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Ich war glücklich, weil ich in dem Moment vergaß, was eigentlich mein Problem war. Wie früher saßen Jungkook und ich früh morgens in seinem Auto und fuhren gemeinsam zur Uni. Es würde alles besser werden, sagte ich mir. Alles würde sich zum guten wenden. Doch was wenn nicht? Was passiert, wenn Jungkook die Entscheidung trifft Mina zu heiraten? Ich würde in ein Loch fallen, wo ich nie mehr rauskommen würde. Ich sollte ihn seine Entscheidung abnehmen, sodass ich selber damit Abschließen kann.

„Worüber denkt dein Köpfchen wieder nach, Taetae?", ertönte nach einer Weile die herzliche Stimme meines Freundes. „Nichts... nur...", seufzte ich, ehe der ältere nach meiner kalten Hand griff, um sie in seine zu nehmen. Sanft streichelte er über meinen Handrücken und legte sie zusammen mit seiner auf die Kuplung. „Mh? Taetae du kannst mir alles sagen. Was bedrückt dich?", fragte er einfühlsam.

„Ich habe Angst, Kookie.", es bildeten sich Tränen in meinen Augen, als ich diese drei Wörter aussprach. Sofort sah Jungkook mit geweiteten Augen zu mir, als wir auch schon am Campus ankamen. „Ich habe Angst vor den Konsequenzen, wenn wir kämpfen. Wir sind so Machtlos."

„Sag das nicht."

„Aber es ist so, Jungkook! Was soll ich machen, huh? Ich liebe dich verdammt nochmal und wenn du dich für deine Familie entscheidest und gegen mich, dann wird mich das kaputt machen!", schrie ich verzweifelt, während sich Jungkooks Miene immer deutlicher verdunkelt und mir dadurch einen Schauer über den Rücken fuhr.

„Mich doch auch! Denk nicht nur an dich, Taehyung. Ich muss mich zwischen meinen liebsten Menschen entscheiden müssen! Denkst du mir gefällt das?! Du bist egoistisch, wenn du sagst es lohnt sich nicht zu kämpfen! Du denkst nur an dich, nicht an mich!"

„Ich denke an dich!! Du sollst dich nicht entscheiden müssen!"
Wir beide sahen uns mit Tränen in den Augen an. Seine Hand umgriff feste die meine und ich sah, wie sich sein ganzer Körper verkrampfte.

„Ich will dich nicht verlieren, aber meine Familie genauso wenig.", hauchte er bedrückt und sah erschöpft nach unten zu unseren Händen. „Du musst dich nicht entscheiden. Genießen wir die Zeit die wir haben.", murmelte ich und hob meine Hand an seine Wange, um sein Gesicht wieder anzuheben. Er sollte mir in die Augen schauen. „Ich liebe dich. Ich liebe dich so verdammt sehr und wenn du glücklich bist, dann bin ich's auch. Aber egal wie du dich entscheidest du würdest nicht glücklich sein."

Langsam beugte ich mich vor, um sanft meine Lippen auf seine zu legen. Mit einem Kuss löste sich das Gefühl der Unbesiegbarkeit in mir auf. Als können wir alles bewältigen, auch wenn das nicht so ist.

Vorsichtig lösten wir uns wieder voneinander und sahen uns verliebt in die Augen. „Ich liebe dich Taetae. Aber sag sowas nicht. Wir schaffen das... gemeinsam."

Ich lächelte ihn lieb an, ehe wir ausstiegen und gemeinsam richtung Eingang liefen. Doch diese Zufiredenheit, die sich in meinem ganzen Körper mit diesem Kuss und Jungkooks Nähe ausgebreitet hatte, verblasste in einem Moment, als man seinen Namen rufen hörte.

„Jungkook~.", abrupt blieb mein Freund stehen und sah mit großen Augen in die Richtung von einem Mädchen, was wohl schöner war als Aphrodite. Ihr langen, dunklen Haare glänzten durch die Sonne, ihre perfekt geschwungenen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

Ich stand perplex da und sah mit an, wie sie Jungkook um den Hals fiel und ihn eine innige Umarmung zog. Und er tat nichts. Er stand wie angewurzelt da und gab keinen Ton von sich. War dieses Mädchen wieder eine von seinen „Freundinnen" oder gar Mina?

„Du antwortest mir nicht mehr. Was ist los, mein schöner?", fragte sie und strich ihm seine Haarsträhnen hinters Ohr. Mein Herz zog sich stark zusammen. Vielleicht war das was er mir gestern gesagt hatte eine Lüge und mit Mina war doch alles anders abgelaufen, als gedacht.

Viele Gedanken kamen in mir auf und stauten sich in meinem Kopf, sodass ich schon dröhnende Kopfschmerzen bekam. Mein Herz schmerzte und mein Bauch tat weh. Ich hatte Angst er würde mich verlassen.

Tränen bildeten sich in meinen Augen. Tränen der Verzweiflung. Liebt er mich wirklich, oder spielt er nur mit mir? Wird er mich verletzten? Ich müsse ihn vorher aufhalten - bevor er mich verletzen kann.

„Nun sag doch was, Kookie. Ich habe dich vermisst.", fragte sie ihn wieder, als er sie geradezu nur anstarrte und keinen Ton von sich gab. Das Mädchen löste sich leicht traurig wieder von ihm und am liebsten hätte ich sie schon früher von ihm weggezerrt. Doch in mir tat alles weh. Ich war so kraftlos, dass ich nichtmal weglaufen konnte.

„E-Es tut mir Leid.", krächzte der ältere nach einer Stille. Er war deutlich angespannt. Nur stellte sich die Frage weshalb er dies war. Ich hatte Panik ich hätte ihm nicht vertrauen sollen. Denn er würde mich verletzten.

„Was tut dir Leid, Kookie?", die langen Finger des älteren Mädchens legten sich sanft auf die Schulter meines Freundes. Für sie sei ich wohl unsichtbar, denn sie schenkte mir keine Beachtung. Ich war wie Luft.

„Dass ich dich vergessen hatte.", Jungkooks Verspannung schien zu verschwinden und er kratzte sich unangenehm am Hinterkopf. „Ich hatte Mist gebaut und musste erstmal viele Dinge richten.", erklärte er ihr mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, ehe er sich zu mir drehte und plötzlich nach meinen Händen griff und mich zu sich zog.

„Das ist Taetae. Wir konnten alles klären und ich darf ich wieder meins nennen."

Die Augen des Mädchens weiteten sich. Verwirrt schaute ich drein. „Oh mein Gott. Du bist der Märchenprinz von dem Kookie mir die Ohren vollgeweint hat.", kicherte sie und schlang nun auch um mich ihre Arme.

Und auch wenn doch alles gut schien - müsse ich für immer in Angst leben, dass Jungkook mit diesem Mädchen was nun was hatte? Ich seufzte hörbar aus, denn ich wusste wir würden es nicht schaffen zu kämpfen.

Und damit stand meine Entscheidung fest.

——
sobbing

maniac | gguktae ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt