Kapitel 15 oder die Sache mit Tokyo

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Am nächsten Morgen erwartete mich eine Flut aus verpassten Nachrichten und Anrufen. Ich blinzelte gegen die Helligkeit des Handybildschirms und stellte erschrocken fest, dass es bereits Mittag war.

Die halbe Nacht hatte ich mir um die Ohren gehauen und einen Artikel über Volleyball nach dem anderen gelesen, bis die Buchstaben vor meinen Augen verschwommen waren. Irgendwann war ich dann ins Bett getorkelt und auf der Stelle eingeschlafen.

Gerade als ich beginnen wollte, die Nachrichten zu lesen, rief Hinata schon wieder an.

„Hallo", meldete ich mich träge und musste dabei ein Gähnen unterdrücken.

„Na endlich! Wir dachten schon, du gehst gar nicht mehr ran."

„Hä?", fragte ich. Mein Gehirn war eindeutig noch nicht warmgelaufen.

„Pack deine Sachen, wir fahren nach Tokyo."

Im Hintergrund hörte ich eine Mädchenstimme sagen: „Sag ihr doch warum und was sie braucht, Idiot."

„Selber Idiot", murrte Hinata und ich konnte mir die Schnute, die er dabei zog, bildlich vorstellen.

Es rumpelte ein bisschen, dann sagte Kageyama: „Wir fahren nach Tokyo."

Offenbar hatte er Hinata das Handy abgenommen, denn seine Stimme war klar und deutlich zu verstehen.

„Das hab' ich doch auch schon gesagt!", drang aus dem Hintergrund.

„Halt die Klappe."

Die Geräusche ihrer Kabbelei schwollen für einen Moment an, bevor Kageyamas Stimme wieder deutlich wurde: „Wir dachten, dass du vielleicht mal ein richtiges Spiel aus der Nähe sehen musst."

„Und dazu müssen wir nach Tokyo?", fragte ich zunehmend alarmiert.

Wir wären, selbst wenn wir jetzt sofort aufbrechen würden, erst spät in der Nacht zurück. So hatte ich mir meinen Samstag nicht vorgestellt.

„Sag ihr, dass wir Bokuto besuchen", drang Hinatas Stimme durch den Hörer.

„Sie weiß doch gar nicht, wer das ist", antwortete Kageyama.

„Stimmt. Sag's ihr trotzdem."

„Wir besuchen Bokuto."

„Ja, das hab' ich gehört. Und warum besuchen wir diesen Bokuto?"

„Weil er in einer Profimannschaft spielt und heute Abend ein Spiel hat. Das werden wir angucken."

Jetzt war auch der letzte Rest meiner Müdigkeit verflogen und ich saß senkrecht im Bett.

„Habe ich auch ein Mitsprachrecht?", fragte ich, obwohl ich mir die Antwort schon denken konnte.

Die zwei waren wirklich unglaublich.

„Sag ihr, dass wir bei Kenma übernachten und morgen zurückfahren."

Bevor Kageyama das wiederholen konnte, sagte ich schnell: „Ist gut, ich kann Hinata hören. Ich packe meine Sachen. Wann treffen wir uns?"

„Unser Zug fährt in 40 Minuten."

„Was? Wieso sagt ihr das erst jetzt?"

Aufgebracht sprang ich aus dem Bett. Allein bis zum Bahnhof brauchte ich beinahe eine halbe Stunde und ich war nicht einmal angezogen. Mit dem Smartphone zwischen Schulter und Ohr schlüpfte ich in eine von Kageyamas Trainingshosen.

„Hast du an die Medikamente gedacht?", erkundigte ich mich bei ihm, während ich zunehmend hektisch wurde.

„Ja, alles eingepackt", versicherte er mir.

Herzbube ✔ [Kageyama Tobio, Haikyuu!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt