Kapitel 36

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{Kapitel 36:}




Ich zuppelte die ganze Zeit an meinem Outfit rum. Ich konnte einfach nicht ruhig bleiben. Noch eine Stunde bis zum Spielbeginn und davor muss ich noch den Auftritt hinter mich bringen. Ich fühle mich einfach nicht wohl und ich wüsste auch nicht was das ändern würde. Immer wieder zog irgendwo an meinem Outfit rum, um es einfach auf die richtige Position zu bringen.
Ich wurde gerade verkabelt. Ein ungewohntes Gefühl. Seit Monaten war ich nicht mehr auf der Bühne und jetzt soll ich das wieder machen. Einfach so. Wäre es das gewohnte Publikum, dann wäre es auch nur halb so schlimm. Aber jetzt sollte ich vor neuem Publikum auftreten. Publikum welches zu 100% hinter deren Fußballmannschaft steht. Und auch hinter jedem Spieler. Und nun komm ich. Die anderen beiden kennen sie schon und sie sind von den beiden einfach nur begeistert. Wie soll ich denn da jetzt noch nachlegen. Das schlimmste ist ja noch dazu, dass beide Mannschaften gleichzeitig mit mir auf den Platz gehen werden. Das heißt Julian und ich werde uns gegenüber stehen und ich werde mich Safe noch blamieren. Wir haben zwar gestern Abend noch kurz geschrieben, aber trotzdem ist es komisch zwischen uns. Vor allem seit Miri und Alina wissen, dass ich ihm alles erzählt habe, habe ich das Gefühl als würde die beiden sich irgendwas zusammen reimen, was gar nicht da ist. Julian und mich als Pärchen würde es niemals geben. Wir sind zu unterschiedlich, dass hat ja wohl mittlerweile gemerkt. Trotzdem bleiben mir diese Sprüche von den beiden Mädels im Kopf hängen. Wird Julian wirklich Augen machen, wenn er mich sieht? Also ich meine ja nur. Ich frage mich das einfach nur so und nicht, weil da irgendwie das Interesse oder so besteht. Es sollte mir egal sein. In ihm werde ich hoffentlich nur einen guten Freund finden und mehr nicht.
Ich zappelte anscheinend die ganze Zeit rum, denn irgendwann griff jemand nach meiner Hand.

„Celli, beruhige dich. Du wirst gleich super performen! Mach dir keine Sorgen. Du siehst toll aus und wenn du dich mal ein wenig umschauen würdest, würdest du sehen, dass viele Augen auf dir liegen. Zeig denen da draußen die selbstbewusste Celine.", sprach mir Miri Mut zu.
Ich lächelte schwach.

„Hey, was ist los?", fragte sie sofort besorgt.
Ich schüttelte nur den Kopf.

„Hey Maus, kann ich irgendwas machen, damit du mit einem echten Lächeln hier stehst?", fragte sie weiter.

Ich konnte gar nicht antworten. Die Mannschaft lief gerade raus, um sich aufzuwärmen. Und dort trat auch Julian mit Marco zusammen aus der Tür. Beide in ihren dunklen Aufwärm-Klamotten. Und beiden stand es natürlich ausgezeichnet. Nur mir wurde natürlich keines Blickes gewürdigt. Sie liefen strickt nach draußen. Nur Erling gesellte sich kurz zu uns, um Alina kurz etwas zu zu flüstern. Miri und ich mussten grinsen. Wenn aus den beiden nichts wird, dann weiß ich auch nicht. Auch Erling verschwand dann auch.

„Celli, ist wirklich alles okay?", fragte dann Miri wieder.

„Ich bin einfach nur nervös, dass ist alles.", erwiderte ich und zwang mich zu einem Lächeln.
Wäre jetzt mein Bruder hier, er würde es merken, dass es kein echtes Lächeln ist. Miri und Alina merken, dass zwar auch, aber auch nicht immer.
Er hätte jetzt die richtigen Worte , die mir nochmal Mut gaben. Ich wollte einfach top performen und Jannis, Jascha, Kai zeigen, welchen Job ich wirklich ausführe. Stimmt, die drei sind irgendwo hier im Stadion. Denen werde ich es so zeigen.
Die Jungs kamen gerade zurück vom Aufwärmen. Sie werde sich jetzt umziehen und dann würde es auch losgehen. Gegen Hertha.

„Okay, gleich gehts los.", rief Chris.
Miri nahm Alinas und meine Hand und drückte sie. Das war das Zeichen, für unsere Tradition. Wir stellten uns in einen Kreis, arm in arm und riefen « We are sisters!». Es war seit Jahren unsere Tradition.
Als das erledigt war knuddelten die beiden mich nochmal.

„Ganz viel Glück Celli. Du packst das. Wir glauben an dich. Wenn was ist retten wir dich.", sprach Miri mir zu.

„Mausi, vergiss die Hater und genieß diesen Moment. Dieses Stadion ist einfach magisch. Es ist einzigartig, genauso wie du. Zeig denen das du eine Power-Frau bist.", sagte dann noch Alina und bei ihren Worten musste ich wirklich lächeln. Ich war aufgeregt und das zu Recht. Meine Hände fingen an zu zittern, genauso wie meine Knie. Und jeden Moment würden sie wahrscheinlich noch nachgeben.

„Julian, komm mal.", rief Alina.

„Alina, was soll das?", fragte ich leise und schaute sie entsetzt an.

„Ich denke, du brauchst gerade jemanden, wo du Halt findest und ich denke, dass er genau der Richtige dafür ist.", sagte sie.

„Da will wohl noch wer mit dir reden.", sagte Miri.
Ich drehte mich um und sah Julian, der kurz vor mir zum halten kam. Im Augenwinkel sah ich, wie Alina und Miri ihm versuchen ohne etwas zu sagen vermitteln wollten, dass ich ihn gerade brauche. Julian erwiderte das nur mit einem Grinsen und einem leichten Nicken.

„Wir lassen euch dann mal kurz alleine.", sagte Miri und zog dabei Alina mit sich.
Schon waren sie weg und ich stand mit Julian dort alleine. Mein Blick richtete sich auf meine Hände, die immer noch am zittern waren. Komm Julian, lass mich einfach stehen. Das wäre wohl das einfachste.
Und danach würde ich mich dann in der nächst besten Ecke übergeben. Auch nah tolle Vorstellungen. Erste Auftritt im Stadion und erstem kotzen. Schlagzeilen hätte ich sicher und dann wäre es auch egal, wie der BVB spielt. Ich würde es vor denen zu den Kritikern schaffen. Natürlich nur wieder eher ins schlechtere. Wie ich es hasse.

„Hey Celli?", hörte ich Julians sanfte Stimme und sah wie er meine Hand nahm. Ich blickte auf und schaute mal wieder in diese krassen blauen Augen. Weiß dieser Junge eigentlich, was er für Augen er hat? Wahrscheinlich nicht.

„Ist alles okay?", fragte er. Ich schüttelte langsam den Kopf. Was bringt es ihn noch anzulügen? Ich meine ich habe keine andere Wahl. Er merkt doch, wenn ich ihn anlüge.

„Was ist denn los?", fragte er und schaute mich sofort besorgt an.
Ja, Julian Brandt, der Fußballspieler, schaut mich besorgt an.

„Ich...ich...Mir ist einfach schlecht und wie du vielleicht merkst zitter ich ganz schön.", erwiderte ich leise. Nebenbei sank mein Blick wieder auf meine Hände.

„Celli, du brauchst nicht nervös sein. Weißt du eigentlich, wie hübsch du aus siehst? Jeder Mann hier im Raum starrt dich an, weil einfach wunderschön aussiehst. Du wirst da gleich rausgehen und denen zeigen wer du wirklich bist okay?", sprach Julian mir Mut zu.
Bei seinen Worten musste ich einfach lächeln. Hatte er mich gerade hübsch genannt?

„Dein Lächeln ist viel schön, wenn es von Herzen kommt."

„Aus welchen Buch haste den Spruch jetzt schon wieder geklaut?", fragte ich grinsend.

„Scheiße, bin ich gerade aufgeflogen?", fragte er gespielt entsetzt und brachte mich so zum Lachen. Jedoch verstummte es wieder schnell.

„Aber es ist doch noch irgendwas.", harkte Julian weiter nach.
Woran hat er das jetzt bitte gemerkt.

„Was ist wenn ich nicht gut genug bin? Wenn mich eure Fans nicht mögen? Was ist wenn ich mir selber nicht gerecht werde.", gab ich verzweifelt von mir.
Julian schaute mich entsetzt an.

„Sowas fragst du dich bitte nie wieder! Du wirst da draußen gleich glänzen und die beste Performance liefern.", erwiderte er und legte dabei seine Hände auf meine Schultern.
„Und weißt du was du noch machen wirst. Du singst gleich für deinen Bruder. Du lebst für ihn jetzt weiter und es war für ihn sicher ein Traum, hier im Stadion zu stehen. Genau das wirst du jetzt für ihn machen!", fügte er hinzu und ich lächelte. Noch dazu war ich kurz davor in Tränen auszubrechen.

„Nicht weinen! Das hatten wir vorgestern erst.", hielt mich Julian davon ab.
Ich umarmte ihn stürmisch. Ich wusste nicht genau, ob es gerade richtig war, aber suchte Halt bei ihm.

„Dankeschön Julian", nuschelte ich gegen seine Halsbeuge.

„Nicht, dafür.", erwiderte er.

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Wie süß sind denn die beiden? Aber was wird als Nächstes passieren? Wird der Auftritt gut?

Different | [Julian Brandt Story]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt