Am nächsten Morgen half ich Bofur, ein Frühstück zuzubereiten. Ich hatte erfreut festgestellt, dass am Rande des Felsvorsprungs ein wenig Pfefferminze wuchs, aus der ich uns allen einen Tee kochte. Dazu reichten wir Brot und ein paar Äpfel. Ich fühlte mich sofort wie die Durchschnitts-Melody-Chantal aus der One-Direction-Fanfiction. Wer aß bitte Äpfel zum Frühstück? Okay, im Müsli schmeckten sie sehr gut, aber pur? Nein, das konnte ich einfach nicht.
Nach dem Essen sattelten wir die Ponys und setzten dann unsere Reise fort. Anna, Yara und ich ritten ganz hinten, was wirklich von Vorteil war. So konnte uns Thorin nicht tuscheln hören.
„Leute, jetzt mal ehrlich, wollt ihr hier bleiben? In Mittelerde meine ich?", flüsterte Yara, hoffentlich so leise, dass wirklich nur wir sie verstehen konnten.
„Ich denke schon", erwiderte Anna, „erst mal, ich bin kein Maulwurf mehr. Das ist schon ein großer Vorteil. Außerdem... meine Bewerbungen wurden alle abgelehnt und ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich nach den Sommerferien machen soll. Und wenn ich hier theoretisch Aragorn treffen würde..."
Sie ließ ihren Satz unvollendet, doch wir wussten natürlich sofort, wovon sie sprach.
„Ich könnte hier irgendwo einen Buchladen aufmachen", meinte ich, „und du Yara, gründest den ersten Kindergarten Mittelerdes."
„Ja", kicherte meine Freundin, „den nenne ich dann „Hobbithöhle" oder „Zwergenmine"! Das wird sicher der Renner! Im Ernst, solange du weißt schon welche Zwerge nicht sterben, will ich hier bleiben. Vielleicht gibt es ja gar keine Möglichkeit, nach Deutschland zurückzukehren!"
Daran hatte ich auch schon gedacht... und ehrlich gesagt vermisste ich meine Eltern und Bömbur schon ein wenig. Doch ich schüttelte den Gedanken an meine Familie sofort ab. Wir hatten erst mal eine Mission, und die lautete, Kili, Fili und Thorin vor dem Tod retten!
Wir überquerten weite, von Blumen übersäte Wiesen, die einen unglaublichen Duft ausstrahlten. Die Sonne schien warf auf meinen Rücken und mir tat nicht mal der Hintern weh. Doch nach einiger Zeit frischte der Wind plötzlich auf, die Sonne verlor langsam an Kraft und als wir schließlich einen Wald erreichten, setzte ein Wolkenbruch ein, der es in sich hatte.
„Fuck!", stöhnte Anna, „Wir haben gar keine Wechselklamotten oder so!" Da hatte sie allerdings recht... Ich war wirklich froh, dass wir nun durch einen Wald ritten, so waren wir wenigstens halbwegs vor den eiskalten Regentropfen geschützt.
Bofur, der alte Kiffer, versuchte seit einiger Zeit, seine Pfeife anzuzünden, was ihm allerdings nicht gelang. Auch bei den anderen Zwergen machte sich schlechte Stimmung breit, bis Dori irgendwann fragte: „Herr Gandalf? Könntet Ihr etwas gegen diese Überschwemmung tun?"
Gandalf zeigte sich allerdings wenig gnädig und winkte ab: „Es regnet, Meister Zwerg, und es wird weiter regnen, bis es aufgehört hat zu regnen. Wollt ihr das Wetter auf der Welt ändern, müsst ihr euch einen anderen Zauberer suchen." Oh Mann. Entweder, der Kerl hatte seine knallharten Prinzipien, oder – die wenig schöne Variante - er kannte einfach keinen Zauber gegen Regen. Aber wer mit dem Balrog klarkam, würde doch auch so einen kleinen Wolkenbruch beenden können, oder?
„Gibt es welche?", fragte Bilbo in dem Moment, „andere Zauberer?"
„Es gibt fünf von uns. Der höchste unseres Ordens ist Saruman, der Weiße. Und dann gibt es noch zwei blaue Zauberer. Deren Namen ich allerdings vergessen habe. Und einige andere, die in einer weit entfernten Welt leben."
„Und wer ist der fünfte aus unserer Welt?", wollte der Hobbit nun wissen.
„Das ist doch Radagst, der Braune, oder?", rief Anna von hinten, worauf Gandalf überrascht die Augenbraue hob und nickte.
„Ist er ein großer Zauberer oder ist er... mehr so wie du?", erkundigte sich nun Bilbo.
„Ey, Bilbo, jetzt diss mal den Gandalf nicht so!", lachte ich, doch der Zauberer ließ sich von der nicht ganz so taktvollen Frage des Hobbits nicht beirren.
„Ich finde, er ist ein sehr großer Zauberer", erwiderte er, „Auf seine Weise. Er ist eine sanfte Seele, der die Gesellschaft von Tieren vorzieht. Er wacht über die riesigen Waldgebiete, die sich weit im Osten erstrecken und das ist gut, denn das Böse wird immer wieder versuchen in dieser Welt Fuß zu fassen."
Irgendwie verstand ich Radagast. Dass er die Gesellschaft von Tieren der der Menschen vorzog. Eigentlich ziemlich sympathisch.
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Im Pyjama durch Mittelerde
De TodoUm ihren bestandenen Schulabschluss zu feiern, zelten die drei Freundinnen Charlie, Anna und Yara in einem Schrebergarten am Rand ihrer Heimatstadt. Am nächsten Tag wachen die Mädchen jedoch nirgendwo anders auf als im Auenland. Ausgehungert und ung...