„Er ist da", sagte Gandalf ernst öffnete die Tür. Draußen stand die schlechte Laune in Person aka Thorin Eichenschild. Er sah noch missmutiger aus als ich auf einer Familienfeier, und das will was heißen.
Der Zwergenkönig begann: „Gandalf. Hattest du nicht gesagt, dieser Ort sei leicht zu finden? Ich hab mich verirrt. Zweimal. Ohne das Zeichen an der Tür hätte ich es überhaupt nicht gefunden." Und er hatte anscheinend den gleichen miserablen Orientierungssinn wie ich...
Bilbo starrte verwirrt auf die Tür und fragte: „Zeichen? Da ist kein Zeichen. Sie wurde erst vor einer Woche neu gestrichen!"
Gandalf erwiderte: „Es gibt ein Zeichen, ich habe es selbst angebracht. Bilbo Beutlin, darf ich Euch den Anführer unserer Unternehmung vorstellen? Thorin Eichenschild."
Der blickte abschätzig auf Bilbo herab. Klar, dass er es mal genoss, auf jemanden herabzusehen. Das gönnte man ihm wahrscheinlich sonst nicht so häufig. „So, das ist der Hobbit. Sagt, Herr Beutlin, seid Ihr im Kampf erfahren?", fuhr er fort.
Der arme Hobbit war nun noch verwirrter und fragte: „Bitte, was?"
„Axt oder Schwert? Welche Waffe ist die Eure?", fuhr Thorin erbarmungslos fort und umkreiste Bilbo drohend.
Ich musste mir ein Kichern verkneifen, als der Hobbit antwortete: „Ich werfe eine ganz elegante Rosskastanie, wenn ihr es wissen wollt. Aber ich weiß nicht, inwiefern das von Bedeutung sein sollte." Eines musste man ihm lassen, schlagfertig war er. Aber natürlich konnte man mit einer solchen Antwort einen Thorin Eichenschild nicht überzeugen. Der stieß verächtlich hervor: „Dachte ich's mir! Eher ein Krämer als ein Meisterdieb."
Dies veranlasste die Zwerge dazu, in dezentes Gelächter auszubrechen. Wenigstens hatte er mit seiner fiesen Bemerkung gegen Bilbo die angespannte Stimmung ein wenig aufgelockert. Anna, Yara und ich standen im Hintergrund, halb im Esszimmer verborgen und beobachteten die ganze Situation. Nicht, dass sich der Zwegenkönig von uns gestört fühlte und gar nicht auf das Thema zu sprechen kam...
Die Zwerge und Gandalf setzen sich um den Tisch, während Bilbo und wir im Flur stehen blieben. „Alles wird gut, Bilbo", flüsterte ich dem Hobbit aufmunternd zu. Der verzog das Gesicht. „Seid bitte leise, ich will wissen, was die da drin zu besprechen haben", wisperte Anna, obwohl wir es dank den Filmen ja eigentlich wussten.
Balin fragte in diesem Moment: „Was gibt es Neues vom Treffen in den Ered Luin? Sind alle gekommen?"
Thorin nickte und erwiderte: „Ja. Abgesandte aller sieben Königreiche."
Sofort breitete sich Freude unter den Zwergen aus, nur Balin blieb nüchtern und brachte den aufkommenden Tumult wieder zum Schweigen.
„Und was haben die Zwerge aus den Eisenbergen gesagt? Schließt Dáin sich uns an?", fragte er und blickte Thorin abwartend an.
Der seufzte: „Sie werden nicht kommen." Dieses Mal breitete sich ein Murren unter den Zwergen aus und auch wir drei seufzten synchron.
„Sie sagen, diese Reise sei unsere Sache. Unsere allein", fuhr Thorin verbittert fort.
„Ihr geht auf eine Reise?", rief Bilbo überrascht.
Nachdem Gandalf den Hobbit um mehr Licht gebeten hatte und eine Karte vor sich ausgebreitet hatte, nickte Yara uns zu. Das war unser Einsatz. Unauffällig gesellten wir uns zu den Zwergen, die alle gebannt über der Karte hingen und sich nicht für uns interessierten.
Gandalf studierte die Karte und erklärte: „Weit im Osten hinter Gebirgen und Flüssen, jenseits von Wäldern und Ödland, liegt ein einzelner entlegener Berg."
„Der einsame Berg", las Bilbo vor und sofort spürte ich dieses nervöse Ziehen im Bauch. Es ging los!
Glóin erwiderte: „Ja. Óin hat die Zeichen gedeutet und die Zeichen besagen, die Zeit ist reif."
„Man hat Raben gesehen, die zu dem Berg zurück flogen, wie es geweissagt wurde", bestätigte dieser aufgeregt.
Gandalf, der alte Kiffer zündet sich eine Pfeife an und zitierte die Prophezeiung: „'Kehren die Vögel aus alter Zeit zurück zum Erebor, wird die Herrschaft der Bestie enden.'" Das Wort „Bestie" hätte er sich wohl besser gespart. Denn Bilbo rief sofort alarmiert: „Äh, welche Bestie?"
Bofur, der wohl schon ziemlich viel mitgemacht hatte, meinte relativ locker: „Oh, damit ist wohl Smaug der Schreckliche gemeint. Ehrwürdigstes und entsetzlichstes Verhängnis unseres Zeitalters. Fliegender Feuerspuker, Zähne wie Rasiermesser und Klauen wie Fleischerhaken. Mit einer Vorliebe für Edelmetall." Der Hobbit nahm das ganze wohl offensichtlich nicht so locker, er knetete nervös seine Hände und murmelte dann: „Danke, ich weiß, was ein Drache ist."
Ori, den ich persönlich auch ganz süß fand, rief enthusiastisch: „Ich hab keine Angst. Ich bin bereit. Den lass ich spüren, was eine Zwergenklinge ist, direkt in seinen Allerwertesten."
Bofur"Recht so, Ori!", stimmte Bofur zu, doch Dori wies ihn sofort Zurecht, indem er befahl: „Setz dich hin!"
Daraufhin taten die Zwerge das, was sie am besten konnten: In Unruhe ausbrechen. Mein Gott, die waren ja noch hibbeliger als meine Klasse nach einer Schulaufgabe...
Balin, der ziemlich pessimistisch (oder realistisch?) drauf war, erklärte: „Auch mit einer Armee im Rücken, wäre die Aufgabe schwer genug und wir sind nur dreizehn. Und weder dreizehn der Besten noch der Klügsten." Okay, immerhin verfügten sie über ein ordentliches Maß an Selbsteinschätzung. Naja, zumindest er. Die anderen ereiferten sich sofort.
„Hey, nennst du uns etwa dumm?", rief Kili empört.
Der ältere seufzte und meinte versöhnlich: „So habe ich das nicht gemeint!"
Fili brachte die anderen zur Ruhe und sagte: „Wir mögen nicht sehr viele sein, aber wir sind Kämpfer. Jeder von uns. Bis zum letzten Zwerg!"
Sein kleiner Bruder fügte hinzu: „Und vergesst nicht, dass wir einen Zauberer in unseren Reihen haben. Gandalf hat bestimmt schon hunderte Drachen getötet!"
Ehe der Zauberer diese Hoffnung zunichte machen konnte, rief Yara:
„Und ihr habt uns! Wir wollen zur Seestadt, das liegt ganz in der Nähe!" Sofort richteten sich alle Blicke auf uns. Mir wurde sofort ein wenig unwohl und ich blickte nervös auf meine Schuhe.
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Im Pyjama durch Mittelerde
De TodoUm ihren bestandenen Schulabschluss zu feiern, zelten die drei Freundinnen Charlie, Anna und Yara in einem Schrebergarten am Rand ihrer Heimatstadt. Am nächsten Tag wachen die Mädchen jedoch nirgendwo anders auf als im Auenland. Ausgehungert und ung...