21. Mammamia, ein betrunkenes Fangirl!

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Das war wirklich das lustigste Festessen, das ich je erlebt hatte. Ich konnte gar nicht sagen, was am besten war. Oin, der sein Taschentuch in seinen Hörtrichter stopfte, um das Harfengeklimper der Elben nicht mehr ertragen zu müssen.

Oder Yara, die irgendwann ihr Handy hervorholte, um Mammamia von Maneskin zu spielen, worauf der etwas beschwipste Fili schwungvoll auf die festlich gedeckte Tafel sprang, mit einem geschmeidigen Move alle Teller, Schüsseln und Boxen vom Tisch fegte und dann einen beeindruckenden Tanz vollführte.

Die Zwerge – bis auf den missmutigen Thorin – jubelten und klopften im Takt auf den Tisch, Anna, Yara und ich lagen vor Lachen beinahe unterm Tisch.

Die Elben – wie sollte es anders sein – blickten uns kritisch an.

Gandalf, Elrond, Bilbo, Balin und Thorin ließen sich von unserem chaotischen Treiben nicht beeindrucken und unterhielten sich leise. Worüber, wusste ich ja Gott sei Dank aus den Filmen.

Fast meinte ich, „Das ist Orcrist! Der Orkspalter", zu vernehmen, aber das war kaum möglich, so sehr beschallte die meiner Meinung nach fantastische Stimme von Damiano David Bruchtal. Wahrscheinlich kamen selbst die Bewohner Gondors noch in den Genuss unserer Musikauswahl.

Irgendwann – Nori steckte gerade etwas Besteck ein und Bombur fiel Essen aus dem Mund, was er mit einem Rülpsen quittierte, das kurz Maneskin übertönte – begann eine neue Episode der epischen Essenschlachten. Nur, dass dieses mal absolut überkultivierte Elben mit involviert waren, denen das natürlich gar nicht schmeckte.

„Das ist das beste Festessen ever!", rief ich gegen die Mischung aus Maneskin (mittlerweile La Pauro Del Buio) und dem Gebrülle der Zwerge an, „Vor allem der Wein!"

„Der Wein ist echt geil!", kreischte Yara und legte ihre Hand auf Filils Oberschenkel. Der Zwerg hockte mittlerweile wieder an seinem Platz, nach seiner Tanzeinlage musste er sich erst einmal mit etwas Rotwein wieder runterkühlen.

„Du bist geil!", brüllte er und Anna und ich schlotzten synchron unseren Wein wieder aus. Er hatte ja recht, aber von Fili ein „Du bist geil" zu hören war schon... seltsam?

„Ne, du bist viel geiler!", quietschte Yara und sprang übermütig auf, „Aber der Wein ist noch viel geiler als wir alle zusammen!"

Ich warf ihr einen etwas besorgten Blick zu. Ihre dunklen Locken standen etwas ab, ihre Wangen waren knallrot und ihre Augen glänzten, als hätte sie leichtes Fieber. Wobei es wohl eher ein Weinfieber war.

Oh Gott. Was waren wir nur für Freundinnen? Wir saßen seit Stunden neben ihr und merkten nicht, wie sie langsam aber sicher hackedicht wurde. Gut, das lag vielleicht an den Becher, die wir ebenfalls geleert hatten. Dabei spürte ich gar nicht mal so viel...

In diesem Moment bemerkte ich den kritischen Blick von Elrond. Er verzog kurz das Gesicht, wahrscheinlich war er betrunkene Frauen einfach nicht gewöhnt.

Fili war wieder auf der Tanzfläche verschwunden, und eben wollte auch unsere Freundin auf den Tisch klettern.

„Wollen wir einen Walzer tanzen?", rief sie aufgeregt, „Oder wenigstens Macarena?"

Das ging jetzt aber zu weit. Yara, die betrunken Macarena auf einem Tisch in Bruchtal tanzte. Irgendetwas sagte mir, dass ihr das morgen früh furchtbar peinlich sein würde.

„Wollen wir nicht langsam schlafen gehen?", versuchte Anna es in diesem Moment. Gut, offensichtlich hatte sie den gleichen Gedanken wie ich.

„Wieso schlafen? Fili und ich wollen doch Walzer tanzen! Oder Macarena!", empörte sich Yara. Mit Schrecken sah ich, dass sie bereits leicht schwankte und sich kurz am Tisch abstützen musste, um nicht kopfüber in eine Schüssel Wirsing zu fallen, die Filis Tekwando-Move irgendwie unbeschadet überlebt hatte.

Im Pyjama durch MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt