„Oh. Mein. Gott. Das ist echt geil!", rief Yara, als wir alle drei vor der Tafel standen, die eben von ein paar Elben gedeckt wurde. Sie schleppten riesige Töpfe voller Salat, Gemüse, Brot und Obst heran und sogar die Harfen-Band hatte schon ihren Gig gestartet.
„Das ist ja noch besser als bei Dean & David", freute sich Anna und nahm schon Platz, „Euer Essensgeschmack gefällt mir!"
Das galt einem der Elben, der eben eine Platte mit Gemüsesticks vor ihr abstellte. Der junge (oder alte, wer wusste das schon so genau) Mann erwiderte ihr breites Grinsen jedoch nicht wirklich, worauf sie mit den Schultern zuckte und sich eine Karotte schnappte.
„Darf ich den Damen ein wenig Wein anbieten?", ertönte nun die Stimme eines anderen Elben.
„Ey, Ihr seht ja aus wie Ethan Torchio von Maneskin", rief ich, bevor ich genauer über meine Äußerung nachdachte. Oh Gott. Es war ja mal ziemlich unwahrscheinlich, dass Maneskin auch in Bruchtal Fans hatte... Und der Elb mit dem langen, seidig glatten dunklen Haar wirkte irgendwie so, als würde er Harfengeklimper bevorzugen.
„Ähh, das ist... ihr Verlobter", behauptete Anna schnell, die das zutiefst verwirrte Gesicht des Elben ebenfalls bemerkt hatte, „und ähm, ja, wir nehmen gerne etwas Wein."
Na toll. Mein ehemaliger Crush war nun Draco, verlobt war ich aber mit Ethan. Und nicht zu vergessen meine beste Freundin Bellatrix Lestrange. Was kam als nächstes? Meine Eltern waren Han Solo und Prinzessin Leia? Und mein Großvater damit Darth Vader? Zuzutrauen wäre es unserer Dummheit auf jeden Fall...
Das etwas Wein wurde dann jedoch ein riesiges Glas (im Ernst, wie viel soffen die Elben bitte? Dabei hieß es doch immer Alkohol würde die Hautalterung beschleunigen...).
In dem Moment kamen auch Elrond, Gandalf, Bilbo und die Zwerge zu uns.
Der Zwergenkönig musterte uns etwas kritisch, doch als er den Wein sah, glätteten sich seine Züge wieder etwas. Allerdings bemerkte er im nächsten Moment auch, aus was das Buffet bestand und sofort war der miesepetrige Gesichtsausdruck wieder da.
„Guten Appetit!", rief ich und häufte mir einen Berg von Salat, Karottensticks, Gurkenscheibchen und Erdbeeren auf den Teller. Anna und Yara taten es mir gleich, und wir warfen den Zwergen immer wieder amüsierte Blicke zu.
Denn die waren gar nicht begeistert von unserem Buffet.
Versuch es! Ein winziges Häppchen, nur zu", bemühte sich Dori, Ori zum Essen eines Salatblattes zu überzeugen. Doch er drehte das Blatt nur missmutig in den Händen und legte es dann weg.
„Nein, grünes Essen mag ich nicht", jammerte er wie ein bockiges Kleinkind. Dwalin war auch nicht besser, er wühlte mit seinen ungewaschenen Pranken im Salat und donnerte:
„Wo ist das Fleisch?"
„Die sind hier vegetarisch unterwegs, wusstet ihr das nicht?", fragte Yara und biss krachend in eine Karotte, „Also kein Fleisch. Das ist aber ohnehin ganz gut für euch, zu viel Fleisch ist nämlich gar nicht gesund. Und das sind wahrlich die besten Karotten, die ich je speiste!"
Ich kicherte und spuckte mein Radieschen beinahe wieder aus. Die Blicke der Zwerge waren wirklich Gold wert. Kili, der mir gegenüber saß, knabberte an einem Salatblatt und ich musste mich noch mehr zusammenreißen, nicht in einen Lachflash auszubrechen. Jetzt kam die Stelle. Ja, genau diese Stelle.
Kili hatte den hübschen Elb aus der Band schon längere Zeit beobachtet und zwinkerte ihm nun zu. Dann schenkte er ihm (oder ihr, wie er dachte) ein charmantes Lächeln, das prompt meinen Herzschlag ansteigen ließ. Oh shit, und ich dachte mit 18 wäre ich über fiktionale Crushs hinweg. Dabei galt dieses Lächeln ja nicht mal mir...
Dwalin sah Kili missmutig an, und neben mir biss sich Anna auf die Lippen, um den sich anbahnenden Lachflash unter Kontrolle zu halten.
Der junge Zwerg bemerkte wohl die etwas angespannte Stimmung, denn er wandte sofort den Blick vom Objekt seiner Begierde und meinte lässig:
„Nicht ganz mein Geschmack, die Elbenmädchen! Zu dünn. Die hohen Wangenknochen, die seidene Haut. Zu wenig Gesichtsbehaarung, finde ich. Allerdings... Die da ist nicht übel!"
Mit diesen Worten drehte er sich wieder zu dem armen, hormonell nun höchst verwirrten Elben um, der eisern sein Instrument weiter spielte.
„Das ist kein Elbenmädchen!", grinste Dwalin und zwinkerte Kili zu. Der verstand sofort, was ihm passiert war und als die Zwerge und wir drei in schallendes Gelächter ausbrachen, lief sein Kopf knallrot an.
„Sehr witzig", brummte er und blickte peinlich berührt auf die Tischplatte, „ich sagte ja, Elben sind nicht mein Typ."
„Tauriel left the chat", flüsterte Yara uns zu und kicherte.
Ich lachte ebenfalls und tätschelte dann mitfühlend Kilis Hand.
„Mach dir nichts draus. Ist mir auch schon passiert. Mein Lehrer für Math... äh, für Verteidigung gegen die dunklen Künste, hat mich in der ersten Stunde auch mit 'Junger Mann in der letzten Reihe' angesprochen!"
Der Zwerg lachte nun ebenfalls und musterte meine kurzen braunen Haare, die ich dringend mal wieder mit einem schönen Shampoo waschen sollte. Ich wusch sie zur Zeit nur noch mit einem Eimer Wasser, wenn wir an einem See oder Fluss rasteten, und das sah man ihnen wohl auch an. Sie standen jetzt vom Gefühl her in alle Richtungen ab... aber zum Glück hatte ich auf unserer Reise keinen Spiegel gesehen...
„Der war aber ziemlich dämlich", bemerkte Kili, „noch dämlicher als ich gerade... und wenn wir gerade schon so nett plaudern, welches Grünzeug könnt ihr mir empfehlen?" Okay, das war wohl der Themenwechsel des Jahrhunderts.
„Erdbeeren!", rief ich sofort, „auch wenn die ja rot sind und damit kein Grünzeug. Und die Gurken sind auch sehr gut!"
"Danke", meinte der Zwerg und schob sich eine Erdbeere in den Mund, "ja, die sind wirklich empfehlenswert. Noch besser als die in den blauen Bergen, aber das dürft mir meinen Onkel nicht hören lassen. Fili, die musst du auch einmal versuchen!"
Doch sein Bruder reagierte nicht. Denn er in ein angeregtes Gespräch vertieft. Mit Yara. Wow, das kam jetzt irgendwie überraschend. Auf unserer Reise hatten die beiden bis jetzt nicht so viel miteinander gesprochen, und gerade schüttelte sie sich vor Lachen über einen Witz, den der blonde Zwerg gemacht hatte. Und weil er mit Kili verwandt war, konnte der nicht mal so gut gewesen sein...
"Der Wein scheint Wirkung zu zeigen", stellte Kili trocken fest und hab sein Glas, "auf unsere Reise. Und auf das Leben!"
Er prostete mir zu. Ich erwiderte den Gruß mit meinem Weinglas und lächelte ihn an, obwohl sich in mir alles zusammenzog. Ich hoffte so sehr, dass er recht behalten würde...
Neues Update, wuhu! Danke für alle, die bei der Story mitmachen wollen <3 in den nächsten Tagen bzw. Wochen (sorry dafür haha) kommen dann die Kapitel, in denen eure Charaktere vorkommen :) Ich esse jetzt erst mal einen Lebkuchen 😎 Ich weiß, es ist Oktober, aber ich hab schon seit Wochen soo Hunger auf Lebkuchen und Spekulatius, dass ich mir einfach ein paar Packungen gekauft habe 😂
Schönen Tag euch noch 😊
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Im Pyjama durch Mittelerde
AcakUm ihren bestandenen Schulabschluss zu feiern, zelten die drei Freundinnen Charlie, Anna und Yara in einem Schrebergarten am Rand ihrer Heimatstadt. Am nächsten Tag wachen die Mädchen jedoch nirgendwo anders auf als im Auenland. Ausgehungert und ung...