„Euch?", lachte Gloin, „Drei Weiber?"
„Erstmal", fauchte ich, „es heißt Damen und nicht Weiber. Und wer sagt bitte, das Mädels nichts draufhaben? Ihr sagt selbst, dass ihr nicht die Klügsten seid. Da könnten wir aushelfen, wir haben gerade das Abi... also wir sind fertig mit der Schule. Und haben gut abgeschnitten."
Ich glaube, in Mittelerde existiert das Vorurteil noch, dass Bildung eher etwas für die Jungs war. Denn mit unseren guten Abschlusszeugnissen ließen sich die Zwerge nicht überzeugen.
Doch da kam Anna auf die rettende Idee. Ohne zu Zögern zog sie ihr Smartphone aus der Tasche ihres Hoodies.
„Wir haben diese wundersamen Artefakte", rief sie und hielt ihr Handy in die Höhe, „sie besitzen Zauberkräfte, die ihr noch nicht einmal zu erträumen wagt!"
Nun brachen die Zwerge, sogar Gandalf, in schallendes Gelächter aus. Na super. Wir hatten echt keine Autorität hier in diesem Haus. Doch davon ließ sich Anna nicht beunruhigen. Auch wenn sie normalerweise eher ruhig war, wenn sie wütend war, konnte sie auch richtig aus sich herauskommen. Und nichts macht sie so wütend wie ausgelacht werden.
„Wir können das Tageslicht darin speichern", verkündete sie und schaltete die Taschenlampenfunktion ein. Sofort wurde das dämmrige Esszimmer in gleißendes Licht getaucht, und Kili hielt sich erschrocken die Augen zu.
„Daneben können sie Geräusche, Bilder und sogar Bewegungen speichern und archivieren", fuhr Anna selbstsicher fort.
„Das reicht. Genug Hexenwerk", grummelte Thorin, doch irgendwie sah er ein wenig beeindruckt aus, wenn mich nicht alles täuschte.
„Bitte, lasst uns mitkommen", bat ich, „unser Ziel liegt auf eurem Weg und wir möchten nicht alleine losziehen."
Gespannt sah ich in die Runde. Bitte, bitte, bitte!
„Ich muss sagen, diese Artefakte beeindrucken mich", schalt sich Kili vorsichtig ein, „und... die drei waren sehr nett. Sie kannten sogar unsere Lieder und warfen mit Gemüse um sich!"
Das war natürlich das Totschlagargument. Sie warfen mit Gemüse um sich.
Der Zwergenkönig tauschte einen Blick mit Gandalf und meinte dann: „Nun gut. Wenn ihr ohnehin in die Richtung müsst und mein Neffe euch sympathisch findet... Was, fürchte ich, bei vielen Damen der Fall ist, sollt ihr mitkommen."
„Jaaaaa", kreischte ich und hüpfte durchs Esszimmer, „vielen lieben Dank, du bist der geilste König von allen!" Auch Anna und Yara jubelten, bis Thorin jedoch bat: „Nun seid bitte leise, wir haben noch etwas wichtiges zu besprechen."
Wir wurden sofort wieder ernst und hockten uns mucksmäuschenstill an den Esstisch. Nicht, dass es sich Thorin noch anders überlegte!
Thorin wandte sich eindringlich an die Zwerge: „Wenn wir die Zeichen erkannt haben, glaubt ihr nicht, dass auch andere sie sehen? Die Gerüchte verbreiten sich bereits. Der Drache Smaug ward nicht mehr gesehen seit 60 Jahren. Blicke richten sich gen Osten zu dem Berg, abschätzend, überlegend, das Risiko abwägend. Der unermessliche Reichtum unseres Volkes liegt vielleicht schutzlos da. Sehen wir nun zu, wie andere sich holen, was rechtmäßig uns gehört oder ergreifen wir diese Chance und holen uns den Erebor zurück?" Mir kroch eine Gänsehaut über den Rücken, als die Zwerge zu jubeln begannen. Mein Gott, und wir waren live dabei! Was gab es schöneres?
„Ihr vergesst, das Haupttor ist verschlossen. Es gibt keinen Weg in den Berg hinein", warf Balin ein und musste damit mal wieder die Stimmung vermiesen. Doch Gandalf unterbrach ihn sofort: „Das, mein lieber Balin, stimmt nicht ganz", meinte er und zog einen Schlüssel hervor.
Thorin starrte den Schlüssel an und hauchte: „Wie bist du an ihn gekommen?"
„Dein Vater hat ihn mir anvertraut. Thráin. Ich sollte ihn verwahren. Er gehört jetzt dir" erwiderte der Zauberer und gab ihn dem Zwerg.
„Wenn es einen Schlüssel gibt, dann gibt es auch eine Tür", ließ Fili nun die wohl größte Weisheit der Filmgeschichte vom Stapel. Wow, danke, da wären wir nicht selber drauf gekommen.
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Im Pyjama durch Mittelerde
RandomUm ihren bestandenen Schulabschluss zu feiern, zelten die drei Freundinnen Charlie, Anna und Yara in einem Schrebergarten am Rand ihrer Heimatstadt. Am nächsten Tag wachen die Mädchen jedoch nirgendwo anders auf als im Auenland. Ausgehungert und ung...