Kapitel 20 oder die Sache mit dem Gegenmittel

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Ich musste eingeschlafen sein, denn das laute Ringen der Klingel riss mich aus einem traumlosen Schlaf. Es dauerte einen Moment, bis mir wieder einfiel, wo ich war.

Ich lag in meinem eigenen Bett, Kageyama neben mir und auf meinen Beinen stand noch immer der Laptop. Das Video musste irgendwann geendet haben, denn der Bildschirm war schwarz.

Kageyamas gleichmäßiger Atem verriet mir, dass er noch schlief. Damit das auch so blieb, schälte ich mich aus der Decke und lief schnell zur Tür, um ein zweites Klingeln zu verhindern.

Dem Licht im Flur nach zu urteilen, musste es früher Nachmittag sein, wir hatten also den halben Tag verschlafen.

Ohne durch den Spion zu schauen, öffnete ich die Haustür und sah in ein erwartungsvolles Gesicht. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich das Mädchen von gestern erkannte. Es war die, die Oikawa so grob aus dem Weg gestoßen hatte.

Sprachlos starrte ich sie an und sie erwiderte den Blick mit ihren seltsam farblosen Augen, die mir schon am Vortag aufgefallen waren. Sie hatten die Farbe von poliertem Stahl und waren ein starker Kontrast zu ihrer gebräunten Haut und den dunkelroten Haaren. Ich war mir nicht sicher, ob ich Angst haben sollte, zog allerdings sicherheitshalber die Tür wieder ein Stück zu.

„Hallo", sagte sie freundlich. Sie betonte das Wort sehr seltsam, als hätte sie es noch nie gesagt und sie hatte einen starken Akzent, den ich nicht zuordnen konnte.

Als ich nicht antwortete und sie nur weiter gebannt anstarrte, runzelte sie die Stirn: „Verstehst du mich nicht? Ich hasse diese verfluchten Sprachzauber. Sie sind kompliziert, funktionieren nie und wenn sie doch mal funktionieren, habe ich immer einen furchtbaren Akzent, den alle lächerlich finden."

Ich verstand kein Wort, ich hörte zwar, was sie sagte, es machte jedoch absolut keinen Sinn. Sie seufzte gequält.

„Hallo", sagte sie dann nochmal sehr langsam und betonte jede einzelne Silbe, wenn auch falsch.

Sie machte eigentlich keinen gefährlichen Eindruck, auch wenn ich wirklich zu gerne wüsste, was sie hier machte. War sie uns gestern gefolgt? Das wäre ziemlich unheimlich gewesen.

„Hallo", erwiderte ich zögerlich.

Vielleicht gab es eine ganz einfache und logische Erklärung für ihr Auftauchen.

„Halleluja, du verstehst mich also doch!", jubelte sie und machte einen Schritt auf mich zu.

Automatisch trat ich einen Schritt zurück; jetzt wurde ich doch ängstlich. Wie hatte sie uns nach unserer überstürzten Flucht gestern gefunden? Sie war doch ihm Bahnwaggon zurückgeblieben, sie hatte uns unmöglich folgen können. Und wer war sie überhaupt?

„Entschuldigung, kann ich dir helfen?", fragte ich vorsichtig.

„Nein, du kannst mir überhaupt nicht helfen, aber ich kann dir helfen."

Ich bekam große Augen: „Bitte?"

„Ich bin die Lösung für dein kleines Körpertausch-Problem. Naja, nicht ich direkt, aber ich weiß, wie man es umkehren kann."

Mir fiel die Kinnlade herunter.

„Woher weißt du davon?"

Unzählige Fragen drängten sich mir auf, aber sie stauten sich einfach in meinem Kopf, weil ich kein weiteres Wort herausbrachte.

„Einfach. Die Magie ist euch anzusehen. Ich musste Oikawa fast einen ganzen Monat folgen, bevor er mich zu euch geführt hat, aber ich wusste einfach, dass er etwas angestellt hat. Und hier bin ich nun."

Herzbube ✔ [Kageyama Tobio, Haikyuu!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt