Kapitel 7 oder die Sache mit dem Training

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Wenn andere Leute ihm sagten, dass er einen grimmigen Gesichtsausdruck hätte, wiegelte er das stets ab, aber an diesem Morgen verstand er, was sie meinten. Fukuyoshi saß zwei Reihen hinter ihm und durchbohrte ihn förmlich mit Blicken. Er war sich nicht sicher, was er falsch gemacht hatte, also rutschte er nur unwohl auf seinem Hintern herum und vermied es, sie anzusehen.

„Ich weiß ja, dass diese Wollstrumpfhosen furchtbar jucken, aber wenn du nicht gleich stillhältst, fessle ich dich mit Klebeband an den Stuhl", zischte ihm seine Sitznachbarin zu.

Dann beugte sich Shirono vor, bis ihr Mund dicht neben seinem Ohr schwebte und er dem Impuls zurückzuweichen beinahe nicht länger widerstehen konnte. „Wieso starrt Kageyama dich an, als würde er dir am liebsten den Hals umdrehen?", fragte sie neugierig.

Wenn er das nur wüsste!

„Seit wann interessiert er sich überhaupt für dich? Du hast doch sowieso nur Augen für diesen orangehaarigen Zwerg."

Kageyama spürte, wie er rot wurde, das Blut stieg ihm bis in die Ohren.

„Ich mag Hinata überhaupt nicht", sagte er ein bisschen zu laut und er spürte, wie ihn einige Mitschüler neugierig ansahen.

Verflucht nochmal.

Woher wollte sie das überhaupt wissen, sie kannte ihn ja nicht mal richtig!

Es dauerte einige Sekunden, bis ihm aufging, dass Shirono ihn für Fukuyoshi hielt. Prompt wurde er noch röter. Er konnte es sich nicht verkneifen, einen neugierigen Blick über die Schulter zu werfen. Sie sah ihn nicht länger wütend an, sondern hatte die Hände über dem Kopf zu einem Dach zusammengeschlagen und versteckte sich darunter. Kageyama war sich nicht sicher, ob es ihr einfach nur peinlich war, oder ob sie Hinata tatsächlich mochte.

Er hatte sich bisher nie Gedanken darüber gemacht, ob jemand auf Hinata stehen könnte und es kam ihm albern vor, dass es ihn wurmte. Fukuyoshi kannte Hinata doch kaum!

„Ich finde, er sieht ganz entzückend aus, wenn er so böse in unsere Richtung schaut", seufzte Shirono verträumt.

„Wer?", fragte Kageyama und sah sich um.

Außer Fukuyoshi sah ihn zum Glück niemand so an, als würde er ihn gerne lynchen.

„Kageyama natürlich."

Er erstarrte auf seinem Stuhl und musste sich zurückhalten, nicht die Nase zu rümpfen. Er fand nicht, dass er besonders entzückend aussah.

„Jetzt guck doch nicht so schockiert, er hat nun mal ein hübsches Gesicht. Du hast ja wohl auch keinen besseren Grund, Hinata zu mögen."

Sofort hatte Kageyama das Bedürfnis sich zu verteidigen. Stattdessen gab er einen Laut von sich, den man deuten konnte, wie man wollte. Er hatte nicht vor, Shirono auf die Nase zu binden, dass er genug Gründe hatte, Hinata zu mögen. Nicht, dass er in ihn verliebt wäre. Sie waren nur Freunde. Er musterte Fukuyoshis Hände und war versucht, an den Nägeln zu knabbern, weil ihn das vielleicht von seinen wirren Gedanken abgelenkt hätte. Stattdessen versuchte er, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber es wollte ihm nicht recht gelingen. Eigentlich gelang es ihm nie, was nicht zuletzt daran lag, dass es ihn schlichtweg nicht interessierte.

Als er es irgendwann nicht mehr aushielt, blind die Tafel anzustarren, drehte er sich noch einmal nach Fukuyoshi um. Sie sah nicht länger wütend aus, sondern warf ihm einen resignierten Blick zu. Kageyama beschloss, in der Pause mit ihr zu reden. Der Gesichtsausdruck stand ihr nicht sonderlich.

♡♡♡

„Wieso hast du eine Decke um den Hals?", fragte ich Kageyama, als er sich in der Pause meinem Tisch näherte.

Herzbube ✔ [Kageyama Tobio, Haikyuu!]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt