Die nächsten Tage verliefen leider ähnlich. Immer wieder durchbrach das schaurige Heulen der Warge die Stille, wir duckten uns panisch hinter irgendwelche Felsen und versuchten so unauffällig wie möglich unterwegs zu sein. So unauffällig wie man als Gemeinschaft aus 13 Zwergen, einem Hobbit, einem Zauberer und drei Mädchen – davon zwei im Schlafanzug – nur sein konnte.
Gandalf hatte Bilbo zu unserem Spion auserkoren, der immer wieder möglichst unauffälliig nach Orks und Wargen Ausschau hielt.
Gerade spähte er mal wieder die Gegend für uns aus, wir anderen warteten in einer Felsausbuchtung auf seinen Bericht. Die Stimmung war angespannt, nicht einmal Fili oder Kili erzählten ab und zu einen Witz. Ich hoffte, dass wir bald bei Beorn ankommen würden. Eine ruhige Nacht abseits von düsteren Bedrohungen würde uns allen mal wieder gut tun. Ich traute mich nicht einmal mehr, mit meinen Freundinnen zu reden – zu schwer lastete die ständige Anspannung auf uns.
Bilbo kam außer Atem angerannt.
„Und? Was gibt's?", flüsterte ich, „Wie nah ist die Meute?"
Der Hobbit antwortete keuchend: „Ich habe einen Bär gesehen, er schien die Orks genauso zu verabscheuen wie wir, denn er sah ihnen nach und brüllte ohrenbetäubend. Und was die Meute angeht... zu nah. Ein paar Wegstunden, mehr nicht. Aber es kommt noch schlimmer."
Auch wenn es kaum möglich erschien – sofort wurde die Stimmung noch angespannter und jeder malte sich sein persönliches Horrorszenario aus.
„Haben die Warge uns gewittert?", fragte Dwalin alarmiert und Gandalf rief besorgt: „Wurdest du gesehen?"
„Nein, das ist es nicht", erwiderte Bilbo und schüttelte den Kopf. Daraufhin lächelte Gandalf zufrieden und stellte mit einer nicht unbeachtlichen Portion Stolz in der Stimme fest: „Ah! Was habe ich euch gesagt? Mucksmäuschenstill."
Nun hagelte es erst mal eine Runde Lob für unseren Hobbit.
„Einem Meisterdieb angemessen", meinte Gandalf, „Hervorragend", freute sich Kili und Yara grinste: „Ein richtiger Macher!"
Doch Bilbo konnte sich nicht recht über die Lorbeeren freuen, er rang verzweifelt die Hände und rief: „Würdet ihr bitte mal zuhören?"
Wir verstummten augenblicklich und starrten ihn verwirrt an.
„Ich versuche euch zu sagen, dass da oben noch etwas anderes ist!"
„Was?", tat ich überrascht und blickte ebenso unruhig und besorgt um mich wie die Zwerge, „Etwa etwas noch schlimmeres als Orks oder Warge? Sowas gibt's?"
Nur Gandalf blieb ruhig und fragte: „Sprichts du von dem Bären, der den Orks nachbrüllte?"
Aha. Wusste ich's doch. Die erholsame Nacht rückte näher, würde ich sagen.
„J.. J, ja. Aber er war viel... größer als ein gewöhnlicher Bä . Viel größer!", stimmte der Hobbit eingeschüchtert zu. Gandalf nickte zufrieden.
Bofur rief empört: „Ihr wusstet von dieser Bestie?"
Der Zauberer reagierte nicht, und der Zwerg fuhr erbost fort: „Ich sage, wir machen kehrt!"
„Um von Orks geschnappt zu werden?", keifte Thorin, und es keimten erneut Unruhe und Gemurmel auf und mal wieder fühlte ich mich in einen Familienurlaub zurückversetzt, wenn wir mal wieder keinen Parkplatz fanden oder jemand Hunger hatte.
Einzig und allein Gandalf blieb cool. Aber er war halt auch Gandalf.
„Es gibt ein Haus", erklärte er, „Es ist nicht weit von hier und dort könnten wir Zuflucht suchen."
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Im Pyjama durch Mittelerde
De TodoUm ihren bestandenen Schulabschluss zu feiern, zelten die drei Freundinnen Charlie, Anna und Yara in einem Schrebergarten am Rand ihrer Heimatstadt. Am nächsten Tag wachen die Mädchen jedoch nirgendwo anders auf als im Auenland. Ausgehungert und ung...