleicht etwas Ungewöhnliches passiert?", fragte der Größere dann. Das hielt ich für eine seltsame Frage; war das wieder ein Witz, den ich nicht verstand? Doch es war etwas Lauerndes in seinen Blick getreten, das mich vorsichtig machte.

„Davon abgesehen, dass ich eine Tür ins Gesicht bekommen habe?", fragte ich misstrauisch und runzelte die Stirn.

Er legte den Kopf schief und nickte. Ich blinzelte ihn an und neigte dann ebenfalls langsam den Kopf. Wollte er auf etwas bestimmtes hinaus, über das ich Bescheid wissen sollte?

Der andere rammte ihm wieder einen Ellenbogen in die Seite: „Hör auf, dich so komisch zu benehmen und komm zum Punkt, Shittykawa."

Ich hoffte für den Jungen, dass Shittykawa nur ein Spitzname war.

Diesen Moment suchte sich Kageyama aus, um sich bemerkbar zu machen, indem er sich lautstark räusperte. „Wer seid ihr eigentlich?", fragte er und versuchte, Unwissenheit zu mimen. Schauspielerei gehörte offenbar auch nicht zu seinen versteckten Talenten, aber immerhin würden sich die zwei jetzt hoffentlich vorstellen und dann wüsste ich vielleicht endlich, wie ich mich verhalten sollte.

Herzbube ✔ [Kageyama Tobio, Haikyuu!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt