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Ich stand angespannt im Bad von Jungkooks Wohnung. Mit klopfendem Herzen und schweißnassen Händen, wusste ich, ich musste bald mit dem älteren reden. Es war langsam Zeit ihn loslassen zu müssen. Und auch wenn ich noch lange nicht bereit dazu war... würde es wohl oder übel heute sein, dass ich auf ihn zu gehe, um mich dann wieder von ihm zu entfernen.

Mir auf die Lippe beißend ging ich ins Wohnzimmer, wo Jungkook an seinem Handy saß. Bedrückt setzte ich mich neben ihn. Ich sah ihn bedauernd in das noch strahlende Gesicht und legte meine kühle Hand auf sein angewinkeltes Bein.

Es stürmte draußen. Der Regen und der Wind peitschten gegen die nassen Fensterscheiben an diesem späten Abend. Und so wie es wohl möglich Jin interpretiert hätte, so würde dies eine Warnung sein. Die Warnung, dass ich es nicht machen sollte. Doch ich glaubte nicht an sowas. Vielleicht war das auch nur die Warnung vor dem Unglück. Vielleicht war dieser regnerische Tag einer der letzten, die gut enden würden - wenn man mein Vorhaben unbeachtet lässt.

Direkt regierte der ältere und legte sein Handy weg, um mir die Aufmerksamkeit zu schenken. Er lächelte breit, doch dieser wunderschöne Gesichtsausdruck - den ich wohl möglich nie wieder sehen werde - verschwand, als er meinen traurigen Blick sehen konnte. „Taetae was ist denn los?", fragte er besorgt und legte seine warme Hand auf meine Wange, um über diese sanft zu streichen. Sofort entstand eine Gänsehaut auf meiner kühlen Wange. Mein Herz klopfte stark, als ich nervös seufzte und nach unten sah. „Jungkook... wir müssen reden.", murmelte ich traurig. Der ältere kicherte leise, ehe er sagte: „Das tun wir doch gerade. Sag schon! Was bedrückt mein kleinen Engel?"

Mein Herz... es zerbrach. Wieso machte er es mir denn nur so schwer? Wieso konnte es denn nicht einmal perfekt für uns laufen? Dann müsste ich mich nicht von der Liebe meines Lebens trennen. Wieso musste das Schicksal gegen uns sein?

„Jungkook... ich will das nicht mehr."

Sofort bildeten sich Tränen in meinen Augen. Und auch der ältere schien sich anzuspannen, fragte jedoch, was ich damit meinte. Ich wollte es nicht wahrhaben, was ich gleich sagen würde. Ich war wie in Trance, als würde mich jemand steuern. Ängstlich sah ich mit bebender Unterlippe zu ihm auf. „Ich denke...", keuchte ich und griff stark mit meinen Fingern in meine Beine, damit ich nicht ins Schluchzen verfallen würde. „Ich denke... wir sollten schluss machen."

Man konnte sehen, wie Jungkooks Herz zersprang. In viele tausend Teile. Man konnte es in seinen Augen sehen, diese so viel Trauer und Schmerz ausstrahlten, dass es mir zusätzlich in der Brust wehtat. Ich wollte ihn nie unglücklich sehen. „Was?", hauchte er etwas benommen und blinzelte schnell, als würde er denken sich verhört zu haben. Doch das hat er nicht.

„Lass uns es nicht schwerer machen, als es ist, Kookie. Wir wissen beide, dass du nichts gegen die Hochzeit - geschweige denn deinen Vater - machen kannst. Es wird nur noch schlimmer."

Jungkook schüttelte benommen seinen hoch roten Kopf. Er griff nach meiner Hand und drückte sie feste. „Nein Taetae. Nein! Wir kriegen das hin! Wie hauen ab! Irgendwo hin! Wir... wir schaffen das!", panisch brabbelte er die Worte wie im Wasserfall. Tränen kullerten ihm massenhaft über die Wangen und panisch rückte er an mich ran, während ich genauso panisch wieder von ihm weg rückte. „Es tut mir Leid, Kookie."

„Nein!", schrie er, als ich dabei war aufzustehen. Er hielt mich am Handgelenk fest und wollte mich an sich ziehen, doch ich entzog mich seiner Umklammerung. Er selbst sprang auf und sah voller Angst zwischen meinen brennenden Augen hin und her. „Das kannst du nicht machen Taehyung! Lass mich bitte nicht alleine, wie ich es dir angetan habe! Bitte!", flehte er und griff wieder meine Hand.

Und genau das war es. Ich würde ihn alleine lassen, bevor er es tun würde. Ich würde ihm das wegnehmen, womit er mich zutiefst verletzten kann.

Wieso? Wieso macht er es so schwer? Mein Kopf dröhnte. Es tat so weh! Meine Brust - mein Herz - tat so weh. Doch manchmal muss man Dinge tun, die richtig sind, auch wenn man sie im ersten Moment für falsch hält und sie unheimlich dolle schmerzen.

„Ich liebe dich Jungkook. Vergiss das nicht. Aber bitte lass mich los. Bitte behalte mich nur noch in deiner Erinnerung. Als Taetae, der Erdbeeren fast genauso liebt, wie dich. Als der Junge, der für dich alles machen würde. Bitte sei nicht böse auf mich. Bitte... ich flehe dich an und behalte mich in guter Erinnerung in deinem Herzen.", hauchte ich und legte meine freie Hand an die Umklammerung um mich aus dieser sanft zu entfernen.

Wir beide weinten. Unsere beiden Welten brachten zusammen. Doch es war das richtige. Dachte ich...

„Ich liebe dich.", hauchte ich gegen seine Tränennassen Lippen. Ich würde ihm jede Sekunde verfallen, würde ich jetzt nicht verschwinden. Leicht legte ich das letzte mal meine Lippen auf seine. Nur ganz kurz, ganz zaghaft gab ich ihm einen letzten Kuss, ehe aus seiner Wohnung und somit aus seinem Leben verschwand.

Für immer.

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es fängt mit einer Trennung an und hört mit einer auf. Oder doch nicht? Maybe kriegen sie es ja doch noch hin

maniac | gguktae ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt