35. Das Elbentor und die Entdeckung einer möglichen Superwaffe

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Beorn war wirklich freundlich gewesen. Er hatte jedem von uns ein eigenes Pony zur Verfügung gestellt, und massenweise Proviant eingepackt und Thorin noch ein paar Abkürzungen und Schleichwege erklärt, mit denen wir auf schnellstem Wege zum Düsterwald gelangen würden.

Das Haus des Hautwechslers hatten wir längst hinter uns gelassen, die Pferde galoppierten über die weiten Ebenen und mittlerweile konnte man am Horizont bereits die ersten Bäume des Düsterwaldes erkennen. Das bedeutete, dass Legolas, Tauriel und Thranduil nicht mehr weit waren. Und damit leider auch die Riesenspinnnen.

„Ich bin schon so aufgeregt", wisperte Yara mir in einer ruhigen Minute zu, „und übrigens, ich hab noch eine Geheimwaffe dabei."

„Was denn für eine Geheimwaffe?", fragte ich aufgeregt, „Etwa noch mehr Deo?" Die Erinnerung, wie wir die Warge damals durch den beherzten Einsatz von Sprühdeo vertreiben konnte, brachte mich auch heute noch zum Lachen.

„Besser",erwiderte meine Freundin grinsend, „Anti-Spinnenspray. Zu hundert prozent ökologisch abbaubar."

Anti-Spinnenspray? Oh man, das war ja genial!

„Wow Respekt, aber wieso hast du sowas dabei?", wunderte mich, doch da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Klar, wir waren ursprünglich zelten gewesen. Und Yara hasste Spinnen über alles, kein Wunder, dass sie ein solches Spray bei einem Campingausflug im Gepäck hatte.

„Ich hoffe nur, dass es auch bei solchen Größenordnungen weiterhilft", meinte sie mit einem Anflug von Besorgnis in der Stimme, „aber besser als nichts."

Ich nickte zustimmend und blickte dann wieder nach vorne. Wir waren fast da.

Einige Zeit später hatte Thorin, der unsere Gruppe anführte, den Wald bereits erreicht. Er parierte sein Pony durch, brachte es zum Stehen und sprang zu Boden.

Der Zwergenkönig sah noch düster drein, dass er dem Wald schon Konkurrenz machen konnte. Auch die Pferde waren weniger begeistert, meines scharrte nervös mit den Hufen und Kili war von seinem beinahe abgeworfen worden. Sämtliche Beruhigungsversuche schlugen fehl, die Tiere wurden immer aufgeregter, bis es Gloins schaffte, sich von ihm loszureißen und wiehernd davongaloppierte. Damit setzte das ein, was geschah, sobald ein Schüler begann, seine Tasche zu packen. Alle anderen Pferde – bis auf Filis Pferd, das schon ein ziemlich lahmes Tier war - taten es dem Ausreißer gleich, rissen sich los und rasten davon.

„Die Tiere haben Verstand", knurrte Dwalin, „mehr als wir, die tatsächlich narrisch sind und diesen Wald betreten."

„Wir haben keine andere Wahl", erklärte Gandalf geduldig und zeigte auf den schmalen Weg, der sich durchs Dickicht schlängelte, „Das Elbentor. Hier ist unser Pfad durch den Düsterwald. Ansonsten müssten wir 200 Meilen nordwärts gehen. Oder zweimal so weit nach Süden! Glaubt mir, der Pfad ist die beste Wahl."

Doch auch das überzeugte die anderen nicht gänzlich. Bilbo hatte die Bäume interessiert betrachtet und meinte nun besorgt: „Dieser Wald scheint irgendwie... krank zu sein. Als wäre er von einem Leiden befallen."

„Ein Leiden namens König Thranduil", murmelte Thorin bissig, doch die anderen gingen nicht auf seinen Witz ein.

Wir Fangirls betrachteten Gandalf neugierig. Aus den Filmen wussten wir, dass er gerade mit Galadriel via Telepathie chattete. Und uns gleich offenbaren würde, dass er einen anderen Weg nehmen wollte.

Und genau das geschah nun auch. „Fili, sei so gut und überlass mir deinen Gaul. Ich brauche es. Ich muss euch leider verlassen", rief er dem jungen Zwerg zu, der eben sein Pony zum Aufbruch bewegen wollte.

„Was? Ihr verlasst uns?", fragte Nori verwundert und blickte den Zauberer groß an.

„Ich würde es nicht, wenn ich nicht müsste", erwiderte er kryptisch, „Ich erwarte euch am Aussichtsposten vor den Hängen des Erebors. Bewahrt die Karte und den Schlüssel gut. Geht nicht ohne mich in den Berg! Der Wald ist nicht mehr der Grünwald von ehedem. Es fließt ein Bach durch den Wald, der einen dunklen Zauber trägt. Rührt das Wasser nicht an. Überquert ihn nur über die Steinbrücke. Selbst die Luft im Wald ist voller Sinnestäuschungen. Er wird versuchen, euren Geist in die Irre zu führen."

Im nächsten Moment saß er bereits auf dem Pferd, und der Hobbit fragte besorgt: „Unseren Geist in die Irre führen? Was soll das bedeuten?"

„Ihr müsst auf dem Weg bleiben. Kommt nicht von ihm ab. Wenn ihr es tut, werdet ihr ihn nie wieder finden. Was auch kommen mag, bleibt auf dem Weg!", erklärte Gandalf und ritt dann ohne eine Verabschiedung davon.

Wir anderen standen erst einmal da und blickten uns an. Klar, Gandalfs plötzlicher Aufbruch hatte die anderen ziemlich aus der Bahn geworfen. Und auch wenn ich durch die Filme längst Bescheid wusste – ich hätte mich tausendmal wohler gefühlt, wenn er uns in den Düsterwald begleitet hätte. Allein schon Legolas Reaktion auf uns wäre wohl eine andere, wenn Gandalf vor ihm stehen würde und nicht nur ein chaotischer Haufen von Zwerge und überforderten Fangirls.

Es war Thorin, der den Bann brach.

„Kommt", befahl er, „wir müssen den Erebor erreichen, bevor die Sonne am Durins Tag untergeht."

Mit diesen Worten betrat er den Pfad, der tief in den Düsterwald hineinführte.

Meine Freundinnen und ich tauschten aufgeregte Blicke und folgten Thorin dann. Mein Bauch kribbelte, meine drei Lieblingselben waren nicht mehr weit. Und mithilfe von Yaras Spray würden wir wohl auch mit den ekelhaften Riesenspinnen fertig werden! 

Im Pyjama durch MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt